Fallschirmspringen in Marl

Wer aus allen Wolken fällt, ist unangenehm überrascht. „Wir Fallschirmspringer sind laut Luftverkehrsgesetz Luftfahrer“, berichtet Thomas Vilter vom Verein für Fallschirmsport Marl.

Fallschirmspringen bezeichnet die Gesamtheit der Aktionen von Absprung, Fall oder Freifall bis zur Landung einer Person aus einer erhöhten Position (meist aus Luftfahrzeugen) unter Benutzung eines Fallschirms. Der Fallschirm bewirkt dabei das Erreichen einer verträglichen Sinkgeschwindigkeit zum Zeitpunkt der Landung.

Fallschirmspringen dient der Rettung der Besatzung von Luftfahrzeugen in Luftnot, ist militärisch eine mögliche Verbringungsart der Fallschirmjägertruppe, von Spezialeinheiten der Luftlandetruppen und anderer Teilstreitkräfte wie Kampfschwimmern. Es wird aber auch als Luftsportart praktiziert.

Für das sportliche Fallschirmspringen wird oft der englische Begriff Skydiving benutzt. Zum Teil dient der Fallschirm dabei nur noch der verletzungsfreien Landung. Der sportliche Schwerpunkt liegt auf dem noch verzögerungslos ausgeführten Fall bzw. Flug vor der Öffnung des Fallschirms für Relativ- und Stilsprünge, am geöffneten Fallschirm auch für Kappenrelativ.

Die Auslösung des Fallschirms kann entweder unmittelbar beim Absprung als automatischer Fallschirmsprung oder zu einem späteren Zeitpunkt während des Freifallsprungs aktiviert werden. Sie erfordert zur sicheren Nutzung mit 400 m eine Mindesthöhe für den Öffnungsvorgang. Meist erfolgt die Öffnung bei 800 m bis 700 m Höhe. Gleitfallschirme sinken bei 100 % Vorwärtsfahrt (die mehr als 60 km/h betragen kann) mit etwa 5 m/s (18 km/h), das Auftreffen auf dem Boden (ohne die horizontale Komponente) entspricht etwa einem Sprung aus 1,25 m Höhe. Rundkappenfallschirme haben je nach Kappengröße und Springergewicht eine konstante Sinkgeschwindigkeit von 3,5–5 m/s.

Absprünge sind von festem Untergrund und aus jeglichem Flugzeug heraus möglich. Häufig werden als Absetzmaschine Flugzeuge wie Pilatus Porter, Cessna 182, Antonow An-2, Cessna Caravan, Twin Otter, Dornier Do 28, Short Skyvan oder Cessna 206 Soloy (PPL-fähig) eingesetzt. Insbesondere in der Anfangszeit des sportlichen Fallschirmspringens in Deutschland kam die Dornier Do 27 häufig zum Einsatz, da sie gute Langsamflugeigenschaften hat, was beim Absetzen der Springer von Vorteil ist.

Ein Fallschirmsprung erfolgt im Allgemeinen aus 1000 bis 4500 m über Grund. Der Steigflug im Flugzeug bis in diese Höhe dauert etwa 5 bis 20 Minuten. Im freien Fall werden bei der klassischen Freifallhaltung in Bauchlage innerhalb der ersten 10 Sekunden 300 Höhenmeter überwunden, bis Körpergewicht und Luftwiderstand so gegeneinander wirken, dass die weitere Fallgeschwindigkeit etwa 180 km/h beträgt. Je nach Körperhaltung sind auch höhere Geschwindigkeiten möglich. Bei Tandemsprüngen wird kurz nach dem Absprung ein kleiner Brems- und Stabilisierungsschirm geöffnet, der die Geschwindigkeit nicht über 200 km/h ansteigen lässt. Bei einem Absprung aus 4000 m ist die Öffnungshöhe in etwa 40 bis 60 Sekunden erreicht.

Der Fallschirm wird in der Regel zwischen 1.500 und 700 m über Grund geöffnet. Der Entfaltungsvorgang des Fallschirms dauert zwei bis fünf Sekunden und etwa 200 Höhenmeter, der Schirm hat während des Öffnens eine Bremsbeschleunigung von bis zu etwa 20 m/s². Die anschließende Schirmfahrt dauert etwa 3 bis 5 Minuten mit einer Sinkgeschwindigkeit von etwa 5 m/s. Gesteuert wird der Flächenfallschirm durch eine rechte und eine linke Steuerleine, durch die die Kappe jeweils einseitig abgebremst wird. Durch gleichzeitiges Ziehen an beiden Steuerleinen wird das Profil der Gleitfallschirmkappe verändert, der resultierende dynamische Auftrieb verringert kurzzeitig die Sinkgeschwindigkeit (bis auf Null — sogar einige Meter Steigen sind möglich) als auch die Vorwärtsfahrt. So kann eine stehende und sanfte Landung erreicht werden.

Bei einer Öffnungsstörung oder einem Totalversagen des Fallschirms kann die Hauptkappe durch ein Trennkissen (bei Rundkappen durch Kappentrennschlösser) abgetrennt werden und durch Betätigen einer zweiten Öffnungsvorrichtung der Reserveschirm geöffnet werden. Folgende zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen sind möglich und üblich: Die Reserve Static Line (RSL) ist eine Verbindung zwischen der Hauptkappe und der Öffnungsvorrichtung für den Reservefallschirm, die automatisch beim Trennen der Hauptkappe den Reservefallschirm öffnet. Ein Öffnungsautomat misst ständig Höhe und Fallgeschwindigkeit des Springers und öffnet automatisch die Reserve, wenn unterhalb einer definierten Höhe eine definierte Sinkgeschwindigkeit überschritten wird.

Der Öffnungsautomat misst die Höhe und Fallgeschwindigkeit des Springers und öffnet automatisch den Reservefallschirm, wenn unter einer definierten Höhe (meistens 225 m über Grund) eine definierte Sinkgeschwindigkeit überschritten wird. Frühe Öffnungsautomaten waren rein mechanische Bauteile, während heutzutage vorwiegend elektronische Varianten verwendet werden. Diese Geräte sind sehr zuverlässig und gehören mittlerweile zur Grundausstattung eines Fallschirmsystems. Teilweise sind sie auch für verschiedene Springergruppen und auf vielen Sprungplätzen vorgeschrieben.
Die RSL (Reserve Static Line), auch Stevens Lanyard genannt, verbindet einen Haupttragegurt des Hauptschirms mit der Öffnungsleine des Reservefallschirmcontainers. Beim Abtrennen des Hauptschirms zieht der wegfliegende Hauptschirm den Verschluss-Pin des Reservecontainers, wodurch der unter dem Druck einer eingebauten Feder stehende Reservehilfsschirm herausspringt und den Reservefallschirm öffnet. Die RSL verkürzt die Zeitspanne bis zur vollen Funktionsfähigkeit des Reserveschirms wesentlich.

Beim Fallschirmspringen wird mit einem Höhenmesser am Handrücken oder an der Brust die Sprung- und Öffnungshöhe gemessen. Höhenmesser haben in der Regel eine Skala bis 4000 m (eine volle Umdrehung) oder 12000 Fuß, seltener finden sich auch Skalen bis 6000 m. Das Kreissegment von 0 bis 800 m ist meistens rot, von 800 bis 1000 gelb markiert. Vor dem Start wird der Höhenmesser manuell auf Platzhöhe eingestellt. Bei einer Außenlandung oder einem Absprung über einem Fremdplatz wird der Höhenmesser auf diesen eingestellt. Die Höhe über NN kann den Flugkarten entnommen werden. Barometrische Abweichungen werden zumeist vernachlässigt.

Höhenmesser am Handrücken werden für den Freifall und Relativ benutzt, an der Brust für Zielspringen und Außenlandungen, da sich die Hände an den Steuerleinen befinden und der Boden beobachtet wird. In speziellen Disziplinen des Fallschirmspringens, wie beispielsweise der Freefly-Version, finden auch Höhenmesser Anwendung, die seitlich an den Brustgurten mit der Skala nach oben angebracht sind. Dadurch ist es möglich, insbesondere im freien Fall die Arme uneingeschränkt zum Steuern zu benutzen, ohne die Armhaltung durch den Blick auf einen am Handrücken angebrachten Höhenmesser verändern zu müssen. Für Wettbewerbe, die eine exakte Höhenmessung erfordern, wie beispielsweise beim Swoopen, kommen auch vermehrt elektronische Höhenmesser zum Einsatz, die das Einstellen von ein oder mehreren akustischen und optischen Alarmeinstellungen zulassen. Bei Wasserlandungen entfällt der Höhenmesser sowie akustische Höhenwarner, da eindringendes Wasser diesen beschädigen würde.

Fallschirmspringer, die sich beim Freifall nahe kommen, können eine hohe Relativgeschwindigkeit zueinander entwickeln. Das kann besonders bei Gruppensprüngen zu schweren Kopfverletzungen führen. Für Sprungschüler sind daher Hartschalenhelme vorgeschrieben. Da die Helme die Bewegungsfreiheit einschränken, ziehen viele lizenzierte Springer Lederkappen vor.

Der Kopfschutz dient auch dazu, bei harten Landungen den Kopf zu schützen. Lederkappen haben hier eine geringere Schutzwirkung als Hartschalenhelme, sind aber bequemer zu tragen. Zudem kann der Helm bei Gefahrensituationen im Absetzflugzeug von Nutzen sein, etwa bei Turbulenzen oder einer Notlandung, insbesondere da die Springer in Absetzmaschinen nicht angegurtet sind.

Bei Freifallformationen bzw. relative Work (Relative Work) werden oft Integralhelme mit Vollvisier getragen. Sie reduzieren das Windgeräusch im Freifall, haben ein weites Sichtfeld, sind meistens beschlagfrei und bieten Platz für optische und akustische Höhenwarner.

Es existieren im Wesentlichen zwei unterschiedliche Fallschirmsysteme: Rundkappenfallschirme und Flächenfallschirme. Grundsätzlich können beide Systeme als Personen-, Rettungs- und Lastenfallschirm eingesetzt werden.

Die älteren Rundkappensysteme verringern den Fall nahezu ausschließlich durch ihren großen Luftwiderstand. Ihre Form gleicht einer nach unten geöffneten hohlen Halbkugel, an deren unterem Rand die Fangleinen und daran ein Fallschirmspringer oder die Nutzlast befestigt ist. An ihrem Scheitel befindet sich eine Öffnung (Scheitelöffnung), durch die angestaute Luft entweichen kann, um so ein Pendeln des Schirms zu vermeiden. Die Sinkbewegung eines gewöhnlichen Rundkappen-Fallschirms verläuft senkrecht zur Erdoberfläche und erhält lediglich durch die Winddrift eine horizontale Komponente. Früher im Sportbereich verwendete Hochleistungs-Rundkappensysteme wie der Para-Commander waren mit Schlitzen versehen, um durch ausströmende Stauluft eine Vorwärtsfahrt zu ermöglichen. Über Steuerleinen konnte die Schlitzöffnung variiert und der Fallschirm in begrenztem Umfang gesteuert werden. Die Sinkgeschwindigkeit wurde dadurch aber gleichzeitig erhöht und Landungen entsprechend härter. Dieser Fallschirmtyp ermöglichte aber gezielteren Landeanflug auf einen Landekreis.
Aufgrund des hohen Verletzungsrisikos durch hohe Sinkgeschwindigkeiten und begrenzte Steuereigenschaften finden Rundkappenschirme kaum noch Verwendung als zivile Personenfallschirme. Neben der Verwendung beim Militär zum schnellen Absetzen von Fallschirmjägern und Lasten aus niedrigen Höhen werden sie fast ausschließlich als Rettungsfallschirme für Gleitschirm- und Hängegleiterpiloten sowie bei Segelflugzeugen, im Kunstflug oder in Gesamtrettungssystemen von Ultraleichtflugzeugen und kleinen Sportflugzeugen verwendet.

Rettungsfallschirme sind zulassungspflichtig und müssen regelmäßig von zugelassenem Personal (Fallschirmpacker) neu gepackt und überprüft werden. Die Packintervalle liegen je nach Muster zwischen zwei bis zwölf Monaten. Die zulässige Betriebszeit wird im Rahmen der Zulassung festgelegt und beträgt in Deutschland meist 15 Jahre. Nach einer Benutzung muss ein Rettungsschirm von zugelassenem Personal geprüft und wieder neu gepackt werden.
Gesamtrettungssysteme sind bei Ultraleichtflugzeugen in Deutschland zwingend vorgeschrieben, bei kleinen Sportflugzeugen jedoch noch immer verboten.

Ein Fallschirmspringer bei der Landung mit einem Flächenfallschirm
Moderne Flächenfallschirme verringern das Sinken (den Fall) hauptsächlich durch Auftrieb. Ihr Querprofil entspricht dem einer Flugzeugtragfläche. Der Flächenschirm ist an der vorderen Kante geöffnet und an der hinteren geschlossen, so dass er von der anströmenden Luft gefüllt wird und sich versteift (selbsterzeugendes Profil). Daher werden diese Schirme auch als Stauluftgleitfallschirm oder umgangssprachlich als Matratze oder Fläche bezeichnet.

Sobald die Vorwärtsgeschwindigkeit groß genug ist, liegt eine Strömung an, die zusätzlich zum Luftwiderstand einen Auftrieb erzeugt. Daher sinken Flächenfallschirme nicht senkrecht zu Boden, sondern können aufgrund ihres Gleitwinkels teilweise große horizontale Strecken überwinden. Die rechte und die linke Seite der Hinterkante können getrennt voneinander durch Steuerleinen herunter gezogen und so das Profil asymmetrisch verändert werden. Hierdurch ist ein Lenken, aber auch beim Zug an beiden Steuerleinen, ein Bremsen möglich. Im Sportbereich werden heute fast ausschließlich Flächenfallschirme verwendet.

Flächenfallschirme werden am häufigsten aus den Nylongeweben „F-111“ und „Zero-P“ (zero porosity: keine Luftdurchlässigkeit, Nullgewebe) oder aus Kombinationen daraus hergestellt. Die Lebensdauer wird durch Sonneneinstrahlung verkürzt und beträgt von etwa 1.000 (F-111) bis über 3.000 Sprünge (Zero-P).

Systeme für den Fallschirmsprung bestehen heute im Wesentlichen aus folgenden Baugruppen:
• Rig, bestehend aus Gurtzeug, Haupt- und Reservecontainer, Aufzieh- oder Auslösegriff, Trenn- und Reservegriff, Haupttragegurte mit Drei-Ring-System, Bridle und Hand Deploy, ist über Konnektoren aus Edelstahl oder sogenannte soft-links mit den Fangleinen der Hauptkappe und des Reservefallschirms verbunden. Es dient der Aufnahme und Halterung für die Nutzlast (Springer) und als Verpackung (Container) für die Fallschirme.
• Hauptkappe (üblicherweise hergestellt aus einem Nylongewebe mit Ripstop, seltener aus F-111), die im Notfall (beispielsweise bei Öffnungsproblemen) mit Hilfe eines Schlosssystems (zum Beispiel Drei-Ring-System) abgetrennt werden kann.
• Reservefallschirm mit Hilfsschirm, meistens ein Flächenfallschirm aus F-111 Gewebe (selten ein Rundkappenschirm). Ausgelöst wird der Reservefallschirm entweder manuell über einen Griff, automatisch über die Reserve Staticline Lanyard (RSL) (bei Abtrennung der Hauptkappe) oder über einen Öffnungsautomaten. Im Gegensatz zum Hauptschirm kann der Reserveschirm vom Springer nicht mehr abgeworfen werden.
• POD (Parachute Opening Device): Eine kleine halboffene Tasche, in der der gepackte Fallschirm liegt und die durch die Fangleinen die in S-Schlägen mit Hilfe von Packgummis in Schlaufen befestigt sind, verschlossen werden.
• Hilfsschirmverbindungsleine (Bridle) verbindet den Hilfsschirm mit dem Fallschirm. Zur Reduzierung des Luftwiderstands bringt eine eingebaute Gummivorrichtung oder eine kill-line den Hilfsschirm nach der Hauptschirmöffnung zum Kollabieren.
• Hilfsschirm zur Öffnung der jeweiligen Kappe. Zum Auslösen des Hilfsschirms wird vornehmlich einer von drei verschiedenen Mechanismen verwendet:
o Hand Deploy (Throw Out): Der Hilfsschirm ist in einer am Gurtzeug angebrachten Tasche verstaut und wird zur Öffnung manuell in den Luftstrom gezogen und dort losgelassen. Er zieht zunächst den Verschlusspin aus dem Hauptcontainerloop, wodurch sich der Container öffnet und den Fallschirm mittels der Hilfsschirmverbindungsleine aus seiner Verpackung gezogen wird.
o Auslösegriff: Der Griff ist mit einem dünnen Stahlseil (von Laien oft Reißleine genannt) verbunden, welches mit dem anderen Ende durch eine Schlaufe geführt ist und so die Klappen des Containers unter Verschluss hält. Durch Ziehen am Griff wird das Stahlseil aus der Schlaufe gezogen. Dadurch werden die Klappen freigegeben und der Hilfsschirm schnellt durch eine gespannte Feder in den Luftstrom.
o Static Line (Zwangsauslösung, automatische Auslösung): Durch eine mehrere Meter lange Aufziehleine ist der Öffnungsmechanismus des Fallschirms direkt mit dem Flugzeug verbunden. Dadurch wird sofort nach dem Absprung der Container geöffnet und der Hilfsschirm oder direkt die Fallschirmkappe aus der Packhülle gezogen.
• Fangleinen in Kern-Mantel-Konstruktion (Kern üblicherweise aus Kevlar oder Polyethylen, Mantel aus UV-beständigem Polyester), die die Verbindung zwischen der Hauptkappe und dem Tragesystem darstellen.
• Ein Öffnungsautomat, welcher den Reserveschirm automatisch auslöst (beispielsweise bei Bewusstlosigkeit des Springers), wenn in einer bestimmten Höhe die Annäherung an den Boden schneller geschieht als ein vorher festgelegter Grenzwert.

Der Reservefallschirm (auch Reserveschirm) beim Fallschirmspringen gilt nicht als Rettungsfallschirm, sondern gehört zu den Sprungfallschirmen. Eine Fehlöffnung der Hauptkappe bei Einhalten der sicheren Öffnungshöhe wird somit nicht als unmittelbare Luftnot, sondern prinzipiell nur als Störung des normalen Sprungablaufs angesehen.

Beim Base-Jumping wird aufgrund der niedrigen Absprunghöhen auf einen Reserveschirm verzichtet, da die Zeit für dessen rechtzeitige Aktivierung und Wirksamkeit im Falle einer Störung bei der Öffnung des Hauptschirmes nicht ausreicht.

Der Reserveschirm war bei seinem ersten Aufkommen meistens am Bauch montiert. Erst später wurde er am Rücken über dem Hauptschirm platziert. Über die Jahre entwickelte sich das Auslösesystem weiter.

Heute wird der Öffnungsvorgang über verschiedene Wege aktiviert. Der Springer kann mit einem oft metallenen Griff an der linken Brust die Öffnung auslösen. Auch besteht bei vielen Systemen eine Verbindungsleine zwischen Hauptfallschirm und Verschlusssystem der Reserve. Trennt der Springer seine Hauptkappe ab, wird mit der wegfliegenden Hauptkappe der Öffnungsvorgang eingeleitet. Auch haben viele Springer einen Öffnungsautomaten montiert, welcher durch das Durchschneiden der Verschlussschlaufe ein weitgehend unabhängiges System der Auslösung anbietet.

Vor der Aktivierung ist jedoch wichtig, dass der Springer den fehlgeöffneten Hauptschirm abtrennt, um eine Verknotung zwischen Haupt- und Reserveschirm zu vermeiden.

Der Hilfsschirm, welcher den Beutel (Bag) mit dem Reserveschirm heraus trägt und öffnet, wird mithilfe einer gespannten Feder nach außen gedrückt und in den Luftstrom geschossen. Die Hilfsschirmverbindungsleine zwischen dem Hilfsschirm und dem Bag ist besonders breit, um, wenn sich der Hilfsschirm am Springer verfangen sollte, allein genug Kraft aufbringen zu können, um den Bag heraus zu ziehen. Der Bag selbst ist als sogenannter „Freebag“ konstruiert. Das bedeutet, dass der Bag nach der Freigabe des Reserveschirms keine Verbindung mehr zu diesem hat und wegfliegt. So kann selbst ein verfangener Hilfsschirm eine korrekte Auslösung des Reserveschirms zur Folge haben. Die Verschlussschlaufe (Loop) ist ein spezielles Gewebe, welches zum besseren Gleiten durch die Grommets der Verschlusslaschen mit Silikon behandelt ist. Zusätzlich sind heutzutage moderne Öffnungsautomaten montiert, welche den Loop zerschneiden. Sollte der Loop sich auf der einen Seite zum Beispiel mit der Schlaufe in einem Grommet verfangen, so kann sich durch den Öffnungsautomat das andere durchgeschnittene Ende des Loops durch die Laschen ziehen. Der Öffnungsautomat selbst entscheidet unabhängig vom Springer unter einer entsprechenden Höhe zur Auslösung des Reserveschirms.

Beim Absprung gibt es eine bestimmte Reihenfolge, die sinnvollerweise eingehalten wird.
1. Gurtzeug (inkl. Ausrüstung) prüfen und anlegen
2. Flugzeug in umgekehrter Sprungreihenfolge besteigen (wingsuits, Tandem, AFF, Solo höher öffnend, Freeflyer, RW - bei Anflug gegen den Wind)
3. Aufstieg auf Sprunghöhe und letzter Check
4. Türöffnung und Ausstieg (mind. 5 s Abstand)
5. Bei erreichen der Öffnungshöhe (1000 bis 1200 m) stabile Position, Ausgleichsbewegung und Handdeploy ziehen
6. nach 3 s Kappencheck

Das Fallschirmspringen untergliedert sich in verschiedene Disziplinen.
• Klassische Disziplinen:
o Zielspringen – Der Springer versucht, bei der Landung einen vorgegebenen Zielpunkt präzise zu treffen und eine elektronische Zielscheibe die in Zentimeter die Abweichung vom Nullpunkt misst.
o Stilspringen – auch Figurenspringen genannt. Der Springer absolviert im freien Fall vorher festgelegte linke und rechte Drehungen (horizontal) und Salti vorwärts und rückwärts (vertikal) in möglichst sauberer Ausführung und Ausrichtung. Diese Disziplin ist inzwischen durch das breiter gefächerte Freestyle-Springen weitgehend verdrängt worden.
• Freifallformation/RW (Relative Work) – Der Springer fällt bäuchlings und bildet mit anderen Springern im freien Fall Figuren, die zwei bis mehrere Hundert Springer groß sein können. Die gängigsten Varianten bei Wettbewerben sind Vierer- und Achter-Formationen, die in einer vorgegebenen Zeit möglichst viele vorher festgelegte Figuren absolvieren müssen.
• Kappenformation/CF (Canopy-Formation)/CRW (Canopy-relative-Work) – Nach dem Absprung wird sofort der Fallschirm geöffnet und die Springer bilden Formationen am geöffneten Schirm.
• Freeflying – Der Springer fällt im Sitzen (Sitfly) oder auf dem Kopf (Headdown).
• Skysurfing – Entwickelt etwa ab Anfang der 1990er-Jahre, erfolgten Fallschirmsprünge mit einem an den Füßen befestigten „Surfbrett“. Nach etwa 10 Jahren begann der Niedergang dieser Disziplin, sie ist mittlerweile nur noch eine Randerscheinung.
• Wingsuit – Fliegen mit einem Flügelanzug.
• Canopy-Piloting/Swooping – Disziplin, bei der am Schirm kurz vor der Landung hohe Geschwindigkeiten knapp über dem Boden (meistens über einem Wassergraben) geflogen werden. Ziel ist es, das Steigen des Schirmes, das sich durch den erhöhten Auftrieb beim Bremsen entwickelt, so lange wie möglich in waagrechte Vorwärtsfahrt umzusetzen. Swooping ist eine anspruchsvolle Disziplin, da auf Bodenhöhe mit voller Vorwärtsfahrt geflogen wird und zuvor, um den Effekt noch zu erhöhen, eine sehr hohe Anfangsgeschwindigkeit aufgebaut wird, beispielsweise durch eine enge Drehung knapp über dem Boden (Hook Turn).
• Para-Ski – Eine Wintersportkombination aus Zielspringen in alpinem Gelände und Riesentorlauf, die ihren Ursprung in der Bergrettung hat.
• HAHO high altitude high opening – Eine aus dem Militär stammende Disziplin, bei der aus großer Höhe (bis 10.000 m) mit Sauerstoffmaske gesprungen wird. Der Fallschirm wird nach kurzem Freifall in großer Höhe geöffnet, um dann im Gleiteinsatz eine möglichst große Strecke mit Wind bis zu einem geplanten Landegebiet zurückzulegen.
• HALO high altitude low opening – Eine aus dem Militär stammende Disziplin, bei der aus großer Höhe (bis 10.000 m) mit Sauerstoffmaske gesprungen wird. Der Fallschirm wird nach dem Freifall in geringer Höhe (1000–1500 m) über dem Landegebiet geöffnet. Ein Gleiteinsatz wie beim HAHO entfällt.
• Hit ’n’ Rock – Eine Disziplin, die das traditionelle Zielspringen mit einem akrobatisch-komischen Element verbindet. Es geht darum, möglichst nah an einer Zielscheibe zu landen, sich der Fallschirmausrüstung zu entledigen und dann in einem 12 m (40 Fuß) von der Zielscheibe entfernten Schaukelstuhl Platz zu nehmen. Die Zeit wird von der ersten Bodenberührung bis zum Hinsetzen gemessen. Hit ’n’ Rock ist eine beliebte Disziplin bei POPS-Treffen (Parachutists Over Phorty Society).
• Speedskydiving – Ziel ist es, im freien Fall eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen.
• Wassersprünge zu Demonstrationszwecken zu meist bei öffentlichen Veranstaltungen wie Hamburger Hafengeburtstag, Stauseefest Ederstausee u.a.

„Wir machen die Freifallformation, Freeflying und Wingsuit,“ berichtet Vilter.

Abgesehen von den Disziplinen „Zielspringen“, „Swooping“ und „Kappenformation“ liegt der Schwerpunkt beim Skydiving auf dem freien Fall, nicht auf der Fahrt am geöffneten Schirm.

Das Vereinsgelände liegt an der Stadtgrenze von Marl und Recklinghausen, also mitten im Grünen inmitten von landwirtschaftlich genutztem Gebiet. Ein ideales Gebiet sowohl für die Starts des vereinseigenen Flugzeugs wie auch die Sprünge. Der Verein hat rund 260 Mitglieder. „Dies ist der einzige Sprungplatz im Ruhrgebiet,“ betont Vilter stolz. „Ansonsten gibt es noch welche in Grefrath und in Münster.“ Der Grund dafür ist ganz einfach: In Dortmund, Düsseldorf und Köln gibt es nahegelegene Großflughäfen, die das Aktionsradius der Fallschirmspringer doch sehr einengen. Was irgendwie bedauerlich ist, wenn man Vilter so reden hört. Das Ruhrgebiet ist seiner Meinung nach reizvoll – „es hat viel Grün,“ wie er betont. Daß viele Fallschirmspringer, die dem Verein angehören, aus dem ganzen Ruhrgebiet angehören, soll hier nicht verschwiegen werden.

Welche Eigenschaften muß ein Fallschirmspringer denn mitbringen, um den Sport ausüben zu könne. „Er muß durchschnittlich sportlich sein,“ berichtet Vilter. Und was ist mit der Höhentauglichkeit? Die ist nach seinen Worten nicht unbedingt erforderlich. „Der Höhenbezug, den man beispielsweise auf Türmen hat, fehlt hier völlig. In 4.000 Meter Höhe sehe ich die Erde nur noch als Scheibe. Ich kann bis Schalke und Waltrop sehen, ohne daß mir übel wird.“ Sonniges, leicht bewölktes Wetter mit leichtem Wind sind für ihn die idealen Sprungbedingungen. „Regen und starker Wind sind nicht so schön.“

6.000 € für einen neuen Fallschirm und 4.000 für Kleidung usw. müsse man schon berichten, berichtet der begeisterte Fallschirmspringer. Gebraucht geht es natürlich auch billiger. Es sei die Komplexität der Sportart, die ihm gefalle, berichtet Vilter „Man hat nicht das Gefühl zu fallen, zu fallen, sondern zu fliegen. Man liegt auf dem Bauch und bewegt sich im dreidimensionalen Raum. Man kann ein Ziel zentimetergenau ansteuern,“ schwärmt Vilter.

Nach Angaben von Vilter gibt es bei uns in Deutschland nur rund 10.000 Fallschirmspringer, die dies sportlich und hobbymäßig betreiben. Meisterschaften und ähnliches lohnen sich da nicht. „Der Arbeitsaufwand wäre zu hoch. Und es wäre wohl auch zu teuer.“ Wettbewerbe wie die „Wings over Marl“ Ende August / Anfang September 2012 sind aber durchaus möglich. Wer nähere Informationen, auch zum Verein und dem Fallschirmspringensport sucht, sei an dieser Stelle auf die Internetseite des Vereins verwiesen. Die Startseite ist unter www.fallschirmsport-marl.de zu erreichen.

Die Ausbildung steht im Verein an erster Stelle. Es könne also nicht jeder kommen und einfach so springen, betont Vilter. „Wir kontrollieren schon, ob ein Neuankömmling Erfahrung mitbringt.“ Man habe schließlich einen Ruf zu verteidigen, wie er betont. „Wir sind – nicht nur, was die Ausbildung anbelangt – unter den ersten 10 Vereinen in Deutschland.“

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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