Chemieindustrie: Die Kapazitäten der Branche waren mit 75,1 Prozent nicht rentabel ausgelastet
Die chemisch-pharmazeutische Industrie kämpft weiterhin mit dem schwierigen Umfeld. Die Erholung verlor im zweiten Quartal an Schwung. Der Grund: Die deutsche Industrie drosselte in den vergangenen drei Monaten die Produktion und hielt sich mit Chemikalienbestellungen zurück. Auch die Nachfrage aus dem Ausland war rückläufig. Viele Chemieanlagen waren wegen des andauernden Auftragsmangels weiterhin nicht rentabel ausgelastet.
Zudem legten die Energie- und Rohstoffkosten zuletzt wieder zu. Auch im Pharmageschäft zeigen sich mittlerweile erste Risse im Fundament. Die Verkäufe pharmazeutischer Erzeugnisse ins Ausland waren zuletzt rückläufig. Und auch die Produktion rutschte ins Minus.
VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup sagt zur konjunkturellen Lage der Branche: „Die Stimmung in unserer Branche hat sich wieder spürbar abgekühlt. Denn die Weltwirtschaft hat nicht wie erhofft Fahrt aufgenommen. Eine nachhaltige Belebung der Nachfrage zeichnet sich daher nicht ab. Gleichzeitig nimmt der Wettbewerbsdruck zu. Auch die strukturellen Probleme am Standort Deutschland sind nach wie vor ungelöst. Die angekündigte Wachstumsinitiative ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Aber die Ankündigung allein hat noch keinen Stimmungsumschwung bewirkt. Inzwischen erwägen vier von zehn Industrieunternehmen, die Produktion weiter zu drosseln oder gar ins Ausland abzuwandern. Es ist höchste Zeit, die strukturellen Probleme am Standort endlich konsequent anzugehen. Auch bei der Pharmastrategie sehen wir noch Luft nach oben.“
Für das Gesamtjahr 2024 rechnet der VCI weiterhin mit einem Anstieg der Produktion um 3,5 Prozent. Trotz rückläufiger Preise dürfte der Branchenumsatz in diesem Jahr um 1,5 Prozent zunehmen.
Die Zahlen im Überblick:
Die Produktion stieg im Vergleich zum Vorquartal um 0,8 Prozent. Damit lag sie um 3,7 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die Kapazitäten der Branche waren zuletzt mit 75,1 Prozent weiterhin nicht rentabel ausgelastet.
Die Erzeugerpreise legten aufgrund steigender Kosten im Vergleich zum Vorquartal um 0,8 Prozent zu. Damit waren chemische und pharmazeutische Erzeugnisse aber immer noch 2,4 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor.
Der Gesamtumsatz der Chemie- und Pharmaindustrie sank saisonbereinigt um 0,7 Prozent auf insgesamt 53,8 Milliarden Euro.
Das Vorjahresniveau wurde ebenfalls verfehlt.
Die Beschäftigung in der chemisch-pharmazeutischen Industrie blieb nur dank eines Zuwachses im Pharmabereich mit rund 479.500 Beschäftigten auf einem hohen Niveau.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.