H2EL Wasserstoffregion Emscher-Lippe zu Gast beim Praxistag Transformation im Chemiepark Marl
„Ohne grünen Wasserstoff werden weder eine Dekarbonisierung noch eine klimaneutrale Zukunft oder eine erfolgreiche Energiewende möglich sein. Hier, am Standort Marl, ist Evonik als Unternehmen der Spezialchemie als Erzeuger, Verbraucher, Infrastrukturanbieter und Komponentenhersteller ein wichtiger Player für eine zukunftsfähige Wasserstoffwirtschaft. Mit unseren Produkten, insbesondere unseren Membranen und Hochleistungskunststoffen, leisten wir einen Beitrag zu einer effizienten Erzeugung und Verteilung von Wasserstoff und forschen an der Chemie von morgen, die ohne fossile Energien auskommen werden muss“, sagte Thomas Wessel, Personalvorstand der Evonik Industries AG, beim Praxistag Transformation im Chemiepark Marl.
WiN Emscher-Lippe
„Die technologischen und infrastrukturellen Möglichkeiten eröffnen uns die Chance, die Emscher-Lippe-Region zum Vorreiter für eine wasserstoffbasierte und klimafreundliche Zukunft zu machen. Ich bin sehr froh, dass wir diese Potenziale nutzen können“, ergänzte Joachim Beyer, Geschäftsführer der WiN Emscher-Lippe GmbH.
H2-Roadshow Emscher-Lippe
Der Praxistag ist Teil der H2-Roadshow Emscher-Lippe. Vor der Regierungspräsidentin Dorothee Feller sowie Gästen aus Politik und Wirtschaft stellte Thomas Wessel, im Evonik-Vorstand zuständig für das Thema Nachhaltigkeit, die Wasserstoff-Strategie des Konzerns vor und betonte die Notwendigkeit zu handeln: „Wenn die Energiewende gelingen soll, brauchen wir Alternativen, um den enorm großen Energiebedarf in Deutschland zu decken. Ob in Privathaushalten, in der Industrie oder für die Mobilität, für die Chemie oder als reiner Rohstoff – Wasserstoff wird einen wichtigen Beitrag zur Defossilisierung leisten“, sagte Wessel, der auch Mitglied des Beirates der WiN Emscher-Lippe GmbH ist.
Evonik Industries bringt jahrzehntelange Kompetenz und Infrastruktur ein
Aufgrund des enormen Zukunftspotentials von grünem Wasserstoff treibt Evonik die strategische Entwicklung auf diesem Feld voran und nutzt die jahrzehntelangen Erfahrungen mit dem Molekül, das im Chemiepark Marl in vielen Produktionsprozessen eingesetzt wird. Der Konzern werde dazu beitragen, die Kostenstrukturen zu verbessern und versteht sich als einer der wichtigen Player beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. So ist Evonik ein maßgeblicher Partner des Infrastrukturprojektes „GET H2“, in das der Konzern sein Pipelinenetz im Wert von 400 Millionen Euro einbringe, sagte Wessel.
Potenzial für Transport und Produktion von grünem Wasserstoff
Die Investition in den „European Hydrogen Backbone“, also den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur bis 2040, wird auf 60 Milliarden Euro geschätzt. Es ist kein Zufall, dass die Emscher-Lippe Region mit GET H2 ein Startpunkt für dieses neue Infrastrukturnetz ist, denn hier kann auf dem vorhandenen Erdgasnetz aufgebaut werden und hier befinden sich wichtige Abnehmer in Raffinerien und Stahlindustrie. Vorhandene Leitungen können zukünftig mit Inlinern auf Basis von Polyamid 12 ertüchtigt und neue Leitungen mit Hochleistungskunststoff gebaut werden. Neben der Umstellung von Erdgasleitungen auf Wasserstoff und dem Neubau großer Transportleitungen kann bereits heute Wasserstoff in Gasleitungen mit transportiert und beim Endverbraucher bedarfsgerecht getrennt werden. Die von Evonik entwickelte Membrantechnik ist marktreif und wird von Linde bereits eingesetzt.
Herstellungskosten von grünem Wasserstoff senken
Großes Potenzial besitzen Spezialchemikalien auch in der Wasserstoffproduktion: So können die Herstellungskosten von mittels Elektrolyse erzeugtem, grünem Wasserstoff durch den Einsatz einer von Evonik entwickelten anionenleitenden Membran entscheidend gesenkt werden. Ziel ist ein dem heutigen grauen Wasserstoff vergleichbares Preisniveau. „Das ist der Fortschritt, den die Wasserstoffwirtschaft braucht, um zum Durchbruch zu kommen“, sagte Oliver Busch, Leiter Neugeschäftsentwicklung Defossilierung Evonik Industries AG.
„Entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der Wasserstoffwirtschaft werden viele neue Spezialmaterialien benötigt, die die chemische Industrie bereitstellen kann. Evonik Industries und der Chemiepark Marl haben bereits heute eine Reihe vielversprechender Produkte im Portfolio“, erklärte Christian Däschlein, Leiter Innovationsdomäne Wasserstoffwirtschaft bei Evonik. Für die Emscher-Lippe Region biete sich damit die Chance, einen großen Teil der zu erwartenden Wertschöpfung in der Region zu halten.
Rahmenbedingungen für Wasserstoffwirtschaft verbessern
Für die Transformation zur Wasserstoffwirtschaft sind insgesamt noch erhebliche Anstrengungen erforderlich: „Es braucht ein Höchstmaß an Wirtschaftlichkeit, eine bedarfsgerechte Infrastruktur und eine starke Unterstützung für Unternehmen, ihre Prozesse auf Wasserstoff umzustellen. Das sind Rahmenbedingungen, die stimmen müssen. Und diese zu schaffen, liegt vor allem in den Händen der Politik“, sagte Thomas Wessel. Damit sendete er einen Appell an Regierungspräsidentin Dorothee Feller, die die WiN Emscher-Lippe GmbH unterstützt und sich persönlich für die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft einsetzt – unter anderem mit dem Wasserstoffgipfel der Bezirksregierung Münster am 4. Oktober 2021 auf Fürst Leopold in Dorsten.
Wasserstoffregion Emscher-Lippe (H2EL): Bündnis für ein gemeinsames Ziel
Die Wasserstoffregion Emscher-Lippe (H2EL) ist ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Gemeinsam wurde die H2-Roadmap Emscher-Lippe entwickelt, ein konkreter Fahrplan mit über 40 Projekten, die mit einem Investitionsbedarf von rund einer Milliarde Euro bis 2030 umgesetzt werden sollen. Ziel ist es, die industrielle Basis der Emscher-Lippe-Region zu sichern, zukunftsfähige Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen. Koordiniert werden die Wasserstoff-Aktivitäten in der Region von der regionalen Wirtschaftsförderung WiN Emscher-Lippe GmbH.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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