DGB zum Thema Gewalt
Vergiss nie ...hier arbeitet ein...Mensch.

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Heute, Samstag, 13.01.2024 gab es im Marler Stern im EG, Höhe Eingang von C&A eine Veranstaltung vom DGB zum Thema Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen und des privatisierten Sektors unter der Überschrift: Vergiss nie ...hier arbeitet ein...Mensch.

Vor Ort waren unter anderem Bürgermeister Werner Arndt, Brian Nickholz, Carsten Löcker Thorsten Römer Robert Kik Felix Menzel uvm
es gab 38.960 Gewalttaten gegen Polizisten/innen
2.558 Übergriffe auf Mitarbeiter/innen der Bahn
67% der Beschäftigten im Dienst der Gesellschaft erlebten in den letzten Jahren Gewalt
27.816 Tage fielen Beschäftigte im Jahr 2019 nach Übergriffen aus

Ihr Anliegen:
Gewalt gegen Beschäftigte muss ein Ende haben

WIE VIELE BESCHÄFTIGTE ERLEBEN GEWALT?
Wer sich statistisch mit gewalttätigen Übergriffen gegen Beschäftigte im Dienst der Gesellschaft auseinandersetzen will, stößt zunächst auf ein Problem: Weil Vorfälle von staatlicher Seite nicht flächendeckend registriert werden, ist es schwer, einen abschließenden Überblick über die Gefährdung aller Beschäftigtengruppen zu erlangen. Trotzdem werfen einzelne Statistiken Schlaglichter auf die Problematik. Ein wichtiger Bestandteil unserer Initiative ist es daher, Licht ins Dunkel zu bringen – mit eigenen Erhebungen und durch das Hinwirken auf offizielle Statistiken.
67 %
DER BESCHÄFTIGTEN IM ÖFFENTLICHEN UND PRIVATISIERTEN SEKTOR WURDEN OPFER VERBALER ODER KÖRPERLICHER GEWALT
Um die Ausmaße der Gewalt zu erfassen, führten wir zu Beginn der Initiative im Jahr 2020 eine repräsentative Befragung durch. Die erschreckende Haupterkenntnis: Zwei Drittel aller befragten Beschäftigten im öffentlichen und privatisierten Sektor hatten in den vorherigen zwei Jahren Gewalt bei der Arbeit erfahren.
Andere Statistiken untermauern die Ergebnisse und liefern ein genaueres Bild für einzelne Beschäftigungsgruppen: 39.649 Gewalttaten gegen Polizist*innen wurden 2021 registriert – ein weiterer Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren.
Auch die Zahl der Körperverletzungen gegen Mitarbeiter*innen der Bahn steigt seit Jahren kontinuierlich und hat zwischen 2015 und 2019 um 36 Prozent zugenommen. 2019 gab es 2.558 Fälle. Und wie eine durch unsere Initiative erwirkte Studie des Bundesinnenministeriums zeigt, ist auch die Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst zwischen 2019 und 2021 insgesamt deutlich gestiegen.
Dabei wird die Gewalt zunehmend in der Bevölkerung sichtbar: 42 Prozent der Menschen in Deutschland haben bereits körperliche oder verbale Gewalt gegen Beschäftigte im Dienst der Gesellschaft miterlebt. Doch noch immer nehmen weite Teile der Gesellschaft das Problem kaum wahr: Während 64 Prozent der Menschen, die im öffentlichen oder privatisierten Sektor arbeiten, bereits Gewaltvorfälle miterlebt haben, ist der Anteil in der übrigen Bevölkerung mit 33 Prozent deutlich geringer. Das weist auf weniger Aufmerksamkeit für das Problem bei Menschen außerhalb der betroffenen Berufsgruppen hin. Dennoch: All diese Zahlen sind alarmierend hoch.
WELCHE FORMEN DER GEWALT FINDEN STATT?
Gewalt gegen Beschäftigte beginnt nicht erst dort, wo Fäuste fliegen oder Messer gezückt werden. Viele Betroffene erleben Beleidigungen, Bedrohungen oder sexualisierte Gewalt. Doch auch brutale Attacken sind keine Seltenheit. Insgesamt berichten betroffene Beschäftigte von den folgenden Arten von Übergriffen:1
58% Beleidigungen
55% Anschreien
30% Androhung von Gewalt
25% Körperliche Bedrohung
13% Anspucken
12% Angriff oder Bedrohung mit einer Waffe
11% Schläge oder Tritte
8% Stalking außerhalb des Arbeitsplatzes
So unterschiedlich diese Formen der Gewalt auch sind, haben sie doch alle etwas gemeinsam: Ganz gleich ob verbale oder körperliche Übergriffe, sie hinterlassen bei den Betroffenen stets tiefe Wunden – körperlich und seelisch.
WAS BEDEUTET DIE GEWALT FÜR BESCHÄFTIGTE?
Die Folgen der Gewalt sind dramatisch: Im öffentlichen Dienst z. B. leiden 60 Prozent der Beschäftigten anschließend an der erlebten Gewalt,4 im Verkehrsbereich sind es sogar 70 Prozent.6 Und das mit schwerwiegenden Auswirkungen: 29,4 Prozent der Betroffenen wurden nach einem Angriff krankgeschrieben, mehr als jede zehnte Person berichtet von anhaltenden psychischen Problemen und nicht wenige Beschäftigte sind nach einer Gewalterfahrung nicht mehr arbeitsfähig.4 Neben dem individuellen Leid kosten diese Folgen Steuerzahler*innen viel Geld und dünnen den bereits unterbesetzten öffentlichen und privatisierten Sektor weiter aus.
KRANKSCHREIBUNG NACH GEWALTVORFALL IM ÖFFENTLICHEN DIENST
So betrug die Dauer der Krankschreibungen infolge von Gewalt bei 38 % der Betroffenen im öffentlichen Dienst 8-30 Tage pro Jahr. Bei 35 % waren es sogar mehr als 30 Tage.4 Gleiches gilt für den privatisierten Sektor: Die Deutsche Bahn registrierte 2019 27.816 Ausfalltage aufgrund von Körperverletzungen – ein Anstieg um 49 Prozent.3
Über30 Tage35 %
1–3 Tage12 %
4–9 Tage15 %
8–30 Tage38 %
Eigene Gewalterfahrungen sowie die von Kolleg*innen wirken sich auch auf das Sicherheitsgefühl aus. Angesichts der zunehmenden Gewalt fühlen sich nur noch 58 % der Beschäftigten im öffentlichen Dienst sicher bei der Arbeit. Bei 31 % hat sich das Sicherheitsgefühl in den letzten drei Jahren verschlechtert.
DIE DUNKELZIFFER IST HOCH
Neben dem Ausmaß und den Folgen der Gewalt sind auch deren Erfassung sowie die mangelnde Unterstützung von Betroffenen ein Problem. So melden durchschnittlich 70 % der Beschäftigten im öffentlichen Dienst erlebte Gewaltfälle gar nicht erst.4 In offiziellen Statistiken wird Gewalt gegen Beschäftigte dadurch oft verharmlost abgebildet. Zudem fehlen so wichtige Informationen für den Ausbau passender Präventions- und Hilfsangebote.
70 % melden erlebte Gewalt nicht.
Die Gründe dafür, wenn Gewalt nicht gemeldet wird, verdeutlichen die ungenügende Unterstützung für Betroffene. 56 % der Betroffenen im öffentlichen Dienst melden erlebte Gewalt deshalb nicht, weil es nichts an der Situation ändern würde. Für 32 % ist der bürokratische Aufwand zu hoch. Und bei 17 % bieten die Behörden gar keine Unterstützung an. Besonders bedenklich wird es, wenn sich Betroffene zum Stillschweigen gedrängt fühlen: So geben 11 % an, dass Meldungen bei ihnen nicht gerne gesehen werden. Ebenfalls 11 % befürchten negative Konsequenzen für sich selbst. Und 3 % wurden von Vorgesetzen sogar angewiesen, Gewaltvorfälle nicht zu melden.
WELCHE HILFEN BRAUCHEN BESCHÄFTIGTE?
Dass das eigene Personal zunehmend Opfer von Angriffen und Beleidigungen wird, scheint in Dienststellen, bei Arbeitgebenden sowie bei politisch Verantwortlichen noch nicht vollständig angekommen zu sein. So berichtet mehr als ein Viertel der befragten Betroffenen, nach einem Angriff von Vorgesetzten keine Hilfe und Unterstützung erhalten zu haben.
Und auch wenn Unterstützung erfolgt, ist diese oftmals unzureichend. So bewerten 36 % der Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die Gewalt erlebt oder mitangesehen haben, die anschließende Unterstützung als schlecht. Zufrieden waren nur 28 %
Wichtig ist zudem, Gewalt zu verhindern, bevor sie passiert. So ist der Schutz vor gewalttätigen Übergriffen am Arbeitsplatz für viele Beschäftigte ein wichtiges Thema, im Verkehrsbereich sind es ganze 95 Prozent.
Dabei wissen Beschäftigte sehr genau, welche Maßnahmen ihre Arbeit sicherer gestalten würden.
81% fordern Schulungen zur Deeskalation
80% fordern Schutztechnik wie Alarmknöpfe und Personenschleusen
73% fordern mehr Personalkapazitäten
63 %
Anteil der Befragten, nach deren Meinung die Sicherheit der Beschäftigten erhöht werden muss.
WAS SIND DIE URSACHEN?
Ein Investitionsloch von fast 500 Milliarden Euro, kleingesparte Leistungen und löchrige Sicherungsnetze: Der Staat befindet sich kontinuierlich auf dem Rückzug. Die Folge: Nur noch 35 Prozent der Deutschen haben Vertrauen in den Staat – Tendenz sinkend.8 Wenn sich Bürger*innen nicht mehr auf das Funktionieren öffentlicher Institutionen verlassen können, wachsen Frust und Wut.
Besonders groß ist die Unzufriedenheit etwa beim Bildungsbereich, mit dem sich in unserer Befragung von 2023 nur 33 Prozent der Befragten zufrieden oder sehr zufrieden zeigten. Ähnlich geringe Zufriedenheit besteht mit dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr (38 Prozent) und der öffentlichen Verwaltung (48 Prozent). Und mit der Krankenversorgung ist mit 54 Prozent nur wenig mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland zufrieden.
Weil sie als meist einziger direkter Kontaktpunkt zwischen Staat und Bürger*innen oft als Repräsentant*innen des Staates wahrgenommen und für Missstände verantwortlich gemacht werden, werden die Beschäftigten im Dienst der Gesellschaft häufig zu Blitzableitern für aufkommende Unzufriedenheit und Aggressionen.
Nur noch 35 % der Deutschen haben Vertrauen in den Staat.
DER RESPEKT FÜR BESCHÄFTIGTE IM DIENST DER GESELLSCHAFT SINKT
Auch ein sich veränderndes gesellschaftliches Klima gibt Übergriffen neuen Nährboden. Frustrationen im öffentlichen Raum entladen sich immer schneller in Aggressionen, die oft Beschäftigte im Dienst der Gesellschaft treffen. Dabei spielt auch der oftmals fehlende Respekt für Beschäftigte im öffentlichen und privatisierten Sektor eine Rolle. Dass dieser Respekt stetig sinkt, ist ein schon seit Jahren beobachtbarer Trend.
Wie unsere Umfrage 2023 zeigt, werden Rettungssanitäter*innen immerhin noch von 54 Prozent der Befragten als respektiert angesehen, während Polizist*innen und Mitarbeitenden des Nah- und Fernverkehrs deutlich weniger Respekt zugesprochen wird. Als besonders wenig respektiert angesehen werden Mitarbeitende der öffentlichen Verwaltung.
Auffällig ist, dass die Berufsgruppen, denen besonders wenig Respekt zugesprochen wird, vor allem in den Bereichen liegen, bei denen die Zufriedenheit besonders gering ist. Daraus lässt sich schließen, dass Unzufriedenheit mit einzelnen Bereichen des öffentlichen und privatisierten Sektors auch zu fehlendem Respekt für die dort Beschäftigten führt.
54 % Rettungs-sanitäter*innen
43 % Polizist*innen
28 % Mitarbeitende desNah- und Fernverkehrs
22 % Verwaltungs-mitarbeiter*innen
... genießen viel oder sehr viel Respekt in der Gesellschaft.

Quelle: https://mensch.dgb.de/zahlen-daten-fakten/

Autor:

Corinna Kirschberg aus Marl

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