Trucker als Trickbetrüger: Stadtspiegel-Detektiv-Serie
Detektiv Jürgen Plöpst, Inhaber der SCI-Detektei und anerkannter Ausbilder seiner Zunft, bewacht nicht nur Großbaustellen und beschützt VIPs. Exklusiv im Stadtspiegel stellt der Marler auch spannende, kuriose und witzige Fälle aus seinem Berufsalltag vor.
In dieser Ausgabe geht es um den findigen Mitarbeiter einer großen Spedition, der sich auf kriminelle Weise bereicherte. Zwar klaute der Mann keine Waren, hatte aber den Trick drauf, erhöhte Tankbelege vorzulegen - ohne dass seinen Überwacher, die ihn fünf Tage lang verfolgten, beim Tanken Verdächtiges auffiel.
"Der Spritverbrauch ist nicht nachvollziehbar, das Fahrzeug technisch einwandfrei." So begann das erste Gespräch von Detektiv Jürgen Plöpst mit einem Spediteur, der sich über einen enormen Verbrauch von Dieselkraftstoff bei einem seiner LKW wunderte.
Die Zugmaschinen verbrauchen ohnehin schon eine Menge Treibstoff. SCI-Detektei-Chef Plöpst: „Da tun jedem Fuhrunternehmer zusätzliche Kosten zur Aufrechterhaltung des Betriebes weh.“ Besagtes Fahrzeug wurde bereits mehrfach technisch überprüft, jedes Mal ohne Hinweise auf Mängel an der Maschine. Plöpst: „Wir haben also die Fahrer gewechselt - beziehungsweise vom Disponenten wechseln lassen -, und siehe da, schon nach kurzer Zeit stellte sich ein Fahrer heraus, der regelmäßig rund 600 Euro im Monat an Mehrkosten für Dieseltreibstoff aufwies. Vor diesem Hintergrund wurden wir mit der Observation des Fahrers beauftragt. Konkret: Es sollte festgestellt werden, wie diese Mehrkosten zustande kommen.“
Eine Woche wurde der Lastzug mit besagtem Fahrer überwacht. Die Fahrt ging quer durch Süddeutschland. „Das hieß für uns, fünf Tage und Nächte im Auto. Nun ja, das macht der Trucker auch mit. Allerdings hat er eine relativ ordentliche und warme Schlafgelegenheit und kann sich auch zeitweise entsprechend erholen. Wir als Ermittler dagegen müssen rund um die Uhr die Augen auf halten, um eventuelle Sachverhalte zu dokumentieren.“
Die Nächte waren sehr kalt, der Schlaf entsprechend sparsam. Während der Überwachung konnten nichts Verdächtiges bei den Tankvorgängen festgestellt werden. „So kam es, dass wir nach dem letzten Tankvorgang unserem Auftraggeber auch keinen positiven Bericht - im Sinne von Betrug - erstatten konnten.“ Aber: Bei der Quittungsprüfung wurde wieder festgestellt, dass bei dieser Tour zu viel vertankt wurde. „Unsere Observationsergebnisse stellten einen erheblichen Unterschied zu den Angaben auf den Tankbelegen dar. Soll heißen: Wir dokumentierten rund 200 Liter weniger Dieselkauf, als der Fahrer des LKW belegte.“
Nochmalige Überprüfungen der Tankvorgänge konnten auf den ersten Blick keine Unregelmäßigkeiten erkennen lassen, doch dann bestätigte sich ein Verdacht, der den Ermittlern schon fast zu einfach schien: „Der Tankwart an der zuletzt angefahrenen Tankstelle, direkt im Heimatort der Spedition, hat es rechnerisch verstanden, den ,zusätzlichen‘ Dieselbedarf über viele Stangen Zigaretten und Spirituosen abzurechnen. Erst in der persönlichen Befragung wurde dann deutlich, wie hoch der Schaden für den Unternehmer eigentlich war.“ Der Job als Fahrer war weg, zudem wurde Strafantrag wegen Betruges gestellt.
Die SCI-Detektei durfte im Abschlussgespräch vom Disponenten noch erfahren, dass es im Speditionsgewerbe trotz vieler technischen Überwachungsmöglichkeiten nicht möglich sei, die Fahrten zwischen den Lade- und Lieferpunkten ausreichend zu kontrollieren. Jürgen Plöpst: „Es kommt also immer wieder vor, dass Waren verschoben oder - wie in unserem Fall - Ausgaben falsch deklariert werden. Wir kennen solche und andere Betrugsmöglichkeiten auch von unseren Aufträgen in der Aufklärung von Spesenbetrug durch Außendienstler.“
Jürgen Plöpst gibt zu bedenken, dass nicht nur die Arbeitgeber erhebliche Ausgaben zu tragen haben, wenn sie zu Betrugsopfern werden, sondern dass Betrüger den Abbau von Arbeitsplätzen billigend in Kauf nehmen - und damit der Gesellschaft schaden.
Autor:Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein |
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