Comedienne Nicole Jäger im Huyssensstift

"Lachen macht die Welt etwas besser"

Es wurde dort viel gelacht, wo Menschen sonst nicht so oft ans Lachen denken können - im Krankenhaus. Comedienne Nicole Jäger war ins Essener Huyssensstift gekommen und trat in der Kapelle vor Patienten aus dem Palliativbereich auf. Er wurde viel gelacht, es gab ruhige, fast besinnliche Momente. „Es war einen Versuch wert, es hat geklappt, wir haben die Magie des Humors erlebt, der uns Sorgen, Probleme und Schmerzen vergessen lässt. Lachen macht die Welt etwas besser“, sagte die Künstlerin nach dem einstündigen Auftritt.

Nicole Jäger, 42-jährige Hamburgerin, aber alles andere als kühl und gerade auf Deutschland-Tour, hat für einen Abend die Stadthalle gegen das Krankenhaus getauscht. Auf Einladung der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte ist die aus TV-Shows bekannte Künstlerin gerne gekommen, um „Lachen bis zum Schluss“ mal zu probieren. „Keine Bühne, kein Vorhang, kaum Licht, die sakrale Atmosphäre, das ist auch für mich neu“, sagt die Künstlerin, „und an das Thema Tod und Sterben muss ich mich herantasten“. Deshalb: Erst mal Auszüge aus ihrem Programm. Über Frauen, Männer, Frauen und Männer, übers Jodeln, übers Erwachsenwerden und über Strumpfhosen, dazu humorvolle Begegnungen, auch mal frivol. „Gemein und witzig“, wie sie es nennt. Das bricht schnell das Eis. Lachen, in Wellen, immer lauter. Quer durch die Reihen. Und ganz vorne, erste Reihe, bei Hagen Buschhauer schwerkrank, im Rollstuhl und seit fast einem Jahr in der Klinik. Der 75-Jährige hatte die Künstlerin beim Vorgespräch auf der Station mit Palliativ-Klinikdirektorin Dr. Eva Reumkens getroffen. „Humor ist eine wichtige Ressource, um mit den schwierigen Situationen des Lebens umzugehen. Natürlich auch hier bei uns im Krankenhaus“, sagt die Medizinerin. Humor und Lachen also dort, wo beides nicht erwartet wird und wo man gleichzeitig beides braucht. Hagen Buschhauer nickt: „Ich freue mich auf dich, Nicole. Bist hier eine schöne Abwechslung.“ Und er wird nicht enttäuscht. Nachher gab es sogar ein sehr persönliches Autogramm. „Du bist unendlich beeindruckend“, schreibt ihm Nicole Jäger. Auch Simone Starke, 49, lacht an diesem Abend viel. Sie ist seit fünf Wochen im Krankenhaus. Wieder. Brustkrebs. „Ich wusste nicht, was mich erwartet. Aber es ist besonders geworden. In schlimmen Zeiten tut Lachen gut. Auch die Mitarbeiterinnen hier im Krankenhaus machen uns mit Späßen eine Freude, lachen mit uns Patienten.“
Fanden auch die anderen Patienten, ihre Angehörigen, die Klinik-Mitarbeitenden, in Summe 70 Zuschauer. Sie klatschten, sie lachten, bis die Tränen liefen, sie atmeten in ernsten Momenten auch mal tief durch. Auch als Nicole Jäger kurz vor dem Ende ankündigt, „dann doch mal über das Thema Tod zu sprechen“. Ruhe und erwartungsvolle Anspannung lösen sich schnell in Lachen auf. Eine wahre Begebenheit im Programm: Bei einer Beerdigung passen Nicole Jägers Tante und der Sarg, sagen wir mal, nicht zusammen. Das Lachen bei der Trauerfeier sorgt für Lacher in der Krankenhaus-Kapelle. Auch bei Hagen Buschhauer: „Ich war in meinem Leben immer ein fröhlicher Mensch. Vieles ist traurig. Da tut es gut, hier mal unbeschwert zu lachen.“