Eigenanbau von Cannabis zu therapeutischen Zwecken kann in Einzelfällen genehmigt werden

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Am 22.7.2014 hat das Verwaltungsgericht Köln im Anschluss an die mündliche Verhandlung vom 8. Juli 2014 in fünf Verfahren, in denen die Kläger gegenüber dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Genehmigung erstreiten möchten, Cannabis für den Eigenkonsum zu therapeutischen Zwecken selbst anzubauen, die Urteile verkündet. In drei der fünf Verfahren hat das Gericht das BfArM verpflichtet, über die Anträge erneut zu entscheiden; in den beiden anderen Fällen hat es die Klagen abgewiesen.

Alle Kläger leiden unter chronischen Schmerzen und besitzen eine Erlaubnis zum Erwerb und therapeutischen Konsum von Cannabisblüten. Sie möchten die zu therapeutischen Zwecken notwendige Menge an Cannabis selbst anbauen und verarbeiten, da sie die Kosten für den Erwerb des Cannabis nicht aufbringen können und die Kosten in ihren Fällen auch nicht von den Krankenversicherungen übernommen werden. Ihre Anträge auf Zulassung des eigenen Anbaus von Cannabis hatte das BfArM jedoch abgelehnt.

Die gegen die Ablehnung gerichteten Klagen hatten in drei Fällen überwiegend Erfolg. Zur Begründung wies das Gericht nochmals darauf hin, dass die Voraussetzungen für die Zulassung des Eigenanbaus in jedem Fall eingehend und individuell zu prüfen seien. In drei Verfahren seien diese Voraussetzungen gegeben, insbesondere könne beim Anbau in den Wohnungen ein Zugriff Dritter auf die Pflanzen und Produkte hinreichend sicher ausgeschlossen werden. Die genauen Modalitäten des Anbaus könnten durch Auflagen bestimmt werden. In einem Verfahren hielt das Gericht einen gegen den Zugriff Unbefugter gesicherten Anbau aufgrund der Wohnsituation des Klägers nicht für möglich. In einem weiteren Verfahren geht die Kammer davon aus, dass der Kläger noch nicht alle zumutbaren Behandlungsalternativen ausgeschöpft habe. Daher wies das Gericht diese beiden Klagen ab.

Im Verfahren 7 K 5203/10 kann gegen das Urteil innerhalb eines Monats nach dessen Zustellung Antrag auf Zulassung der Berufung beim Oberverwaltungsgericht in Münster gestellt werden.

In den übrigen Verfahren hat das Verwaltungsgericht die Berufung gegen die Urteile wegen der grundsätzlichen Bedeutung zugelassen. Sie kann innerhalb eines Monats nach Zustellung der Urteile beim Oberverwaltungsgericht in Münster eingelegt werden.

Zum Urteil des Verwaltungsgerichtes Köln zum medizinisch begründeten Eigenanbau von Cannabis:
Das Urteil ist eine erneute Klatsche für die Bundesregierung. Aus rein ideologischen Motiven verweigert sie seit Jahren schwer kranken Menschen die Genehmigung zum Eigenanbau von Cannabis.
Die Bundesregierung muss ihren ideologischen Käfig endlich verlassen. Der Erwerb, Besitz und Anbau muss entkriminalisiert werden - zumindest zu medizinischen Zwecken. Es darf nicht sein, dass die zum Teil todkranken Betroffenen vom Wohlwollen einer Behörde abhängig sind und sich ihr Recht vor Gericht erstreiten müssen. Außerdem muss die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel auf Basis von Cannabis ausgeweitet werden.
Seit mehr als zehn Jahren müssen sich die Betroffenen beinahe jede Erleichterung vor Gericht erkämpfen, weil die Bundesregierung sich keinen Millimeter auf sie zu bewegt. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte erst im Juni 2014 geurteilt, die Bundesregierung dürfe Anträge zum Eigenanbau nicht pauschal ablehnen, sondern müsse jeden Einzelfall prüfen.
Selbst das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wollte schon 2010 Anträge zum Eigenanbau zulassen. Das Bundesgesundheitsministerium als Fachaufsicht hat die Behörde jedoch angewiesen, die Anträge abzulehnen.

Das Gezerre um den Eigenanbau von Cannabis zu therapeutischen Zwecken zeigt, dass eine grundlegende Reform der Drogenpolitik überfällig ist. Das geltende Betäubungsmittelrecht behindert die medizinische Versorgung, kriminalisiert schwer kranke Menschen und treibt sie auf den Schwarzmarkt. Das muss endlich ein Ende haben.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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