Mehr wohnungslose Menschen. Steigende Nachfrage in regionalen Beratungsstellen

LWL-Fahnen vor dem Landeshaus in Münster
Fotonachweis: LWL

Die Wohnungslosigkeit in Nordrhein-Westfalen hat einen neuen Höchststand erreicht und so steigen auch in Westfalen-Lippe die Zahlen. Waren hier 2022 noch 30.815 Personen als wohnungslos gemeldet, waren es Mitte 2023 47.885 Menschen - also über 55 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr.

Rund 20.000 von ihnen nahmen die Hilfsangebote der 40 regionalen Beratungsstellen in Anspruch, neun Prozent mehr als im Vorjahr. Drei Viertel aller Klient:innen waren männlich. Der überwiegende Teil gehörte der Altersklasse 30-40 Jahre an, die Anzahl der Klient:innen im Alter von 40-50 Jahren nahm um 12,2 Prozent zu. An dritter Stelle ist die Altersgruppe der 20- bis 27-Jährigen vertreten.

Die 40 regionalen Beratungsstellen

in Westfalen-Lippe werden zur Hälfte vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) finanziert. Die Mitarbeitenden kümmern sich um Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten, also wenn die wirtschaftliche Lebensgrundlage nicht gesichert ist, die Personen in gewaltgeprägten Umständen leben oder sie aus einer geschlossenen Einrichtung entlassen werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Beratungsstellen liegt darin, für die Klient:innen eine Wohnung zu finden. Dass diese Arbeit nach wie vor erfolgreich ist, berichtete Hartmut Baar, Leiter des LWL-Inklusionsamts Soziale Teilhabe, jetzt im Sozialausschuss.

Zu Beginn der Hilfen hatten von den rund 20.000 Klient:innen 1.368 Männer und 942 Frauen eine eigene Unterkunft. Am Ende der Hilfen waren es 2.230 Männer und 1.414 Frauen, das entspricht einer Steigerung von 63 Prozent beziehungsweise 50 Prozent. Wir konnten also die Wohnungssituation der Menschen deutlich verbessern", so Baar. Außerdem habe man auch die Anzahl der Klient:innen, die zu Beginn der Hilfe noch über kein Einkommen verfügten, zum wiederholten Mal erheblich verringern können. Gleichzeitig sei durch den Bezug der Grundsicherung bzw. des Bürgergeldes eine (erneute) Anbindung an das Sozialleistungssystem erreicht worden.

Trotz der vielen erfolgreichen Beratungen und Hilfen bemängeln die Beratungsstellen den schwierigen Wohnungsmarkt. "Viele unserer Klientinnen und Klienten sind auf Sozialhilfe angewiesen. Kleine Wohnungen für eine Person sind in diesem unteren Preissegment jedoch Mangelware. Der Bestand reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken", erklärte Baar im LWL-Sozialausschuss. Der Markt sei hart umkämpft: Zum einen gebe es eine steigende Nachfrage nach kleinen Wohnungen auch von anderen Personengruppen, zum anderen stiegen die Mieten renovierter Wohnungen. Gleichzeitig liefen Miet- und Belegungsbindungen im sozialen Wohnbau aus. Auch die Vorbehalte vieler Vermieter:innen gegenüber Wohnungslosen würden das Anmieten einer Wohnung erheblich erschweren, so Baar.

Deshalb habe der LWL bereits 2022 das Projekt 

Housing First

ins Leben gerufen, das den Ansatz verfolgt, Wohnungslosigkeit unmittelbar zu beenden, indem den Betroffenen eine eigene Wohnung angeboten wird - ohne Vorbedingungen. Um hierfür einen Anreiz zu schaffen, fördert der LWL den Neubau, den Erwerb und die Vermietung von Wohnraum an Menschen in Wohnungslosigkeit. Auch hier seien bereits erste Erfolge zu verzeichnen, berichtete Baar.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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