Kinder Überwachen
Wie Eltern in Deutschland die Handys ihrer Kinder kontrollieren können

Denken Sie, Ihr Kind wird gemobbt? Oder verschickt es möglicherweise unangemessene Nachrichten? Vielleicht befürchten Sie sogar, dass es sich mit den falschen Leuten trifft? Für all diese Sorgen gibt es heutzutage eine App.

In Deutschland besitzen laut Statistiken etwa 90% der Jugendlichen ein Mobiltelefon, und die Mehrheit davon sind Smartphones. Damit haben sie Zugang zu sozialen Medien, Spielen, Kameras und dem Internet. All dies bereitet vielen Eltern Kopfschmerzen – und genau hier kommen sogenannte Überwachungs-Apps ins Spiel, die es ermöglichen, die Aktivitäten der Kinder auf dem Smartphone zu verfolgen.

Überwachungs-Apps für Eltern

Apps wie FamilyTime und Cocospy bieten Eltern in Deutschland die Möglichkeit, die Online-Aktivitäten ihrer Kinder zu überwachen. Diese Apps ermöglichen es Eltern, Social-Media-Posts und sogar den Standort des Kindes zu überwachen. Oft werden die Funktionen so beworben, dass die Eltern dem Kind gegenüber offen damit umgehen sollten, dass sie überwacht werden. Doch viele dieser Apps bieten auch die Möglichkeit, dies heimlich zu tun.

„Es ist völlig legal, dass Eltern dies heimlich tun“, sagt ein Vertreter von FamilyTime. „Die Frage ist nur, ob es moralisch gerechtfertigt ist.“ Diese Entscheidung liege letztlich bei den Eltern. Einige glauben, dass der Schutz ihrer Kinder Vorrang vor deren Privatsphäre hat.

Sicherheitsalarme und Geofencing

Manche Apps, wie Cocospy, bieten zusätzliche Funktionen an, wie zum Beispiel Sicherheitsalarme, die ausgelöst werden, wenn ein Kind ein vorher festgelegtes Gebiet verlässt. Diese Funktion, bekannt als Geofencing, wird häufig von Eltern genutzt, die den Bewegungsradius ihrer Kinder überwachen möchten. „Technologie kann Ihnen als Eltern helfen, die richtigen Gespräche zur richtigen Zeit zu führen“, sagt die Mitgründer von Cocospy, Ashok Chhana.

Ee erklärt, dass viele Eltern es beruhigend finden, Benachrichtigungen über den Aufenthaltsort ihrer Kinder zu erhalten. Dennoch stellt sich die Frage: Wann wird die Grenze überschritten, und wird aus der Sorge Überwachung? Viele Eltern in Deutschland müssen diese Frage selbst beantworten.

„Stalker-Apps“ oder nützliches Werkzeug?

Einige Kritiker bezeichnen diese Apps als „Stalker-Apps“, weil sie glauben, dass die gesammelten Daten missbraucht werden könnten, sei es von misstrauischen Ehepartnern oder kontrollierenden Chefs. Und auch deutsche Behörden teilen diese Bedenken. So wurde kürzlich ein Mann verhaftet, weil er eine App verbreitete, die heimlich E-Mails und Textnachrichten abfing sowie Telefonate aufzeichnete. Solche Apps sind in Deutschland streng verboten, wenn sie ohne Zustimmung verwendet werden.

Die Grenze zwischen Überwachung und Schutz ist dünn. Wenn Eltern solche Apps installieren, betreten sie rechtlich gesehen eine Grauzone. In Deutschland erlaubt das Gesetz die Überwachung nur unter bestimmten Bedingungen: Entweder wenn das Kind unter 18 Jahren ist und die Eltern das Sorgerecht haben oder wenn es um die Sicherheit des Kindes geht. Aber auch dann müssen Eltern sich fragen: Wie weit ist zu weit?

Eine Frage des Vertrauens

Viele Teenager in Deutschland sehen das anders. Wenn man sie fragt, ob sie glauben, dass ihre Eltern sie ausspionieren, würden die meisten wohl sagen: „Nein, meine Eltern vertrauen mir.“ Doch diese Einschätzung könnte naiv sein. Viele Eltern fühlen sich verloren in der Welt der sozialen Medien und des Internets, in der ihre Kinder so selbstverständlich navigieren. Ein Vater in Berlin erklärte bei einem Elternabend, er würde sein Kind am liebsten mit einem Mikrochip versehen, wenn er könnte.

Einige Eltern berichten auch von ihren Versuchen, ihre Kinder zu schützen. Eine Mutter erzählt, dass ihr zehnjähriger Sohn, nachdem er gelernt hatte, wie man die elterliche Kontrolle umgeht, innerhalb von Minuten unangemessene Inhalte online gefunden hatte. „Ich dachte, ich hätte alles gesichert. Aber es hat nicht lange gedauert, bis er Wege fand, die Einschränkungen zu umgehen“, sagt sie.

Ein Balanceakt zwischen Kontrolle und Freiheit

Ein bekannter Cybersicherheits-Experte auf dem Gebiet der elterlichen Kontrolle und digitaler Sicherheit ist Dr. Jessica Barker, eine renommierte Expertin für Cybersecurity und Mitbegründerin von Cygenta. Sie betont, wie wichtig es ist, dass Eltern das richtige Gleichgewicht zwischen Kontrolle und Vertrauen finden, wenn es um die Online-Sicherheit ihrer Kinder geht.

Laut Dr. Barker sollten Eltern nicht nur auf Überwachungs-Tools setzen, sondern auch die offene Kommunikation mit ihren Kindern fördern. Sie erklärt: "Technologie kann ein nützliches Werkzeug sein, um Kinder zu schützen, aber es sollte nicht das einzige Mittel sein. Eltern müssen ihren Kindern beibringen, wie sie sich sicher im digitalen Raum bewegen können und warum bestimmte Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind."

Sie betont weiter, dass es für Eltern wichtig ist, ihre Kinder über die Gefahren im Internet aufzuklären und gemeinsam Regeln für die Nutzung digitaler Geräte aufzustellen. "Wenn Kinder verstehen, warum Sicherheitsregeln bestehen, sind sie viel eher bereit, sich daran zu halten, als wenn sie das Gefühl haben, überwacht zu werden", so Barker.

Autor:

Tobias Sankt aus Marl

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