Wie Demenz ganze Familien belastet

Bild: LWL
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Auch für pflegende Angehörige ist "Demenz" immer eine belastende Diagnose. Aber für heranwachsende Jugendliche ist es erst recht ein schwerer Schicksalsschlag, wenn ein Elternteil an einer Demenz erkrankt. Denn die Kinder dieser Eltern "verlieren" in einer wichtigen Lebensphase nicht nur ein geliebtes Elternteil als Bezugsperson, sondern auch eine Identifikationsfigur an eine bislang unheilbare Krankheit.

Hilfe erhalten diese betroffenen Kinder und Jugendlichen durch das

Projekt "KIDSDEM -

Kinder und Jugendliche demenzerkrankter Eltern". Das KIDSDEM-Team besteht aus der Kooperation der LWL-Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin, der Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. und der Bochumer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Vinzenz gGmbH.

präventive Angebote

Was das KIDSDEM-Team durch seine Angebote unbedingt verhindern will: Kinder von Menschen mit psychischen Erkrankungen haben offenbar ein erhöhtes Risiko, selbst im Laufe ihres Lebens eine psychische Krankheit zu entwickeln. "Es gibt sehr viele Belege für eine familiäre Häufung, einerseits in der genetischen Forschung, aber auch im Hinblick darauf, dass Kinder die Krankheiten quasi erlernen, wenn in der Familie psychische Probleme wie Depressionen, Angst oder Sucht vorkommen", sagt Prof. Dr. Georg Juckel, der Ärztliche Direktor des LWL-Universitätsklinikum Bochums. "Deswegen ist es umso wichtiger, präventive Angebote zu machen, zu denen auch KIDSDEM zählt."

Seinen Anfang nahm KIDSDEM, als

Dr. Ute Brüne-Cohrs,

Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Geriatrie und Palliativmedizin, in der Ambulanz für psychische Erkrankungen im höheren Lebensalter und in der Gedächtnissprechstunde der LWL-Universitätsklinik Bochum, nicht nur ältere Menschen, sondern immer wieder auch jüngere Betroffene im Alter von 40 bis 50 Jahren in ihrer Sprechstunde behandelte. "Da wir in diesen Fällen grundsätzlich nach Angehörigen im Kindes- und Jugendalter fragen, wurde ein besonderer Hilfebedarf offenkundig", so Brüne-Cohrs.

Brüne-Cohrs: "Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des vom NRW-Gesundheitsministerium sowie den Landesverbänden der Pflegekassen finanzierten Projekts machen uns Mut. Durch sie wird deutlich, dass KIDSDEM die psychische Belastung der Jugendlichen zu reduzieren vermag und gleichzeitig deren Lebensqualität und Selbstwirksamkeitserleben stärkt. Immer wieder machen die Einzelschicksale uns deutlich, wie stark die Herausforderungen einer Demenzerkrankung eines Elternteils für deren Kinder sind und wie tiefgreifend diese auf ihre Lebensplanung und persönliche Entwicklung einwirken."

Ein  gesellschaftliches Problem 

Dass das gesellschaftlich kein kleines Problem ist, zeigt die Statistik: Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft sind in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen (2020) an einer Demenz erkrankt. Von einer Demenz im jüngeren Alter zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr oder auch jünger sind schätzungsweise zwischen 30.000 und 40.000 Menschen betroffen.

In etwa jeder dritten von einer frühen Demenzerkrankung betroffenen Familie leben Kinder unter 18 Jahren. Die jungen Angehörigen erleben Vergesslichkeit, Aggressivität, Unruhe beim Vater oder bei der Mutter, oft für sie unvorhersehbar und unkalkulierbar. Sie erleben bei sich widersprüchliche Gefühle wie Wut, Angst, Trauer, Scham und Schuld. Sie müssen eigene Bedürfnisse zurückstellen, oft Verantwortung übernehmen, teils selbst in die Elternrolle schlüpfen. Ihre gesamte Lebensplanung ist zunächst einmal infrage gestellt.

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Dr. Ute Brüne-Cohrs, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Geriatrie und Palliativmedizin, am LWL-Universitätsklinikum Bochum brachte den Stein für das KIDSDEM-Projekt ins Rollen.
Foto: LWL
Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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