Der Heimatverein gibt der Marler Geschichte ein lebendiges Gesicht - Ein Blick zurück auf 2011

Immer lecker: Dicke Bohnen-Essen an der Windmühle
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Fleißig wie die Heinzelmännchen waren die Mitglieder des Heimatvereins in den zurückliegenden zwölf Monaten. „Wenn man am Jahresende Bilanz zieht, ist man baff erstaunt, was die 823 Mitglieder in Marl und für Marl auf die Beine stellen“, ist der Vorsitzende Hubert Schulte-Kemper sichtlich zufrieden mit „seinen“ Heimatfreunden.

Gelungene Mischung an Veranstaltungen
„Die Mischung macht’s“, fasst der Vorsitzende das Konzept des Vereins zusammen. Die Marler fühlen sich bei den großen Veranstaltungen am Mühlentag oder am Tag der Deutschen Einheit in Marls guter Stube, dem Heimatmuseum, in allerbester Gesellschaft. Das Programm, das dort angeboten wird, spricht die Menschen an. „Es wird gesungen und gelacht, altes Handwerk vorgestellt und das Leben unserer Altvorderen anhand der Ausstellung im Museum lebendig“, sagt Schulte-Kemper, „und dazu reichen wir leckere Spezialitäten aus Westfalen.“ Dass die Marler eine gute und deftige Mahlzeit mit regionalen Köstlichkeiten schätzen, zeigt sich auch an den stets ausgebuchten Essen in der Windmühle, bei Weiß und im Luther-Haus in Hamm. Dicke Bohnen, Panhas, Fische und Grünkohl, garniert mit einem bunten Unterhaltungsprogramm sorgt für volle Tische und begeisterte Besucher.

Marler haben Gold in der Kehle
An sechs Nachmittagen im Jahr füllt sich die Scheune mit manchmal über fünfzig sangesfreudigen Frauen und Männern, wenn Norbert Croonenbrock zum Volksliedersingen einlädt. „Die Begeisterung ist schon auf andere Stadtteile übergesprungen, die unseren ‚Gotthilf Fischer von Alt-Marl’ gerne auch in Drewer, Hüls oder Hamm hätten“, schmunzelt Peter Hofmann, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins.

Heimatverein-Uni und Gedränge bei Luther
Im Verein wird aber nicht nur gesungen, sondern auch geredet – und zwar Plattdeutsch. Die Freunde der Mundart treffen sich regelmäßig im Menuhin-Haus. Auch in der Geschichtswerkstatt, einer Kooperation zwischen der insel-VHS und dem Heimatverein, wird viel gesprochen und geforscht. Die Kursteilnehmer nehmen sich Themen aus der Marler Geschichte oder der Stadtentwicklung vor, die von Arbeitsgruppen bearbeitet werden. Wissenschaftlich ging es auch bei einem Vortrag über Martin Luther zu, den die Marlerin Prof. Dr. Ute Gause von der Ruhruniversität Bochum gestaltete. Der Zuspruch war so groß, dass der Platz im Europäischen Friedenshaus nicht ausreichte. „Diese Veranstaltung, die wir gemeinsam mit der Evangelischen Stadtgemeinde organisierten, hat gezeigt, dass religiöse Themen auch außerhalb der Kirchenräume großes Interesse finden“, freut sich Peter Hofmann, der schon jetzt an einer Neuauflage arbeitet. Apropos Religion: Ähnlichen Zuspruch wie Luther erfährt auch die Kräuterweihe am 15. August, die ebenfalls am Europäischen Friedenshaus ist.

Erzählte Stadtgeschichte im Café
Von Null auf Hundert startete auch die Neuauflage des Erzählcafés. Das Erzählcafé ist eine Erfindung der insel, die 2011 eine Renaissance erfuhr. Elke Ruhe, Ex-Marlerin, die seit vielen Jahren in Barcelona wohnt, berichtete aus und über ihr Leben und ihre Bindungen an Marl. Auch Janz Wessels, Landwirt aus Polsum, hatte ein volles Haus bei seinem Erzählabend im Friedenshaus. Ihn zog es als jungen Mann in die Fremde – aber nur zu Studienaufenthalten. Die Erzählcafé-Reihe setzen Heimatverein und insel im nächsten Jahr fort. Man darf gespannt sein.

Romantisches Alt-Marl mit der Laterne erkunden
Neu im Programm sind die Laternenwanderungen mit Museumsdirektor Hubert Leineweber. „In der dunklen Jahreszeit führe ich Gruppen durch unseren schönen Stadtteil Alt-Marl“, erläutert der ausgeschlafene Stadtführer, „wir sehen uns die Windmühle an, das alte Amtshaus, hören ein Konzert in der Georg-Kirche und lassen den Abend bei einer leckeren Brotzeit im Museum ausklingen.“ Mit den Führungen hat der Heimatverein den Nerv der Marler getroffen – die ersten Buchungen fürs nächste Jahr liegen schon vor. Auch Christel und Klaus Kahl haben schon die ersten Anmeldungen für die Krippenausstellung 2012 notiert. Heuer fand die fünfte Ausstellung statt, die sich zu einem Muss in der Adventszeit mausert.

Einmaliger Immobilienbesitz
Kernstücke des Heimatvereins sind die einzelnen Häuser. „So eine Konstruktion ist hier im Münsterland einmalig“, sagt Hubert Schulte-Kemper, „beim Besuch des Kuratoriums des Westfälischen Heimatbundes im Sommer dieses Jahres sah ich bei der Besichtigung unserer Häuser offene Münder und erfuhr allergrößtes Lob.“ Einmalig ist das Ensemble aus Wassermühle, Wohnhaus, Heimatmuseum und Schmiede, das durch die Windmühle und den Erzschacht abgerundet wird. „Damit fasst der Heimatverein die Marler Stadtgeschichte in seinen Immobilien zusammen“, erläutert der Vorsitzende das Konzept, „Restlos begeistert war das Kuratorium, als sie erfuhren, dass wir alles mit eigenen Mitteln stemmen.“

Neugierig auf die Marler Stadtgeschichte
In diesem Jahr feierte die Stadt Marl ihren 75. Geburtstag, der Heimatverein besteht seit 85. Jahren. Im Frühjahr stellte der Verein einen neuen Internet-Auftritt vor, in dem sich die Heimatfreunde ausführlich vorstellen. Als Geburtstagsgeschenk an alle Marler und an sich selbst wurde eine Bildergalerie ins Netz gestellt. Auf Fotos aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren können alle Interessierten die Boomzeit Marls noch einmal erleben. Da die Fotos noch nicht katalogisiert sind, freut sich der Verein über Rückmeldungen der Betrachter. „Wir werden noch viele weitere Fotos ins Netz stellen und hoffen auf eine rege Beteiligung der Besucher auf unseren Seiten“, freut sich Peter Hofmann auf die Resonanz. Fotos, Negative, Glasplatten – der Heimatverein nimmt sich der Nachlässe gern an und arbeitet die Schätze auf, um sie einem großen Publikum präsentieren zu können. Die Zugriffszahlen sind schon jetzt rekordverdächtig: 11 000 Zugriffe hat es bisher gegeben.

Neuer Geschäftsführer
Mit Hugo Weimann hat der Heimatverein einen neuen Geschäftsführer, der Anneliese Scheffler folgt, die unzählige Veranstaltungen der Heimatfreunde organisiert hat und die über viele Jahre die gute Seele des Vereins war. Der 65-jährige Weimann ist seit kurzem Pensionär. In seiner aktiven Zeit war er Verwaltungsdirektor des Knappschaftskrankenhauses in Recklinghausen und schließlich Geschäftsführer des Klinikums Westfalen.

Landwirtschaft, Bergbau und Chemie sind die Marler Wurzeln
„Was die Heimatfreunde für Marl leisten, kann sich sehen lassen“, ist Schulte-Kemper stolz auf die Leistungen des Vereins, „wir erhalten mit eigenen Mitteln historische Gebäude und füllen sie mit Leben, damit auch unsere Kinder und Enkelkinder am Werden Marls teilhaben können. Die Wurzeln der Marler stecken in der Landwirtschaft, im Bergbau und in der Chemie. Wir bekennen uns dazu und werden uns auch in Zukunft anstrengen, der Geschichte einen Platz im Marler Alltag zu geben.“

Im Heimatverein arbeiten Profis – auch ehrenamtlich
Würde man den Heimatverein als ein Unternehmen betrachten, so wäre er ein Unikum. Die Mitglieder zahlen pro Jahr 13 € als Einzelmitglied oder 20 € als Ehepaar, Firmen fördern den Verein mit 100 € pro Jahr. Damit kann der Verein nicht die hohen Ausgaben tätigen, die er für die Erbpacht an die Stadt Marl und Private zu zahlen hat, nicht die Versicherungen und Nebenkosten, die für die Gebäude anfallen. Zum Glück hat der Verein Menschen, die die Arbeit der Mitglieder schätzen und auf mannigfaltige Weise unterstützen. So hat es die Engel-Stiftung von Rose-Marie und Dr. Frederico Engel ermöglicht, die Windmühle in Alt-Marl auf allen vier Etagen begehbar zu machen und die historischen Geräte und Einbauten zu erhalten. Auch die Dachisolierung im Europäischen Friedenshaus hat die Stiftung der beiden Marler finanziert. Die Marler Firma Friedrich Schröer trug im Frühjahr einen wasserabweisenden Anstrich auf die Windmühle auf, der Garten- und Landschaftsbauer Michael Pennekamp unterstützte die Mauerspechte beim Pflanzen der Obstbäume am Weierbach. „Zum Glück gibt es so viele Unternehmen, die uns finanziell oder praktisch an vielen Stellen helfen“, bedankt sich Hubert Schulte-Kemper bei den Helfern, die oft nicht genannt werden möchten, aber immer zur Stelle sind, wenn sie gerufen werden. „Ohne Zuruf arbeiten alle ehrenamtlich Tätigen im Heimatverein: die Mühlradfreunde, die Mühlradsänger, die Erzschachtfreunde, Mauerspechte, Waffel- und Brotbäcker, Schmiede, Wassermüller, Weber und Drechsler, Schreiner und Anstreicher, Gärtner, Hauswarte, Elektriker, Grillmeister, Historiker, Fotografen und die Verwalter und Organisatoren“, zählt Schulte-Kemper einen einmaligen Handwerkerpool auf. „Diese Frauen und Männer sind unser Heimatverein, sie geben unserer Marler Geschichte ein lebendiges Gesicht.“ Gern zitiert Hubert Schulte-Kemper eines Mitglieds im Kuratorium des westfälischen Heimatbundes: Eine Stadt mit einem so engagierten Heimatverein ist eine reiche Stadt – sie sollte stolz darauf sein.

Über den Heimatverein
Alle Informationen über sich hat der Heimatverein ins Internet gestellt. Unter der Adresse www.heimatverein-marl.de finden sich auch Aufnahmeformulare und eine Liste aller Unterstützer des Heimatvereins. Die historischen Fotos sind unter„Fotoalbum“ abgelegt.

Die Häuser des Heimatvereins können für private Veranstaltungen gemietet werden. Standesamtliche Eheschließungen sind in der Museumsscheune möglich. Alle Anfragen bitte an heimatverein-marl@gmx.de

Autor:

Peter Hofmann aus Marl

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