LWL-Klinik Marl-Sinsen
Alles Paletti oder: Möbel bauen aus alten Paletten

Ganz und gar nicht auf dem Holzweg sind Martin Forck und Dirk Konczak von der Marler Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Gemeinsam mit Kids aus der Station "Wagemut" bauen sie Gartenmöbel aus Paletten zu therapeutischen Zwecken. | Foto: LWL-Klinik Marl-Sinsen
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  • Ganz und gar nicht auf dem Holzweg sind Martin Forck und Dirk Konczak von der Marler Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Gemeinsam mit Kids aus der Station "Wagemut" bauen sie Gartenmöbel aus Paletten zu therapeutischen Zwecken.
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„Reich mal die Säge“, „Meinst Du, das ist gerade?“, „Jau, passt“. Was sich wie ein typischer Wortwechsel in einer Werkstatt anhört sind die Kommentare junger Patienten der Marler Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), während ihrer Arbeit im Projekt „Alles Paletti“.
Die Idee für dieses Projekt kam Sozialarbeiter Martin Forck, als die klinikeigenen Gartenmöbel ihren Geist aufgaben. Ersatz musste her, aber: „Neukaufen kann jeder. Was, wenn wir unsere eigenen Möbel herstellen?“ Seinen Kollegen Dirk Konczak, Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Station „Wagemut“, musste Forck nicht lange überzeugen, und auch Basti, Stefen, Rene (Namen geändert) sowie 11 weitere Jugendliche waren sofort mit Begeisterung dabei.
So entstanden in der Kreativ-AG „Alles Paletti“ innerhalb von fast fünf Wochen elf Sofas und vier Tische. Gebaut aus alten Paletten von jungen Menschen, denen es oftmals eher schwer fällt, lange an einer Sache dran zu bleiben, mit Rückschlägen umzugehen und sich in Gruppen zu integrieren. Bei „Alles Paletti“ funktioniert das reibungslos. „Kompetenzgerangel oder Frustausbrüche gab es nicht“, resümiert Martin Forck. Und Dirk Koncak ergänzt: „Die Jungs haben sich gegenseitig unterstützt. Wir haben nicht einmal ein Pflaster gebraucht.“

Kreativaktion als Abwechslung

Auch die „Junghandwerker“ sind begeistert. „Ich wusste nicht gleich, wie ich mitmachen kann, habe erst einmal rumprobiert und mich dann fürs Streichen entschieden“, erzählt der Sechzehnjährige. Besonders der Gruppenzusammenhalt habe ihm gefallen. Für Basti war die Kreativaktion eine gelungene Abwechslung vom Stationsalltag: „Beim Sägen und Schrauben habe ich mal nicht an irgendwelche Probleme gedacht oder daran, was mir gerade stinkt.“ Wie seine Mitstreiter ist der 15-Jährige mächtig stolz auf die Möbel. „Das war super, als meine Mutter zu Besuch kam, konnte ich ihr zeigen, was ich mit den anderen geschaffen habe!“ „Eine wertvolle Erfahrung für jemanden, der sonst häufig durch sein negatives Verhalten aufgefallen ist“, so Dirk Konczak. Kein Wunder, dass die ersten Jungs schon fragen: „Und was bauen wir jetzt?“

Hintergrund:
- 50 Paletten, teilweise gestiftet von der Firma Ellermann aus Olfen, 800 Schrauben und 350 Schleifpapiere und etwa 40 Liter Farbe hat das Kreativteam verarbeitet. Ein weiteres Kreativteam aus der Klinik hat unter Leitung von Erzieherin Sabrina Radeler die passenden Bezüge geschneidert.
- Die Station „Wagemut“ trägt ihren Namen, um die Bereitschaft der jungen Patienten zu würdigen, die sich im Rahmen der Therapie darauf einlassen, vertraute Pfade, die oft durch aggressives Verhalten gekennzeichnet sind, zu verlassen, um neue Wege im sozialen Miteinander und im Umgang mit sich selbst zu beschreiten. Das ist für viele Betroffene ein sehr schwieriger Schritt.
- Das therapeutische Hilfeangebot der Station „Wagemut“ richtet sich an männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, mit Schwierigkeiten in der Emotionsregulation. Probleme können zum Beispiel Stimmungsschwankungen, Ängste, Schwierigkeiten im Umgang mit Wut oder chronische Suizidgedanken sein.
(Quelle: LWL-Klinik Marl-Sinsen)

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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