An den Loe-Auen herrscht Entsetzen
Ein Baum pflanzen, ein Haus bauen, ein Kind zeugen. Danach, so meint der Volksmund, streben die Menschen am meisten, sind die größt gehegten Träume - auch der Marler. Nur: Der Wunsch nach einem eigenen Haus könnte für einige Familien „An den Loe-Auen“ in einer völligen Katastrophe enden. Denn in dem Hülser Neubaugebiet herrscht beängstigende Stille.
Dabei müsste eine arbeitssame Geräuschkulisse das Areal fluten, Handwerker mit ihrem lärmenden Werkzeug sollten hier eigentlich für mächtig Betriebsamkeit sorgen. Nichts, nur gähnende Leere. Auch wenn auf den Internet-Seiten der Neumann Wohnbau GmbH nach wie vor Stein auf Stein passend sitzt und in der Rubrik „Aktuell“ der Haustyp „Hamburg“ angepriesen wird. Aber in Marl zieht in absehbarer Zukunft das Neumann-Unternehmen kein „Hamburg“ mehr in Marl hoch - oder stellt die angefangenen Arbeiten fertig. Die Firma steht vor dem Ruin, ist in finanzielle Schlagseite geraten und kommt an einer Insolvenz wohl kaum mehr vorbei.
Das könnte einigen Bauherren den Boden unter den Füßen wegziehen, vielmehr: das Fundament unter ihrem Eigenheim bröckeln lassen. Ein Alptraum! Insbesondere für die rund ein Dutzend Häuslebauer, die in Vorleistung getreten sind und deren Traumhäuser bisweilen nur Rohdiamant gleichen. Wem für das „Schleifen“ und Veredeln die zusätzlichen Mittel fehlen, dem droht der finanzielle Super-Gau. Geld weg, Haus im Rohbau.
Zwar versucht Roland Wübbe, der zum einem Anteilseigner der nicht insolventen und für die Erschließung des Neubaugebiets verantwortlichen Firma H & W Tiefbau ist, aber auch als Prokurist von Neumann Wohnbau GmbH fungiert, einen Ausweg aus dem Desaster zu finden. Doch eines steht fest: Kaum einer der Häuslebauer geht ohne Verluste aus der Unternehmens-Pleite heraus. Zuerst jedoch sollen die Betroffenen Aufhebungsverträge unterschreiben. Damit wäre der Kontrakt mit dem insolventen Bauträger gelöst und jeder könnte mit neuen Firmen oder den dort arbeitenden Handwerkern neue Verträge aushandeln. Die hat‘s nämlich ähnlich hart erwischt wie die Familien. Sie sollen kaum einen Euro für ihre bisher erbrachten Arbeiten gesehen haben.
Einige der Bauherren haben indes bereits die Auflösungsverträge unterschrieben und kümmern sich jetzt auf eigene Faust um die Fertigstellung. Für manche jedoch könnte der Traum von den eigenen vier Wänden ohne eigenes Verschulden gänzlich geplatzt sein.
Doch das Neubaugebiet Loe-Auen soll trotzdem weiter erschlossen werden. Der nächste Bauabschnitt bis zum Freibad Hüls steht vor dem ersten Spatenstisch.
Hintergrund
Die Neumann Wohnbau GmbH hat bislang kaum einen Cent an die beauftragten Handwerker gezahlt. Damit hat sich anscheinend eine Summe aufgetürmt, die über 800.000 Euro schwer wiegt. Dieses Rechnungen kann die Firma nicht begleichen und steht somit vor der Insolvenz.
Autor:Mariusch Pyka aus Marl |
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