Westerweiterung nur mit Schwalben
Die Westerweiterung des Chemieparks schreitet voran. Sichtbares Zeichen dafür ist der Rückbau der Schlenkesiedlung, der mit einer kleinen Ausnahme bis Ende März abgeschlossen sein wird. Zwei Gebäude im Südwesten der Schlenke können jedoch noch nicht abgerissen werden.
Hier nisten Mehlschwalben, und der Artenschutz verlangt nach baulichen Maßnahmen.Wenn sie im Frühjahr aus südlichen Gefilden zurückkehren, müssen sie nach wie vor ihre gewohnten Nistmöglichkeiten vorfinden. Dies wird dadurch gewährleistet, dass eben zwei der Schlenke-Gebäude zunächst stehen bleiben.
Das Artenschutzkonzept sieht aber vor, die Mehlschwalben umzusiedeln. Eine gutachterliche Prüfung ergab, dass auch im weiteren Umfeld keine geeigneten Nist- und Brutmöglichkeiten existieren.
„In Absprache mit dem Artenschutzgutachter haben wir uns dafür entschieden, ein so genanntes Schwalbenhaus in Nachbarschaft der beiden Gebäude aufzustellen“, erklärt Volkhard Czwielong, Spezialist des Bereiches Flächenentwicklung und Geodatenmanagement im Facility Management der Infracor. „Die Mehlschwalben sollen dieses Haus als neue Brut- und Nistmöglichkeit erkennen und sukzessive nutzen.“
Wenn die beiden Restgebäude im Winter zurückgebaut werden und die Schwalben heimkommen, ergibt sich ein Wiedererkennungseffekt, und die gefiederten Freunde werden „ihr“ Haus weiter belegen.
Die Umsiedlung der Mehlschwalben löst zwar das Problem hinsichtlich des Rückbaus der Gebäude, nicht aber in Bezug auf eine spätere, industrielle Nutzung des Geländes. Das Infracor-Team plant deshalb, das Schwalbenhaus mittelfristig in einen Bereich jenseits der Brassertstraße - Bereich Hof Albring, nördlich Maincor - zu verlegen, der zusammen mit anderen Flächen bereits für weitere Artenschutzmaßnahmen genutzt wurde.
Der Artenschutz ist ein zentrales Element der Westerweiterung und nimmt teilweise erhebliche Zeiträume in Anspruch. Ohne eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen ist eine zukünftige industrielle Nutzung der Flächen nicht möglich.
Dabei stehen die Mehlschwalben übrigens nicht allein im Fokus. In den vergangenen Monaten wurden bereits Ersatzgebäudequartiere für Zwerg- und Breitflügelfledermaus geschaffen. Gleiches gilt für den Großen Abendsegler, der aber auch Höhlenbäume bewohnt. Deshalb wurden im Umfeld Höhlenbäume markiert und als Lebensräume gesichert. Für den Feldsperling wurden flächenhaft Kästen angebracht, und auch der Gartenrotschwanz bekam neue Nistmöglichkeiten.
Darüber hinaus müssen an verschiedensten Stellen Gehölzpflanzungen vorgenommen werden, um den Lebensraumverlust im Bereich der Westerweiterung zu kompensieren. Eine tierische Herausforderung...
Autor:Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein |
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