Selbst sind die Knirpse im Kinderkotten Marl

Kecke Kinder - und selbstbewusst dazu, wie auf dem Bild Helen: Das fördern die Mitarbeiter des Kinderkotten Marl. | Foto: Kozianka
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Kennen Sie dieses Gebäude? Vielleicht haben Sie schon davon gehört: Das ist ein Kindergarten. Man sieht Kinder, die draußen spielen und laut rufen. Na ja, eben ein Kindergarten... Und genau das ist der Kinderkotten Marl e.V. am Eduard-Weitsch-Weg 15 eben nicht nur.

Das ruhige, stadtnah gelegene Haus mit den gelben Fensterläden bietet seit 40 Jahren vielen Familien die Möglichkeit, ihre Kinder in einer Kindertagesstätte unterzubringen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten.

Vier Fachkräfte (ein Erzieher, eine Kinderpflegerin und eine Erzieherin mit Halbtagsstelle, eine Erzieherin im Anerkennungsjahr) gestalten gemeinsam mit den Kindern den Alltag und begleiten die Kinder, um ihnen Sicherheit für die eigene Entwicklung zu geben.

Es wird Mut gemacht

Wie diese Begleitung aussehen kann, wird deutlich, wenn man sich den Alltag im Kinderkotten etwas näher ansieht: Im Morgenkreis wird darüber gesprochen, welche Dinge erledigt werden müssen, wer mithilft, das Geburtstagsgeschenk für ein Kind herzustellen und einzupacken - oder wohin der nächste Ausflug gehen soll.

Im Kotten wird nicht nur von Selbstständigkeit geredet, sondern die Kinder kümmern sich „selbst“ darum, wenn zum Beispiel die Milch auf dem Frühstückstisch nachgefüllt werden muss oder ein Glas Wasser umgekippt ist. Die Erwachsenen nehmen Kindern nicht Aufgaben ab, sondern unterstützen sie in ihrem Vorhaben.

Bei missglückten Versuchen wird Mut gemacht, es noch einmal zu probieren und dran zu bleiben. Hier ist der Optimismus eines der insgesamt 16 seelischen Grundbedürfnisse, das gesättigt werden muss, damit Kinder sich zum Beispiel auf unbekannte Situationen einlassen können.

„Genau um diese 16 seelischen Grundbedürfnisse geht es im situationsorientierten Ansatz (nach Prof. Dr. Armin Krenz), nach dem hier gearbeitet wird“, so Erzieher Matthias Käsch, der den Kotten seit 13 Jahren leitet. „Kinder zeigen uns durch sechs verschiedene Ausdrucksformen, wie es ihnen seelisch geht“, so Käsch weiter: „Wir beobachten die Kinder und die Mitarbeiter, beurteilen das Verhalten nicht, sondern sehen, was dahinter steckt.“

Spiel ist "Arbeit des Kindes"

Als Beispiel nennt Käsch das Spielen mit Pistolen. „Kinder, die immer mit Pistolen um sich schießen, fühlen sich völlig überfordert und versuchen sich, mit Hilfe der Waffen dagegen zu wehren.“

Das Miteinander von Erwachsenen und Kindern ist ebenfalls ein wichtiger Schwerpunkt im Kotten: So bauen die Kinder gemeinsam mit den Erziehern Höhlen, spielen Löwen oder klettern über selbstaufgebaute Hindernisse. Schnell wird deutlich, dass „Spielen“ hier die höchste Priorität genießt und neueste entwicklungspsychologische Erkenntnisse in die Tat umgesetzt werden.

Zeit zu erleben bedeutet, Kinder nicht ständig in ihren Vorhaben zu unterbrechen, sondern das Spiel als „Arbeit des Kindes“ anzuerkennen und neu schätzen zu lernen.

Diese Möglichkeiten bietet der Kotten - und es ist nicht verwunderlich, wenn man erlebt, wie intensiv Kinder hier beschäftigt sind und immer wieder neugierig die Welt entdecken wollen.

Geburtstagsfeier
Der Kinderkotten feiert am 13. Juli (10 Uhr) seinen 40. Geburtstag. Eingeladen sind alle, die interessiert sind. Wer die Einrichtung an einem anderen Tag besuchen möchte, kann sich unter Telefon 02363/12515 melden.

Autor:

Mariusch Pyka aus Marl

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