Stunt & Dance Company Marl
Sie wollen doch nur cheeren!
Stolze 23 Podestränge bei der NRW Meisterschaft, der deutschen Meisterschaft, der Europameisterschaft und dem A 40 Cup: An diese Erfolge aus 2019 wollten die Marler Cheerleader anknüpfen. Wegen Corona liegt der Trainings- und Wettkampfbetrieb jetzt aber seit einem Jahr quasi still.
Sie können Handstand und Salto, bauen Pyramiden, springen den "Toe-touch" und fliegen bis zu sechs Meter durch die Luft: Die Cheerleader der "Stunt & Dance Company Marl" sind im Kreis und darüber hinaus für ihre Stunts bekannt. Ihr Markenzeichen sind die Pompons, aber das Anfeuern allein macht sie nicht aus: Als eigenständiger Wettkampfsport vereint das Cheerleading Akrobatik, Bodenturnen und Tanz. Dafür braucht es viel Training - doch das ist im Corona-Lockdown leider nicht möglich.
Zum Cheerleaden müssen Kraft, Gleichgewicht, Kondition und Rhythmusgefühl gleichermaßen trainiert werden. Mindestens zweimal die Woche treffen sich die Marler Sportlerinnen und Sportler - denn nicht nur Mädchen und Frauen betreiben den Sport - dazu in altersgerechten Gruppen in der Halle. Normalerweise, denn an reguläres Training ist aktuell wegen Covid-19 nicht zu denken.
Der Sport lebt vom Kontakt
"Für viele Mitglieder ist der Sport das Größte und die Zwangspause wirklich schlimm", weiß Marko Ehlendt. Er ist nicht nur Vater einer aktiven Cheerleaderin, sondern auch Öffentlichkeitssprecher des Vereins. Zwar können einige Dehn- und Muskelkraftübungen teils allein zu Hause ausgeführt werden, aber die Motivation sei einfach nicht die selbe wie in der Halle. "Unser Sport lebt vom Kontakt", erklärt der Sprecher. Einzelübungen seien kaum möglich und vor allem im privaten Umfeld auch sicherheitstechnisch nicht durchführbar. Ein Salto vom Stuhl oder von der Bettkante? Man mag es sich nicht vorstellen. Der Schwierigkeitsgrad mancher Übungen im Cheerleading ist so hoch, dass das Verletzungsrisiko oft größer ist als das vieler Fußball-, Football- oder Basketballspieler. "Man muss ja nur mal daran denken, aus welcher Höhe die Sportler fallen können", weiß Marko Ehlendt. Und das ohne Schutzausrüstung. Deshalb wird im Vereinstraining auf die Sicherheitsvorschriften, aber auch das Aufwärmen und Schonen von Bändern und Gelenken streng geachtet. Ernsthafte Verletzungen könnten so weitestgehend verhindert werden, blaue Flecken jedoch gehören zum üblichen Trainingsalltag.
2019 war DAS Erfolgsjahr
Jetzt sitzen die Cheerleader seit Monaten zu Hause, halten zwar regelmäßig per Chat zu dem Teampartnern und Trainern Kontakt, können sich sportlich aber kaum weiterentwickeln. Und das, obwohl sich die Teams vor Corona bis an die Spitze des CVD-Verbands gearbeitet hatten. "2019 war für uns das bisher erfolgreichste Jahr", schwärmt Marko Ehlendt von den letzten Erfolgen. Die Teams verbuchten in 2019 insgesamt 23 Podestplätze, darunter der Titel als NRW-Vizemeister, NRW-Landesmeister (Little Blue Sharks / PeeWee Cheer) und "Europameister 2019" für die "Panthers" (Junior CoEd) und die "Crazy Parentz" (Master Cheer Mixed). Gekrönt wurde das Jahr mit der Ehrung zur "Mannschaft des Jahres" im Kreis Recklinghausen. So hätte es weiterlaufen können.
Aufgrund der Pandemie kam es 2020 jedoch zu keinen weiteren Wettkämpfen auf der Matte. Noch im Herbst hatte der Verein unter professionellem Hygiene-Konzept das Training wieder aufgenommen, doch schon bald wurde der Vereinssport erneut unterbrochen. Öffentliche Auftritte waren nur vereinzelt möglich, so zum Beispiel Anfang August bei der Charity-Aktion des ehemaligen Schalker Mike Büskens, wo ein Teil der Peewees und Juniors einige Meter zum guten Zweck machten. "In normalen Zeiten sind wir extrem aktiv im Kreis und der Umgebung", vergleicht Marko Ehlendt, "zum Beispiel bei Stadt-, Sommer- und Pfarrfesten, beim Bikertreff Vogel, aber auch zur Unterstützung von Vereinen wie dem TuS Herten (Volleyball) oder den Dortmund-Wanderers (Baseball)". Wann die nächsten Veranstaltungen oder gar Wettkämpfe möglich sind, kann der Verein aktuell kaum abschätzen. Alle wünschen sich jetzt, baldmöglichst das Training wieder aufnehmen zu dürfen. Einen besonderen Anreiz dafür gibt es auch: "Aus den Einnahmen des Erfolgsjahr 2019 konnten wir komplett neue, luftgepolsterte Matten für unsere Halle finanzieren, die jetzt endlich auch den allgemeinen Wettkampfbedingungen entsprechen. Die Kids freuen sich enorm darauf!"
Und was ist jetzt der Toe-touch?
Es gibt im Cheerleading Sprünge wie den sogenannten Toe-touch, bei dem man die Beine im rechten Winkel vom Oberkörper abknickt und spreizt und die Arme parallel dazu hält. Andere Sprünge sind zum Beispiel der Pike, Double Nine, Spread Eagle oder auch der Around the World (Kombination aus Toe Touch und Pike).
Wie kann ich selbst Cheerleader werden?
Neugierig geworden? Die "Stunt & Dance Company Marl" freut sich immer über Nachwuchs, auch über kräftige Jungs im Team. Wer sich für das Cheerleading interessiert, kann sich jederzeit melden, per Facebook oder über die Webseite sdc-marl.de gibt es alle Kontaktdaten. Möglichkeiten zum ersten Hereinschnuppern gibt es dann im Rahmen der aktuellen Online-Trainings, echte Trainingserfahrungen können dann wieder nach dem Corona-Lockdown gesammelt werden.
Über das Cheerleading:
- In Deutschland gibt es zwei Verbände: die Cheerleadervereinigung Deutschland (CVD) und den Cheerleader- und Cheerdance-Verband Deutschland (CCVD).
- Cheerleading-Meisterschaften finden auf nationaler und internationaler Ebene für die organisierten Squads statt. Nach festem Regelwerk müssen die Squads innerhalb einer ca. dreiminütigen Routine (Auftritt) bestimmte Pflichtelemente darbieten, die dann von Punktrichtern nach Schwierigkeitsgrad und Ausführung bewertet werden. Die meisten Squads arbeiten konsequent auf die Meisterschaften hin und sehen darin inzwischen ihre Hauptaufgabe.
- Alterseinteilung: Peewees CVD bis 12 Jahre / CCVD bis 12 Jahre, Juniors CVD 12-17 Jahre / CCVD 11-17 Jahre, Seniors CVD ab 16 Jahre / CCVD ab 14 Jahre.
- Weltmeisterschaften werden nur im CCVD-Verband ausgetragen.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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