Marler Profis für Flüchtlinge
Ein eigenes Konto beantragen, Kinder zur Schule anmelden, Mülltrennung: den Alltag in Deutschland zu organisieren, ist für Flüchtlinge ein echter Lernprozess. Jetzt helfen ihnen Profis aus unterschiedlichen Bereichen, das Leben zu strukturieren. Damit ihre Integration gelingen kann.
Etwa 1475 Flüchtlinge leben derzeit in Marl. Obwohl oder gerade weil es nur wenige Zuweisungen gibt und die Gemeinschaftsunterkünfte immer leerer werden, übergab die Stadtverwaltung diese Aufgabe in professionelle Hände. Seit März entwickelten die Sozialarbeiter Annette Auf der Horst, Michael Bartczak, Martina Kerkau, Sina Kindler und Olaf Walkowiak ein Konzept und organisierten die Arbeit mit Flüchtlingen neu. Inzwischen gibt es eine offene Sprechstunde (donnerstags von 14 bis 17 Uhr) und eine zentrale Poststelle im Rathaus sowie feste Einsatzzeiten in den Unterkünften und Bezirken.
Alltag strukturieren
120 Wohnungen hat die Stadt angemietet, mehr als 80 Prozent der Flüchtlinge sind mittlerweile in Wohnungen untergebracht. „So hat der Außendienst zugenommen, die Betreuung in Wohnungen ist weitaus personalintensiver“, sagt Michael Bartczak. Denn jetzt muss der Alltag der Menschen strukturiert werden: GEZ, Vorsorge-Untersuchungen in der Schwangerschaft, Ummeldung, Stromversorger, Nachtspeicher-Heizung, Krankenkasse, Flur putzen oder Jobcenter – dies sind nur einige Belange, bei denen die fünf Sozialpädagogen gemeinsam mit vier Dolmetschern und acht Hausmeistern unter die Arme greifen.
Integration fördern
„Die Menschen müssen lernen, für sich selbst verantwortlich zu sein“, sagt Annette Auf der Horst. Zusammen mit Ehrenamtlichen werden Projekte initiiert, die sinnvolle Beschäftigung schaffen. „Ein Flurtreffen, Deutschkurse, Fußball, Kochen oder Gemüseanbau im Garten helfen den Flüchtlingen, auf eigenen Füßen zu stehen“, sagt Olaf Walkowiak.
„Es ist wichtig, eine Tagesstruktur aufzubauen und sie zu motivieren.“ Die größte Herausforderung sei es, ein gutes Miteinander anzuleiten. Dabei ist der persönliche Kontakt entscheidend: „Denn nur wenn man sich kennt, rücken kulturelle oder religiöse Unterschiede in den Hintergrund“, sagt Martina Kerkau. „Und nur so gelingt Integration.“
Autor:Stephanie Klinkenbuß aus Marl |
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