Ein unschlagbares Familien-Unternehmen
Der "Thirring-Clan" ist der Passion Pferd verfallen, schreibt seit Jahrzehnten wunderschöne Geschichten

Die Leidenschaft zu den anmutigen Fellträgern zieht seit Jahrzehnten eine ganze Familie in den Bann: Julia und Jan Thirring (v.li.) wurden von ihren Eltern Gaby und Zoltan schon in den Kinderschuhen vom Stallgeruch der Pferde infiziert. Denn einst feierte der Vater auf der Trabrennbahn in Recklinghausen zahlreiche Siege als Fahrer und Erfolge in der Zucht. Jetzt tritt der Nachwuchs in diese Erfolgsstapfen. Mit der Stute Chessies Maydance, die sensationell ihr erstes Rennen dominierte, und einem Fohlen, das Hillerheide getauft wurde. | Foto: Sabine Sexauer
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  • Die Leidenschaft zu den anmutigen Fellträgern zieht seit Jahrzehnten eine ganze Familie in den Bann: Julia und Jan Thirring (v.li.) wurden von ihren Eltern Gaby und Zoltan schon in den Kinderschuhen vom Stallgeruch der Pferde infiziert. Denn einst feierte der Vater auf der Trabrennbahn in Recklinghausen zahlreiche Siege als Fahrer und Erfolge in der Zucht. Jetzt tritt der Nachwuchs in diese Erfolgsstapfen. Mit der Stute Chessies Maydance, die sensationell ihr erstes Rennen dominierte, und einem Fohlen, das Hillerheide getauft wurde.
  • Foto: Sabine Sexauer
  • hochgeladen von Mariusch Pyka

Vier beneidenswert lange Beine, ein aufsehenerregender Schweif und ein Fell, das in weiß, samtbraunen Tönen oder seidig schwarz glänzt: Diesen anmutigen Geschöpfen ist die Marler Familie Thirring förmlich verfallen, eine tierische Passion, die die Oberhäupter Gaby und Zoltan, deren Kinder Julia, Jan samt Judith sowie die Enkelkinder Hanna und Paula gemeinsam teilen. Und sie schreibt seit Jahrzehnten immer wieder neue wunderbare Geschichten, die allesamt dem "Treiben" auf dem Hof Thirring entspringen.

Dort startet einst Zoltan Thirring seine Laufbahn als Amateurfahrer im Trabrennsport mit der legendären Chessies Crown, die es damals im Rund von Recklinghausen Hillerheide und zahlreichen Bahnen der Region in ihrer kurzen Karriere auf eine Gewinnsumme von 47.320 Euro brachte.

Mehr als 20 Jahre später sorgt jetzt ein Nachfahre des Ausnahmepferdes für Furore. Die dreijährige Stute Chessies Maydance triumphierte bei ihrem Debüt in Dinslaken völlig überraschend - aber fulminant. Die Experten staunten. Und wie konnte es anders sein: Gezüchtet wurde die Stute von Julia, als Trainer zeichnet Zoltan und zum Sieg fuhr Chessies Maydance Jan Thirring. Ein unschlagbares Familien-Unternehmen.

Leidenschaft für den Trabrennsport 

Doch bis zu diesem kleinen Pferde-Märchen war der Weg nicht nur lang, sondern eigentlich auch alles andere als programmiert. Denn Chessies Zoler, das einzige Stutfohlen von Chessies Crown, drehte erst im stattlichen Alter von acht Jahren ein paar Wettkampf-Runden und zählte nicht unbedingt zu den Überfliegern auf der Bahn. Ebenso wenig wie Papa Speedy Photo LK. Doch die stets begeisterungsfähige Julia ließ sich nicht beirren, glaubte an eine "Traum-Beziehung", aus der ein kleines Wunder wachsen sollte. Sie überzeugte den Familien-Clan und behielt trotz vieler Unkenrufe recht.

"Mich haben wirklich Viele belächelt. Denn normalerweise weisen die Hengste im Deckhengstkatalog Gewinnsummen im sechsstelligen Bereich auf. Speedy sammelte gerade mal schmale 6926 Euro auf sein Konto", schmunzelt Julia heute und erklärt ihren unzerstörbaren Optimismus: "Ich habe Speedy kennengelernt, beobachtet und wusste, dass in ihm das Zeug zu einem tollen Traber steckt. Doch ihn verfolgte das Verletzungspech."

Chessies Maydance soll beim Derby in Berlin starten

Die Aufzucht von Chessies Maydance besorgte federführend der "kleine Bruder" Jan. Nicht die schlechteste Betreuung. Er wurde 2018 als Lehrlings-Champion gekürt. Jan begleitete die Stute quasi von der Bedeckung bis zum Start, brachte ihr das kleine Einmaleins des Trabens bei, bestimmte die Fütterung, gewöhnte sie an den Sulky und plant nach dem ersten Ausrufezeichen den nächsten Coup. Und zwar am 2. Juni beim Renntag auf der Bahn in Gelsenkirchen. Doch es kommt besser: Auch eine Teilnahme in Berlin beim diesjährigen Stuten-Derby nimmt das Familien-Unternehmen ins Visier. Julia: "Das könnte ein einmaliges Erlebnis werden. Und wer nicht wagt, der nicht gewinnt."

Gewagt hat Julia bereits das nächste Zucht-Abenteuer: Hillerheide heißt das neue Projekt auf vier süßen Hufen, das erst vor wenigen Wochen das Licht der Welt erblickte - und ein Söhnchen von Speedy Photo LK. Der Name Hillerheide ist eine Hommage an die Trabrennbahn in Recklinghausen. Denn Speedy ist eines der letzten Pferde, die Hillerheide vor der Schließung verlassen musste und fand seine neue Heimat im Stall Thirring.

"Außerdem erlebte Papa dort mit Chessies Crown viele Erfolge und ich habe daran etliche schöne Kindheitserinnerungen", schwärmt Julia, die aber neue auf anderen Trabrennbahnen sammeln will. Nur jetzt als erfolgreiche Hobby-Züchterin.

Autor:

Mariusch Pyka aus Marl

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