Cybercrime Kongress der IHK Nord Westfalen
Die IHK Nord Westfalen blickt auf einen erfolgreichen ersten Cybercrime Kongress in den Räumen von WestLotto. Mehr als 300 Geschäftsführende und IT-Verantwortliche aus kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Institutionen aus Nord Westfalen haben sich am Freitag (3.3.) beim Kongress informiert, wie sie sich besser vor Angriffen schützen können und wie ein besserer Austausch zu Informationssicherheit zwischen Staat und Wirtschaft funktionieren kann.
Unternehmen, Behörden und Institutionen haben es in den letzten Jahren schmerzlich zu spüren bekommen: Die Bedrohung durch Cyberangriffe wächst - überall und unabhängig von Branche oder Größe. Über 220 Milliarden Euro Schaden pro Jahr entsteht der deutschen Wirtschaft laut einer Studie des Digitalverbandes Bitkom. Dabei reicht das Spektrum krimineller Manipulationen im Unternehmenskontext vom Ausspähen von Konfigurationsdaten und sensibler Informationen bis zu Einflussnahmen auf die Steuerung von Produktionsanlagen oder Qualitätssicherungssystemen.
"Ich will und muss hier wachrütteln, denn die Fallzahlen der Cyberkriminalität steigen in den letzten Jahren immer weiter", unterstrich Innenminister Herbert Reul die Wichtigkeit der Thematik zur Eröffnung des Kongresses. "Viele denken, das betrifft mich nicht - bis sie selbst Opfer eines Angriffs werden. Dabei können schon viele Kleinigkeiten das Risiko minimieren. Sichere Passwörter zum Beispiel oder regelmäßige Updates. Klar ist, dass es keine hundertprozentige Sicherheit vor Angriffen geben kann. Aber Cybersicherheit muss Chefsache im Unternehmen sein. Nur wer sich der Gefahr bewusst ist und sich davor schützt, kann sich gegen die Angreifer behaupten."
Dass für betroffene Unternehmen neben wirtschaftlichen Folgen auch Reputationsschäden bis hin zum Verlust der Wettbewerbsfähigkeit entstehen, machten Dr. Meike Schäffler, Mitglied des Vorstands der Westfalen AG und Olaf Korbanek, Leiter IT der KTR Systems GmbH in anschaulichen Impulsvorträgen über ihre Erfahrungen deutlich. Angegriffen - und was nun? Zu dieser Frage nahmen Dr. Dirk Nölken, Geschäftsführer der IHK GfI und Klaus Hillebrands, IT-Leiter der IHK Nord Westfalen Stellung und erläuterten, was in den ersten 48 Stunden nach einem Angriff geschieht. Spannende Einblicke in die Welt der kriminalpolizeilichen sowie staatsanwaltschaftlichen Arbeit bekamen die Teilnehmenden von Hans-Josef Lemper, dem Leitenden Kriminaldirektor beim Landeskriminalamt NRW und Markus Hartmann, dem Leitenden Oberstaatsanwalt und Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime in Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW). In anschließenden Workshops ging es um "Cybersicherheit: Die Verantwortung des CEO", "Niedrigschwelliger Einstieg in die IT-Sicherheit - Wie motiviere ich meine Mitarbeitenden", "Aufgaben von Polizei und Staatsanwaltschaft nach einem Cyberangriff" sowie "Tools, Methoden und Instrumente zum Schutz der IT".
"Wir haben heute wichtige Multiplikatoren der Region zum Thema Cybercrime vernetzt", freut sich Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen, über den Verlauf des Kongresses. Eine Sonderauswertung der bundesweiten IHK-Umfrage zur "Cybersicherheit in Unternehmen" bei mehr als 4.000 Betrieben ergab, dass knapp jedes dritte (34 Prozent) derjenigen Unternehmen sich bei einem IT-Notfall mehr Beistand vom Staat wünscht. "Ist der Schadenfall eingetreten, wissen viele betroffene Betriebe häufig nicht, an wen sie sich wenden können", erklärt Jaeckel. "Diesen Unternehmen haben wir heute einen Fahrplan aufgezeigt."
Auch die Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf warb für wichtige Investitionen in die Informationssicherheit der Unternehmen: "Die Verlagerung von Straftaten ins Internet hält viele Unternehmen in Atem. Wir müssen es den Tätern schwer machen - investieren Sie in Ihre IT-Sicherheit! Unser Signal heute ist: Wir sind im Ernstfall für Sie da. Mit Präventionsarbeit und mit Know-How beraten wir Sie durch die Krise und stehen Ihnen mit dem gebündelten Ermittlungswissen zur Verfügung." Die Maßnahmen der polizeilichen Präventionsarbeit leisten einen wesentlichen Beitrag. Die Arbeit der Ermittlerinnen und Ermittler unterstützen neben der Fahndung nach den Tätern bei der Schadensbegrenzung nach solchen Angriffen. "Das A&O ist, dass Firmen sich schützen und sofort die Polizei hinzuzuziehen, wenn es zu einem Angriff gekommen ist", macht Alexandra Dorndorf deutlich. "Durch einen Kongress wie heute verbessern wir mit den Unternehmen, der IHK und der Polizei das Cybersicherheitsniveau in und für Nordrhein-Westfalen."
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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