Jan Thirring trifft Sir Herten - eine Karriere beginnt, die andere endet
Eine fast schicksalhafte Begegnung ereignet sich am Sonntag, 26. Februar, in Dinslaken: Der Marler Jan Thirring trifft auf den bekannten Bürgertraber Sir Herten. Das wäre erst einmal nichts Spektakuläres, doch während für Jan Thirring seine Laufbahn als Trabrennfahrer gerade erst beginnt, endet für Sir Herten mit diesem Einsatz seine langjährige Karriere. Für alle sicherlich ein besonderer, wenn nicht bewegender Moment.
Aber auch ein echter Clou: Denn der 24-jährige ist ein sportliches Allroundtalent, der nicht nur als einer der hoffnungsvollsten Nachwuchsfahrer im Trabrennsport gilt, sondern auch früh schon als Hockeyspieler bereits für Furore sorgte. Zu seiner Vita zählt eine Deutsche Meisterschaft, die er in der A-Jugend mit Uhlenhorst Mühlheim feierte. Doch Thirring entschied sich gegen eine Karriere in der Bundesliga, kehrte zu seinem Heimatverein VfB Hüls zurück, mit dem er vor einer Woche vorzeitig den Oberliga-Aufstieg perfekt machte.
Parallel entflammte bei dem jungen Tausendsassa die Leidenschaft für die flotten Huftiere vor dem Sulky. Nicht überraschend, lebt die ganze Familie Thirring seit Jahrzehnten den Pferdesport - und natürlich das Hockey, wie jeder interessierte Marler wissen dürfte. Doch derzeit setzt der schnelle "Blauhelm" alles auf die flinken Vierbeiner. Er macht eine Ausbildung zum Pferdewirt beim wohl prominentesten Trainer der Region, Ralf Oppoli, der seinen Azubi für einen der talentiertesten deutschen Nachwuchsfahrer hält.
Ralf Oppoli hält seinen Azubi für einen der talentiertesten Nachwuchsfahrer in Deutschalnd
Nicht zu unrecht, denn Jan führt aktuell die nationale Wertung der Lehrlingsfahrer an. Und er fühlt sich geehrt, dass die Wahl für die letzte Fahrt des Bürgertrabers auf ihn gefallen ist: "Ich bin wirklich stolz, ein kleiner Teil der Geschichte von Sir Herten sein zu dürfen." Ein entscheidender: Denn nach dem Rennen nimmt ihm der Hufschmied die Eisen ab. Das dürfte nicht zuletzt für Mitbesitzerin Kerstin Oex ein emotionaler Moment werden: „Auf jeden Fall hab' ich meine Sonnenbrille in der Tasche.“
Dann hat der Elfjährige seinen 151. Lebensstart hinter sich. „Bei sechs Siegen und weiteren 84 Platzierungen hat unser Dunkelbrauner exakt 16.286 Euro verdient. Also pro Rennen einen guten Hunderter für Hertens Kinder“, rechnet Schatzmeisterin Silke Tepper vor. Zu den sportlichen Höhepunkten zählen der Erfolg bei der Europameisterschaft der Frauen mit der Ukrainerin Olga Bondar im Sulky sowie der Sieg beim „Preis der Stadt Dinslaken“ mit dem Belgier Robin Vercammen.
70 Mitbesitzer begleiten Bürgertraber zu seinem letzten Rennen
Rund 70 seiner 102 Mitbesitzer begleiten das heimische Rennpferd bei seinem Karriere-Finale. Darunter ist auch Hertens stellvertretender Bürgermeister Alexander Letzel. Der Bürgertraber genießt übrigens seine Rente als Reitpferd. Geschäftsführer Michael Polubinski erläutert: „Der Sir soll es in liebevoller Umgebung gut haben. Um den passenden Platz zu finden, lassen wir uns Zeit.“
Doch zuvor kreuzen sich die Wege von Sir Herten und Jan Thirring, denen vielleicht gemeinsam noch ein letzter Coup in Dinslaken gelingt.
Autor:Mariusch Pyka aus Marl |
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