Abrahamsfest am 10. November im Theater Marl : "Schmerzliche Heimat"

Foto: Volker Beushausen
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Die Story: Ein Blumenstand an einem Autobahnzubringer bei Nürnberg, es ist der 9. September 2000. Enver Simsek hat aushilfsweise für einen Bekannten den Straßenverkauf übernommen. Der Blumengroßhändler kehrt noch einmal zurück zu seinen Anfängen. Schon bald will er sich ganz aus diesem Geschäft zurückziehen und sich seiner Familie widmen. Seinen Großhandel hat er verkauft, er freut sich auf einen neuen Lebensabschnitt, auf den Lohn jahrelanger Arbeit.

Das erste Opfer der Terrorzelle NSU

Als er etwas aus seinem Wagen holen möchte, treten zwei Männer auf ihn zu und feuern neun Schüsse auf ihn ab. Enver Simsek ist das erste Opfer der Terrorzelle NSU. 300 Kilometer entfernt wird in dieser Nacht seine Tochter Semiya in ihrem Internat aus dem Bett geholt. Sie versteht nicht, warum sie ihre Sachen packen soll. Den Pass nicht vergessen? Mit ihrem Onkel fährt sie nach Nürnberg ins Krankenhaus.

Seniya Simsek erzählt von den Jahren danach

Nun erzählt sie. Semiya Simsek (geboren 1986). Vom Leben ihres Vaters. Bis zu seinem Tod. Und von ihrem Leben, dem ihrer Mutter, ihres Onkels in den Jahren danach. Jahre, die geprägt waren von Beschuldigungen, Verdächtigungen, Zerstörungen durch die hilf- und orientierungslose Polizei, die Behörden, den Verfassungsschutz. All jene Institutionen, denen es nur darum ging, zu beweisen, dass die Familie in den Mord verwickelt war. Es ist die Geschichte einer Familie in Deutschland. Opfer einer terroristischen rechtsextremen Vereinigung, Opfer deutscher Behörden.

In Zusammenarbeit mit dem Abrahamsfest

Was macht das mit einem Menschen? Mit einer Familie? Für Semiya Simsek bedeutet das, an uns alle zu appellieren, nicht alles hinzunehmen, uns unserer Verantwortung für die Gesellschaft bewusst zu sein. Mitzugestalten, damit keine Familie etwas Vergleichbares erleben muss.

Das Stück "Schmerzliche Heimat" in Zusammenarbeit mit dem Abrahamsfest ist am 10. November um 19 Uhr im Theater Marl zu sehen. Es ist Teil der Programmreihe "Young Line" und inszeniert vom Westfälischen Landestheater Castrop-Rauxel.

Foto: Volker Beushausen
Foto: Volker Beushausen
Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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