PEPP: Pauschalierende Entgelte befördern Privatisierungswelle in der Psychiatrie

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Gefahren für Patienten und öffentliche Träger

In einer Anhörung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages zur Neuregelung des Entgeltsystems in psychiatrischen und psychosomatischen Krankenhäusern hat die geladene Sachverständige Dagmar Paternoga sich scharf gegen das augenblicklich noch vorgesehene "Pauschalierende Entgeltsystem für Psychiatrie und Psychosomatik – PEPP" ausgesprochen. "Es besteht die Gefahr, dass insbesondere privatisierte Krankenhäuser versuchen werden, wenig lukrative, vor allem schwer psychisch Kranke in öffentliche und gemeinnützige Krankenhäuser mit Versorgungsverpflichtung abzuschieben, und sich selbst vor allem auf erlösrelevante, gewinnträchtige Behandlungen zu konzentrieren", erklärte die Koordinatorin des zivilgesellschaftlichen Bündnisses "Weg mit PEPP", die auch Mitglied des bundesweiten Rates von Attac ist. Die Psychotherapeutin und Sozialarbeiterin hat selbst mehrere Modellprojekte der Integrierten Versorgung und der Verbundkooperation geleitet.

Schon in den somatischen Krankenhäusern hatten sich dramatische Steigerungen der Fallzahlen bei finanziell lukrativen Behandlungen gezeigt, nachdem dort zu Beginn des vergangene Jahrzehnts das Fallpauschalensystem DRG als Abrechnungsmodell eingeführt worden war. Da dies ein interessantes Geschäftsmodell darstellt, ist innerhalb eines Jahrzehnts auch die Zahl der privatisierten Krankenhäuser extrem stark angestiegen, während Krankenhäuser mit Pflichtversorgung meist finanzielle Probleme haben. Dieselbe Entwicklung fürchten Experten nun auch für die Psychiatrie.

Dagmar Paternoga zufolge entspricht eine auf die Diagnose bezogene Vergütung in der Psychiatrie zudem nicht der tatsächlichen Behandlungspraxis, da mit der Diagnose nur etwa 20 Prozent des erforderlichen Behandlungsaufwands zusammenhängt. Zu befürchten seien deutliche Einbußen in der Qualität der Behandlung. Zu frühe Entlassungen, erschwerte Wiederaufnahmen sowie das Verabreichen von Medikamenten anstelle des therapeutischen Gesprächs seien zu erwarten. Damit kämen auch höhere Kosten vor allem auf die öffentlichen Träger zu.

Das PEPP-System war noch vom früheren FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr mit einer Erprobungsphase eingeführt worden, die von der Großen Koalition verlängert worden ist. Das Bündnis "Weg mit PEPP", in dem neben Attac und anderen Nichtregierungsorganisationen auch Vertreter von allen Fachverbänden und vielen Betroffenenorganisationen mitarbeiten, fordert die Einrichtung einer multiprofessionell besetzten unabhängigen Expertenkommission, um gemeinsam mit Fachgesellschaften, Verbänden, Betroffenen und Angehörigen die Politik, die Krankenhäuser und die Krankenkassen bei der Erarbeitung eines zukunftsfähigen Entgeltsystems zu beraten.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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