Traditioneller Erntedank-Empfang: Landwirtschaftlicher Kreisverband blickt mit gemischten Gefühlen auf 2023

Beim gemeinsamen Erntedank-Empfang der Kreisverbandsvorsitzenden Regina Böckenhoff und dem Landrat Bodo Klimpel schaute der Kreisverband mit gemischten Gefühlen auf 2023
Böckenhoff: „Gesellschaftliche und politische Wünsche nach mehr Tierwohl passen nicht zu dem aktuellen Einkaufsverhalten vieler Verbraucher.“ 
Die Stimmung in der Landwirtschaft ist aktuell deutlich schlechter als in den Jahren zuvor. Zu diesem Fazit kamen Regina Böckenhoff, Vorsitzende des Landwirtschaftlichen KreisverbandsRecklinghausen,
und Landrat Bodo Klimpel beim gemeinsamen Erntedankempfang auf dem Hof Wember in Datteln. Dennoch produzieren die rund 1000 Landwirtinnen und Landwirte aus dem Vest Recklinghausen täglich auf ihren Höfen qualitativ hochwertige Lebensmittel, die in nahegelegenen Verarbeitungsbetrieben weiterverarbeitet oder direkt in den betriebseigenen Hofläden vermarktet werden.

Kosten, Corona und Schweinepest belasten die Bauern

„Die Qualitäten und Mengen der Ernte 2022 waren trotz der langen Trockenheit – mit Ausnahme von
Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben und den regionalen Unterschieden – erfreulich gut“, erklärt Regina
Böckenhoff. „Die Ackerbauern konnten deutlich höhere Erzeugerpreise erzielen, da der Krieg in der
Ukraine die globalen Preise für Getreide massiv nach oben getrieben hatte. Allerdings belasten die
Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest unverändert die Märkte. Die Kostenexplosion bei Energie trifft auch die Landwirtschaft. Der geforderte Umbau der Landwirtschaft in Richtung von noch mehr Tierwohl scheitert nach wie vor daran, dass zentrale Fragen des Bau- und Immissions-schutzrechts und der Finanzierung nicht geklärt sind. Die Stimmung in der Landwirtschaft ist unverändert geprägt von tiefer Verunsicherung, der Sorge um die Zukunft der Betriebe und gefühlter Perspektivlosigkeit. Die Politik muss jetzt Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass dies auch in Zukunft möglich sein wird. Lippenbekenntnisse reichen dazu nicht mehr aus.“

Betriebsinhaber und Landwirt Stefan Wember machte in seiner Begrüßung deutlich: „Wir Landwirte sind bereit uns den Wünschen der Verbraucher anzupassen. Allerdings muss die Erfüllung der
gesellschaftlichen und politischen Wünsche nach mehr Tierwohl auch von den Verbrauchern geschultert werden. Aber angesichts explodierender Kosten für Energie achten sie immer stärker auf den Preis, so dass das aktuelle Einkaufsverhalten vieler Verbraucher nicht zu den Forderungen passt. Unsere Produktion vor Ort ist ein Angebot an Gesellschaft, nachhaltig produzierte Lebensmittel zu kaufen.“ „Die Landwirtschaft im Vest Recklinghausen will durch die Versorgung mit Lebensmitteln und Energie unter gleichzeitiger Förderung der Artenvielfalt eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben verantwortungsvoll übernehmen,“ betont Regina Böckenhoff. „Die Politik muss jetzt zeigen, dass sie dieses Angebot einer Produktion aus Übersee vorzieht und dafür einsteht, dass keine weiteren Abhängigkeiten geschaffen werden.“

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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