Brand im Chemiepark Marl unter Kontrolle
Am Dienstag, 20. Juni 2017, kam es gegen 17:00 Uhr zu einem Brand in einem stillgelegten Produktionsbetrieb im Chemiepark Marl. Die Werkfeuerwehr brachte den Brand schnell unter Kontrolle.
Die stillgelegte Styrolanlage der Ineos Styrenics GmbH wird aktuell zurückgebaut. Zurzeit wird eine Kolonne für die Demontage vorbereitet. Dabei sind bei Trennarbeiten am Kopf der Kolonne Produktreste in Brand geraten.
Die umliegende Nachbarschaft war zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Seitens der Behörden und des Chemieparks Marl wurden Messungen durchgeführt. Die Messwerte lagen unterhalb der Nachweisgrenze.
Die Wasserfläche am Badeweiher wurde vorsorglich gegen 17:15 Uhr geräumt und gegen 18:15 Uhr wieder in Betrieb genommen.
Die Werkfeuerwehr befindet sich noch vor Ort, die Löscharbeiten dauern zurzeit noch an. Nach bisherigen Erkenntnissen sind keine Personen zu Schaden gekommen.
Ein Teleskopmast (TM44) Feuerwehrfahrzeug der Werkfeuerwehr BP Gelsenkirchen- wurde zum Einsatz gebracht.
Die Behörden sind informiert und befinden sich vor Ort.
Die Stadt Marl informierte die Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil Drewer-Nord mit Warnfahrzeugen.
Styrol ist entzündlich und gesundheitsschädlich
Styrol (auch Vinylbenzol, nach der IUPAC-Nomenklatur Phenylethen) ist ein ungesättigter, aromatischer Kohlenwasserstoff. Es handelt sich um eine farblose, niedrigviskose und süßlich riechende Flüssigkeit. Styrol ist entzündlich und gesundheitsschädlich.
Styrol ist ein leicht polymerisierbares, wichtiges Monomer zur Herstellung von Kunststoffen wie Polystyrol sowie Styrol-Acrylnitril, Acrylnitril-Butadien-Styrol und anderer Copolymere.
Chemiepark Marl
Der Chemiepark Marl ist einer der größten Chemiestandorte in Deutschland. Das Gelände erstreckt sich über eine Fläche von 6,5 Quadratkilometern – eine hochmoderne, chemietypische Infrastruktur.
Neben Evonik, ihren Tochtergesellschaften und Beteiligungen sind zwölf weitere Unternehmen im Chemiepark angesiedelt. Die rund 100 Produktionsanlagen stehen in einem engen stofflichen und energetischen Verbund und werden zum größten Teil rund um die Uhr betrieben.
Mehr als vier Millionen Tonnen Produkte jährlich starten von hier aus ihren Weg in die ganze Welt. Die Versorgung mit Rohstoffen erfolgt mittels Fernleitungen, Schiff, Bahn und Lkw. Ethen, Propen, C4-Kohlenwasserstoffe, Benzol, Methanol und Erdgas werden über Fernleitungen bezogen.
Über das interne Leitungsnetz werden die Betriebe mit Sauerstoff und Luft sowie Stickstoff aus einem Luftzerleger in Marl versorgt. Der Energiebedarf des Chemieparks Marl wird durch Erzeugung von Strom und Dampf (Kraft-Wärme-Kopplung) in zwei eigenen Kohle- und einem Gaskraftwerk gedeckt.
Am Standort Marl hergestellte Produkte der Ineos Styrenics GmbH und deren Anwendungsgebiete
Monomere (INEOS Styrenics GmbH)
Ethylbenzol
Herstellung
Die industrielle Produktion von Ethylbenzol in Marl geschieht durch die Alkylierung von Benzol und Ethylen.
Anwendung
Ethylbenzol wird hauptsächlich zur Produktion von Styrol Monomer eingesetzt.
Styrol
Styrol ist ein Kohlenwasserstoff, der unter anderem im Steinkohlenteer und in Pyrolyseprodukten des Erdöls vorkommt.
Herstellung
Styrol ist eine farblose, schon bei Raumtemperatur leicht polymerisierende Flüssigkeit, die durch Dehydrierung von Ethylbenzol technisch hergestellt wird.
Anwendung
Es ist ein wichtiges Monomer zur Herstellung von thermoplastischen Kunststoffen (z. B. Polystyrol, Expandierbarem Polystyrol) und Synthesekautschuk.
Cumol
(INEOS Phenol)
Cumol ist der Rohstoff für die Produktion von Phenol und Aceton.
Herstellung
Die industrielle Produktion von Cumol in Marl geschieht durch die Alkylierung von Benzol und Propylen.
Anwendung
Phenol wiederum dient als Rohstoff für viele weitere Chemikalien und Kunststoffe, aus denen Produkte des täglichen Konsums, wie z. B. Aspirin, CDs, Autostoßstangen, Acrylglas hergestellt werden. Darunter zählen vor allem auch Möbel und Spanplatten, die ohne Phenolharze nicht hergestellt werden können.
Polymere (INEOS Styrenics Manufacturing GmbH)
Polystyrol (PS)
Standard-Polystyrol
Eigenschaften: transparent, hart aber spröde
Anwendungen:
CD-Hüllen, Duschtrennwände, Folien, transparente Lebensmittelver-
packungen
Schlagfestes Polystyrol
Styrol wird in Gegenwart von Kautschuk (zur Erhöhung der Schlagfestigkeit) polymerisiert
Eigenschaften: schlagfest, weiß
Verkaufsprodukt
Granulate, die abgepackt in 25 kg Säcken oder als Silomaterial an unsere Kunden geliefert werden.
Anwendungen
Lebensmittelverpackung: Verpackungen für Molkereiprodukte, Eis-Verpackungen
Einwegtrinkbecher, Heißgetränkebecher, Einweggeschirr ...
Fernsehgehäuse, Video-Kassetten, Audio-Kassetten, CD-Hüllen, Disketten ...
Rasierer, Kugelschreiber, Büromaterial, Bilderrahmen, Sortimentskästen, Gemüsefächer für Kühlschränke, Diarahmen, Duschkabinenwände, Haushaltsartikel, Badezimmerschränke, Kleiderbügel, Gardinenleisten, Spielzeuge, Möbelprofile
Medizinische Artikel (Pipetten, Petrischalen ...)
Kosmetikverpackungen
Expandierbares Polystyrol (EPS)
Dabei handelt es sich um ein treibmittelhaltiges Polystyrol in Form kleiner Kugeln unterschiedlicher Größe. Als Treibmittel für die Expansion dient Pentan.
Standard EPS
Fertigteile haben gute Dämm-, mechanische und Puffereigenschaften.
Anwendungen: Dämmstoffe, Transport- und Lebensmittelverpackungen.
Schwerentflammbares EPS
Fertigteile erfüllen zusätzlich nationale Anforderungen an das Brandverhalten. Anwendungen: Dämmstoffe im Bausektor
Verkaufsprodukt
0,4 - 2,5 mm Kugeln, die in 1 Tonnen-Behältern aus Pappe an unsere Kunden geliefert werden.
Anwendung
Schall- und Wärmeisolierung, Platten, Sandwich- und Konstruktionssysteme für die Bauindustrie
Fundamente für Straßen- und Schienenbau
Transportverpackungen, z. B. Formteile für Fernseher, Hi-Fi-Anlagen
Lebensmittelverpackungen, z. B. Fischkisten, Fleischschalen, Trinkbecher...
Formteile aller Art, z. B. Deckenplatten, Surfbretter, Dekoartikel...
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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