Bücherkompass

Beiträge zum Thema Bücherkompass

Kultur

Neuer Band von Saša Stanišić
Proberaum des Lebens

Kürzlich ist Angela Krauß' Band mit dem ellenlangen Titel „Das Weltgebäude muß errichtet werden. Man will ja irgendwo wohnen“ erschienen, doch nun hat der 1978 in der bosnischen Kleinstadt Višegrad geborene Saša Stanišićs mit „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ die Länge des Buchtitels noch einmal getoppt. Beide Bücher passen in keine Genre-Schublade, haben etwas freischwebendes und kokettieren mit einem spielerischen...

  • Wattenscheid
  • 14.06.24
  • 1
Kultur

Caroline Wahls Roman „Windstärke 17“
Schwimmen im Nebel

Mit der Faszination des Wassers und der beinahe selbsttherapeutischen Wirkung des Schwimmens haben sich in jüngerer Vergangenheit schon John von Düffel und Annika Büsing in ihren Romanen beschäftigt. Die gerade einmal 29-jährige Schriftstellerin Caroline Wahl legt nun innerhalb eines Jahres schon den zweiten Roman vor, in dem Wasser und schwimmen ganz zentrale Motive sind. Ihr Debütwerk „22 Bahnen“ (2023) fand sofort den Weg in die Bestsellerlisten und wurde vom Buchhandel zum Lieblingsbuch des...

  • Wattenscheid
  • 04.06.24
Kultur

Paula Fürstenbergs Roman „Weltalltage“
Tomatensuppe und Depressionen

"Dies ist auch die Geschichte eurer Freundschaft und die begann 1999 in der siebten Klasse. Da hast du noch keine Selbstgespra?che in der zweiten Person geführt, da hast du noch ich gesagt, wenn du ich meintest. Da hatten Max und du überhaupt noch wenig Ahnung, welche Schwierigkeiten sich ergeben würden“, heißt es im zweiten, unter die Haut gehenden Roman von Paula Fürstenberg, in dem es um Freundschaft, Krankheiten und das Austarieren von Grenzen beim Schreibprozess geht. Die 1987 in Potsdam...

  • Wattenscheid
  • 28.05.24
  • 1
Kultur

Karl Ove Knausgårds Roman „Das dritte Königreich“
Keine Theorie, nur Praxis

Sein Arbeitseifer ist bewundernswert, sein literarischer Ouput gigantisch, er schreibt wie ein Uhrwerk. Während der Corona-Pandemie hatte der norwegische Erfolgsautor Karl Ove Knausgård eine neue Romanreihe begonnen. „Der Morgenstern“ (2022) war der erste Band mit knapp 900 Seiten Umfang, im letzten Jahr war „Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ mit kapitalen 1050 Seiten erschienen. Knausgårds Bücher sind schwere Kost und eignen sich nicht für die Lektüre zwischendurch. Die Riesenumfänge und...

  • Wattenscheid
  • 16.05.24
  • 1
Kultur

Angela Krauß' neuer Prosaband
Leben im Ungewissen

Der Titel dieses schmalen Bandes ist unkonventionell und herausfordernd zugleich – eine Einladung zu einer Reise gegen den Strom des poetischen Zeitgeistes. Die 74-jährige Angela Krauß, die 1988 mit dem Gewinn des Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preises den künstlerischen Durchbruch geschafft hatte, ist eine Meisterin der radikalen Verknappung. Vortrags- und Lesereisen führten sie an Universitäten in den USA und Kanada. An der Universität Paderborn war sie Gastdozentin für Poetik. Vor allem aber...

  • Wattenscheid
  • 07.05.24
  • 1
  • 2
Kultur

Zum Tod des Schriftstellers Paul Auster
Schreiben, um zu überleben

"Ich glaube, dass jeder Autor gewissen inneren Zwängen unterliegt. Ich jedenfalls verspüre den ständigen Druck, weiterzuschreiben, weiterzuarbeiten. Jedes Mal, wenn ich etwas abgeschlossen habe, fürchte ich, versagt zu haben", hatte Paul Auster in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" erklärt und uns 2017 ein ausladend umfangreiches Erzählwerk mit dem Titel „4321“ vorgelegt. Es war ein opulentes biografisches Verwirrspiel, ein höchst ambitioniertes literarisches Rätsel, ein...

  • Wattenscheid
  • 01.05.24
  • 1
Kultur

Jakob Augsteins Roman „Die Farbe des Feuers“
Zwischen Humor und Weltpolitik

"Ich habe immer schon geglaubt, dass die Vorstellung, dass wir Herr dessen sind, was wir tun, eine notwendige Vorstellung und ein Irrtum ist. Wir müssen das glauben, sonst bricht alles zusammen. Aber ich glaube, das ist Quark", bekannte kürzlich Jakob Augstein. Der 56-jährige Augstein, Miteigentümer des Spiegel-Verlags, Verleger und Chefredakteur der linken Wochenzeitung „Freitag“, gehört zu den schillerndsten Figuren in der deutschen Medienlandschaft. Er wuchs als Sohn des renommierten...

  • Wattenscheid
  • 26.04.24
  • 1
Kultur

Neuer Allende-Roman erscheint am 15. April
Samuel und Anita

Es kann mehr Fluch als Segen sein, wenn einem Schriftsteller mit dem Debütwerk gleich ein ganz großer Wurf gelingt. Günter Grass musste diese Erfahrung machen, weil er über lange Zeit stets an der "Blechtrommel" gemessen wurde. Nicht anders ergeht es der inzwischen 81-jährigen Isabel Allende, die mit ihrem Erstling "Das Geisterhaus" (1982) auch gleich einen Weltbestseller landete. Ihre Bücher haben eine Gesamtauflage von über 73 Millionen erreicht und wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt....

  • Wattenscheid
  • 10.04.24
  • 1
Kultur

80. Geburtstag des Schriftstellers Christoph Hein
Von Drachenblut bis Verwirrnis

„Ich wollte mit diesem Stimmen-Teppich ein Bild der Kleinstadt liefern, wo allein die Stimmen die Farben sind“, hatte Christoph Hein in einem Interview über seinen letzten Roman „Guldenberg“ (2021) erklärt, in dem er sich mit den kleinen und großen Feindseligkeiten in einer mitteldeutschen Kleinstadt auseinandersetzt. Die deutsch-deutsche Geschichte mit all den höchst gegensätzlichen Befindlichkeiten, die sie entfachte, wird Christoph Hein (vermutlich) nicht mehr loslassen. „Nach 1989 gab es...

  • Wattenscheid
  • 06.04.24
  • 1
Kultur

Vor 100 Jahren wurde Johannes Mario Simmel geboren
Gehirne und Herzen erreichen

"Ein Schriftsteller muss so schreiben, dass seine Sätze die Gehirne und die Herzen der Leser erreichen, damit sie mit Entsetzen und Zorn endlich ganz klar zu erkennen und mitzuleiden imstande sind." So idealistisch charakterisierte Bestsellerautor Johannes Mario Simmel, der nicht müde wurde, auf die aufklärerische Funktion der Literatur zu pochen, bis an sein Lebensende seine Rolle als Autor. Simmel, der am 7. April 1924 in Wien als Sohn eines Kaufmanns und einer Lektorin geboren wurde und...

  • Wattenscheid
  • 04.04.24
  • 1
Kultur

Zum 10. Todestag des Schriftstellers Urs Widmer
Gaukler, Fabulierer, begnadeter Erzähler

Ich habe das literarische Schaffen dieses absolut singulären Autors über mehrere Jahrzehnte begleitet. Darf man sagen, er war mir ans Herz gewachsen? Diese Mischung aus Schelm, Poet und Harlekin. Ich weiß es heute zu würdigen, dass mich die von mir hoch geschätzte Ruth Geiger, die langjährige Pressechefin des Diogenes Verlags, damals zur Beisetzung eingeladen hatte. «Ich heisse Vigolette alt. Ich bin ein Zwerg. Ich bin acht Zentimeter gross und aus Gummi.» So leitete Urs Widmer 2006 seinen...

  • Wattenscheid
  • 29.03.24
  • 3
Kultur

Dana von Suffrins Roman „Nochmal von vorne“
Ich merkte mir alles

„Ja, Humor ist natürlich ein Bewältigungsmechanismus, aber auch die einzige Waffe, die ich habe“, hatte die 38-jährige Schriftstellerin Dana von Suffrin kürzlich über ihren neuen Roman erklärt. Für ihren Debütroman „Otto“ (2019), der um einen jüdischen Familienpatriarchen kreiste, war die in München lebende promovierte Historikerin u.a. mit dem Hölderlin-Preis ausgezeichnet worden. Im neuen Roman versucht die Protagonistin Rosa Jeruscher die eigene Familiengeschichte nicht nur zu...

  • Wattenscheid
  • 28.03.24
  • 1
Kultur

Matthias Jüglers Roman „Maifliegenzeit“
Der verlorene Sohn und der Fluss

"Ich glaube, wenn mir so etwas passieren würde wie dem Hans – er hat ja auch irgendwann das Gefühl, da stimmt irgendetwas nicht – scheint mir das gar nicht abwegig zu sein, seinen Trost am Fluss zu suchen“, hat Autor Matthias Jügler über den „Leidensweg“ seiner Hauptfigur befunden. Der Ich-Erzähler Hans ist pensionierter Lehrer und leidenschaftlicher Angler. Er war mit Katrin verheiratet, und das Paar hatte sich 1978 auf ihr Kind gefreut, das kurz nach der Geburt (so die offizielle Version der...

  • Wattenscheid
  • 20.03.24
  • 1
Kultur

Fien Veldmans beeindruckender Debütroman „Xerox“
Der Drucker als einziger Freund

Der Romanerstling der jungen niederländischen Autorin Fien Veldman ist gleich ein großer literarischer Wurf. Mit geradezu sezierendem Blick und anspruchsvoller Komposition betritt die 34-Jährige mutig und voller Elan die literarische Bühne. In ihrem schmalen Roman thematisiert sie viele zeitgenössische, gesellschaftlich relavante Sujets. Es geht in „Xerox“ um die Vereinsamung der Individuen, um Veränderungen in der Arbeitswelt und um die Reduzierung der verbalen Kommunikation und der sozialen...

  • Wattenscheid
  • 12.03.24
  • 1
Kultur

Gerbrand Bakkers Roman „Der Sohn des Friseurs“
Auf der Suche nach dem Vater

„Aus irgendeinem Grund hat sich Cornelis nie wirklich vorstellen können, dass in... wie viel Kilometern Entfernung? dreitausend? zur gleichen Zeit Menschen, die er kennt, sehr gut kennt sogar, Menschen, wie sein Vater, ihr Leben leben. Nicht vorstellen können? Oder wollen?“, heißt es auf der vorletzten Seite des neuen Romans des Niederländers Gerbrand Bakker. Für den Leser ist es bis dahin ein geheimnisvoller, verzweigter, beinahe labyrinthartiger Weg, denn Cornelis' Sohn Simon Weiman wähnt...

  • Wattenscheid
  • 28.02.24
  • 1
  • 2
Kultur

Valerie Fritschs Roman „Zitronen“
Gewalt in Worte gefasst

„Ich glaube nicht, dass es nur ein dunkler Roman ist. Das Leben ist nicht linear. Natürlich handelt es sich bei Gewalt um etwas Düsteres, aber dennoch ist sie allgegenwärtig. Trotzdem geht es in diesem Roman auch viel um Zärtlichkeit. Aber es stimmt schon, es ist sicher ein Buch der Unbarmherzigkeit“, hatte die 34-jährige österreichische Schriftstellerin und Fotokünstlerin Valerie Fritsch in einem Interview über ihren Roman „Zitronen“ erklärt. Es ist ein Roman der absoluten Gegensätze: es geht...

  • Wattenscheid
  • 21.02.24
  • 1
  • 2
Kultur

Ein neuer Psychothriller aus Hilden
Tödliche Zeilen - Meinen Worten sollst du folgen

Liebe Leserinnen und Leser, Ein herzliches Hallo an alle, die Sabrina Peschs beiden Roman "In Vollendung - Vom Leben gezeichnet" und „fahr wohl, kleine Alice“ bereits kennen und schätzen! Es erfüllt die Autorin immer wieder mit Freude zu wissen, dass ihre Geschichte hier in Hilden auf so viel Resonanz gestoßen ist. Heute gibt es eine besondere Ankündigung, die wir gerne mit euch teilen möchten. Sabrina Pesch freut sich, ihren neuesten Roman vorstellen zu dürfen: "Tödliche Zeilen - Meinen Worten...

  • Hilden
  • 02.02.24
  • 1
  • 1
Kultur

Michael Köhlmeiers Roman „Das Philosophenschiff“
Es gibt nur eine Macht

„Es war Bürgerkrieg. Und ein Bürgerkrieg ist immer auch ein Krieg der Armen und Ungebildeten, der Dummen und Bösartigen gegen die Intelligenzija. Zur Intelligenzija gehörte, wer nicht schwitzte, nicht stank und seine Arbeit im Sitzen tat. Das traf auf meine Eltern zu“, konstatiert die Architektin Anouk Perleman-Jacob, die sich erinnernde und resümierende Hauptfigur in Michael Köhlmeiers neuem Roman, der sich mit der Zeit der Oktoberrevolution auseinandersetzt, aber tief in die politische...

  • Wattenscheid
  • 31.01.24
  • 1
  • 3
Kultur

Neuer Roman von Haruki Murakami
Die Wahrheit liegt im Wandel

Der japanische Schriftsteller Haruki Murakami liebt das Extreme. Der passionierte Marathonläufer, der noch bis zu seinem 85. Geburtstag laufen möchte, und der erfolgreiche Bestsellerautor haben eines gemeinsam: ihre beneidenswerte Kondition und die Fähigkeit, eigene Grenzen auszuloten. Murakamis normaler Alltag soll morgens um 5 Uhr mit einer Joggingrunde beginnen. Erst danach sei er gerüstet fürs Schreiben. Seinen neuen, in Japan im April 2023 erschienenen Roman hat er während der...

  • Wattenscheid
  • 10.01.24
  • 1
Kultur

Jörg Magenaus Roman „Liebe und Revolution“
Rundherum desillusioniert

„Den Literaturkritiker versuchte ich draußen zu lassen, der darf am Ende vielleicht 'mal zugucken“, hatte Jörg Magenau kürzlich in einem Radiointerview nach Erscheinen seines zweiten Romans erklärt. Magenau, 1961 in Ludwigsburg geboren und heute abwechselnd in Tübingen und in der Uckermark lebend, ist ein vielbeschäftigter Literaturkritiker. In jungen Jahren hat er als TAZ-Redakteur gearbeitet und später brillante biografische Bücher über Martin Walser, Christa Wolf, Gottfried Benn, die Brüder...

  • Wattenscheid
  • 19.12.23
  • 1
Kultur

Heute schon gelacht?
Der Vierzeiler der Woche (Der Gamsbart)

Der heutige Vierzeiler der Woche stammt aus meinem siebten Band der "Geschichten in kurzen Gedichten" , welcher soeben erschienen ist. Frei nach dem Motto "In der Kürze liegt die Würze" werden auf diese Weise in vier Zeilen die Dinge von mir auf den Punkt gebracht. Viel Spaß beim Lesen und einen schönen Advent-Sonntag wünscht allen meinen Lesern Wolfgang Reinisch (der Magier)               Der Gamsbart   Der Gamsbart oben auf dem Hut,       getragen gern im Alpenland, wird von den Preussen,...

  • Iserlohn-Letmathe
  • 17.12.23
  • 1
Kultur

Bernhard Schlinks Roman „Das späte Leben“
Zwischen Leben und Tod

„Ich war zu alt, als dass die neue Rolle mein Leben entscheidend hätte verändern können. Ich hatte meinen Ort in der Welt bereits gefunden“, bekannte Bernhard Schlink 2009 in einem FAZ-Interview über sein „zweites Leben“ als Schriftsteller. Er war immerhin schon Mitte vierzig, als er seinen ersten Roman vorlegte, war bis zu seinem 65. Lebensjahr nicht einmal Berufsschriftsteller, und doch hat er mit „Der Vorleser“ einen der (vor allem auch international) erfolgreichsten deutschen Romane der...

  • Wattenscheid
  • 12.12.23
  • 1
Kultur

Jorge Semprún wurde vor 100 Jahren geboren
Kampf gegen das Vergessen

"Nichts könnte mich emotional mehr bewegen, wenn ich an mein Leben und an meine Illusionen für die Zukunft denke, als einen Preis für Europäische Literatur in Salzburg empfangen zu dürfen, der Heimat von Wolfgang Amadeus Mozart, Weltbürger des aufgeklärten Europas", bekannte der spanische Schriftsteller Jorge Semprún 2006 in seiner Dankesrede zur Verleihung des österreichischen Staatspreises für europäische Literatur. Seine Biografie prädestiniert Semprún zum Vorreiter einer großen europäischen...

  • Wattenscheid
  • 30.11.23
  • 2
Kultur

Juan Gabriel Vásquez: „Wenn es an Licht fehlt“
Überrollt von der Macht der Menge

Obwohl ihn Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa schon vor einigen Jahren hochgelobt hat und seine Romane schon in 16 Sprachen übersetzt worden sind, ist der kolumbianische Schriftsteller Juan Gabriel Vásquez hierzulande noch weitestgehend unbekannt. In deutscher Übersetzung waren zuvor der Roman „Die Reputation (2016) und die Erzählungen „Lieder für die Feuersbrunst“ (2021) erschienen. Sein neuer Roman „Wenn es an Licht fehlt“ verknüpft eine Familiengeschichte mit der Weltpolitik – mit dem China...

  • Wattenscheid
  • 21.11.23
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