Gedenktafel für die Opfer der NS-Euthanasie

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Bürger der Stadt Recklinghausen haben am nationalen Gedenktag für die Opfer des Faschismus symbolisch eine Gedenkplatte für die Opfer der Euthanasie in Recklinghausen-Hillerheide - namentlich für Elisabeth Cohaupt - verlegt.

Der Rat der Stadt Recklinghausen hat bisher auf die Bürgeranregung, vor dem ehemaligen Wohnhaus von Elisabeth Cohaupt am Gertrudisplatz 26 in Recklinghausen-Hillerheide eine Gedenkplatte zu verlegen, nicht adäquat reagiert.

Gedenkplatte für ein Opfer der Euthanasie!

Christine Maria Elisabeth Cohaupt 08.03.1944
Der Leiter des LWL-Institutes für westfälische Regionalgeschichte, Prof. Bernd Walter, konnte folgende Auskünfte über die letzten Lebensjahre von Elisabeth
geben:

„Anhand des alphabetischen Patientenregisters der Provinzialheilanstalt Lengerich konnte ermittelt werden, dass Maria Elisabeth Cohaupt am 5. Mai 1937
in Lengerich aufgenommen wurde. Von dort wurde sie am 26. August 1941 in einem der sogenannten ‚Euthanasie‘-Transporte, der aus 96 Männern und 115 Frauen bestand, nach Weilmünster verlegt. Die Anstalt Weilmünster diente in dieser Phase der sogenannten ‚T4-Aktion‘ als Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar. Aufgrund des Abbruchs der ‚T4-Aktion‘blieben die Patienten in den Zwischenanstalten, wo in den Folgejahren ein nicht minder schlimmes Schicksal auf sie wartete. ... Maria Elisabeth Cohaupt ist im
Aufnahmebuch der Anstalt Weilmünster unter der Nr. 3253 verzeichnet. Dort ist auch eingetragen, dass sie am 8. März 1944 an Lungentuberkulose verstorben ist. Nach Recherchen ist die Patientenakte in der Nachkriegszeit in Weilmünster vernichtet worden.

Video: Detlev Beyer-Peters VVN-BdA am 27.1. 2015

In der zweiten Phase der Euthanasie wurden die meisten Patienten der Anstalt Weilmünster durch Nahrungsmittelentzug (sog. Hungerkuren), seltener durch eine Überdosis von Medikamenten, ermordet. Diese Anstalten wurden daher als „Hungeranstalten“ bezeichnet. In Weilmünster kamen insgesamt 3.100
Menschen ums Leben, davon 2.100 Menschen allein zwischen 1942 und 1945. Ihre Leichen wurden auf dem Anstaltsfriedhof in Massengräber gelegt. Seit 1991
erinnert ein Gedenkstein an die Opfer der national-sozialistischenKrankenmordaktionen, auf dem auch derNamen von Elisabeth Cohaupt aufgeführt ist.

In der Berliner Tiergartenstraße 4 befand sich ab April 1940 die Zentrale für die Organisation, die unter dem Decknamen »T 4« – oder schlicht »Aktion« – den Massenmord an Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten im Deutschen Reich initiierte, koordinierte und durchführte. Über 70.000 Menschen fielen ihm zum Opfer, bis die Aktion am 24. August 1941 aufgrund öffentlicher Unruhe unterbrochen wurde.
Das Morden begann bereits mit Kriegsbeginn im September 1939 und wurde sowohl nach dem »Euthanasiestopp« im August 1941 als auch mit dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 im gesamten Deutschen Reich und in vielen besetzten Gebieten, insbesondere im Osten, fortgesetzt. Die Erfassung, »Selektion« und Tötung der Anstaltspatienten war die erste zentral organisierte und systematische Massenvernichtung von Menschen durch die Nationalsozialisten. Dabei stellt »T 4« nur einen Teilkomplex des Gesamtverbrechens gegen Anstaltsbewohner dar. Die Forschung geht derzeit von insgesamt 300.000 Opfern des sogenannten Euthanasie-Programms in Europa aus.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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