Wahre Detektiv-Arbeit
Es geht um die Familien Abrahamsohn, Bolders oder Stimmenauer. Ihr grauenvolles Schicksal, und das von über 50 Marler Juden lässt Klaus Mohr nicht los. Stolze 25 Jahre hat der Vollblut-Historiker aus der Chemie-Stadt an einem Buch über die jüdischen Familien, die bis in die 1930er-Jahre in Marl lebten, gearbeitet.
Der Stadtspiegel Marl trifft Klaus Mohr in seinem Arbeitszimmer. In den Regalen reiht sich Buch an Buch. Die Wintersonne scheint auf seinen Schreibtisch, hier hat er an seinem Werk gearbeitet, geschrieben und jahrelang recherchiert. „Das war wirklich Detektiv-Arbeit“, sagt Klaus Mohr mit einem Lächeln. Sein Buch „So etwas passiert in Deutschland nicht“ handelt von den jüdischen Familien Marls und diese Studie hat der Historiker stolze 25 Jahre lang vorbereitet.
Doch wie kam Klaus Mohr überhaupt auf die Idee zu diesem Werk? „Schon in der Schule war Geschichte mein Lieblingsfach“, erklärt Klaus Mohr, „dabei hatte ich ein besonderes Interesse an der NS-Zeit. Aber meine Eltern wollten nicht darüber reden und auch die Lehrer sprachen dieses Kapitel nicht an.“ Deshalb musste er seinen Wissensdurst eigenständig stillen. Im Jahr 1986 hat Klaus Mohr, der an der Marler VHS unterrichtet, an dem Buch „Herrschaft und Verfolgung“ mitgearbeitet. „Darin gab es ein Kapitel über jüdische Verfolgungsopfer“, berichtet er weiter. Doch diese Informationen waren im Nachhinein verbesserungswürdig und unvollständig. Deswegen machte sich der Geschichts-Detektiv erneut an die Arbeit. Und die war alles andere als einfach. „Es gibt für Marl kaum konkrete Quellen“, erklärt er. So existiert im Stadtarchiv nur einen einzelnen Ordner. Über Jahrzehnte fügte er die einzelnen Informationen, wie in ein einem riesigen Puzzle aneinander.
Bei der Recherche über die einzelnen Schicksale der 57 Marler Juden habe ihm das „Gedenkbuch“, das die Namen jüdischer Opfer veröffentlicht, geholfen. Zudem konnte er in Online-Archiven von Museen, Lagern und Vernichtungsstätten nach Namen suchen und wertete Dokumente und Zeitzeugenberichte aus. Er stieß auch auf Fotomaterial aus den 1930er Jahren und wertete Zeitzeugenberichte aus. Doch was mit allen einstigen Bewohnern Marls passiert ist, das konnte auch Klaus Mohr nicht herausfinden. „Viele Opfer wurden in den Konzentrationslagern gar nicht registriert weil sie direkt getötet wurden, wie Kinder unter fünf Jahren oder Erwachsene über 55 Jahre“, weis er. „Manches wird wahrscheinlich für immer im Dunklen bleiben“, vermutet der Autor.
Info-Kasten:
Klaus Mohr (60) machte sein Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Marl. Danach studierte er Deutsch und Geschichte in Münster. Seit 1982 arbeitet er an der Volkshochschule Marl. Mit seiner Frau Hildegard lebt er in Marl. Sein Buch „So etwas passiert in Deutschland nicht“ erscheint im Klartext Verlag. Die Veröffentlichung ist für Mitte Februar geplant.
Autor:Bianca Munker aus Marl |
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