Lebensmittelüberwachung: Mehr Schutz und Transparenz erforderlich
Zur Vorstellung der Jahresstatistik Lebensmittelüberwachung durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) :
Die Mängelliste ist beunruhigend: Ekelfunde in Restaurants, falsche Kennzeichnung von Lebensmitteln, Überschreitungen der zulässigen Höchstwerte von Pestiziden. Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen mehr darüber erfahren. Sie müssen wissen, welche Lokale, Einkaufsläden und Höfe beanstandet werden und warum. Doch noch immer hat es die Bundes-regierung noch nicht geschafft, eine gesetzliche Grundlage für die Veröffentlichung der Kontrollergebnisse zu schaffen.
Es reicht eben nicht abstrakt zu wissen, dass jeder vierte Gastronomiebetrieb beanstandet wird, weil in drei von vier Fällen hygienische Mängel vorliegen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher erfahren leider nicht, um welche Betriebe es sich handelt. So bleibt die Bundesregierung ihr Versprechen schuldig, für mehr Transparenz und Sicherheit zu sorgen.
Etwa 30 Millionen Kilogramm Pestizide werden als sogenannte Unkrautvernichter jährlich in Deutschland eingesetzt. Bei solchen Mengen sollte sich keiner über die Befunde der Lebensmittelüberwachung wundern. Die Pestizide wirken nicht nur auf Natur um Umwelt ein - über Rückstände in Lebensmitteln oder Gewässern landen diese Gifte auch auf unseren Tellern.
Weniger Pestizide bedeutet deshalb mehr Verbraucherschutz.
Daten zur Lebensmittelüberwachung 2014 des Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
Im Jahr 2014 hat die amtliche Lebensmittelüberwachung der Länder rund 540.000 Betriebe kontrolliert. Bei 25 Prozent wurden Verstöße festgestellt. Dies entspricht dem Beanstandungsniveau der Vorjahre. Der Anteil von Beanstandungen bei Proben von Lebensmitteln, Lebensmittelkontaktmaterialien und Bedarfsgegenständen wie Kosmetika liegt ebenfalls auf dem Niveau der vergangenen Jahre. 12 Prozent der rund 382.000 Proben wurden beanstandet.
Mit 876.702 Kontrollbesuchen in 540.419 Betrieben wurden geringfügig mehr Kontrollen durchgeführt (+ 1 Prozent) als in den Vorjahren. Die Gesamtzahl der registrierten Betriebe, die der Lebensmittelüberwachung unterliegen, liegt bei 1,21 Millionen. Damit wurde fast die Hälfte aller Betriebe (44,7 Prozent) in Deutschland kontrolliert, die Lebensmittel herstellen, bearbeiten oder verkaufen. Bei den Dienstleistungsbetrieben im gastronomischen Bereich wurde sogar mehr als jeder zweite Betrieb kontrolliert.
Wie in den vergangenen Jahren stellten die Kontrolleure bei 25 Prozent aller untersuchten Betriebe Verstöße fest und leiteten entsprechende Maßnahmen ein. Die Beanstandungsquote bei Dienstleitungsbetrieben – Gastronomie und andere Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung – sowie kleinen Herstellern, die im Wesentlichen auf der Einzelhandelsstufe verkaufen, war mit 29 bzw. 30 Prozent am höchsten. Die weitaus größte Zahl der Beanstandungen betraf mit 52 Prozent – wie auch schon in den Vorjahren – die allgemeine Betriebshygiene, gefolgt von Mängeln im Hygienemanagement (25 Prozent) sowie bei der Kennzeichnung und Aufmachung (18 Prozent) der Lebensmittel.
Untersuchung von Proben
11,6 Prozent der 382.304 untersuchten Proben von Lebensmitteln, Lebensmittelkontaktmaterialien und Bedarfsgegenständen wurden 2014 von den Überwachungsämtern beanstandet. In den beiden Vorjahren waren es 11,3 Prozent (2013), bzw. 12,3 Prozent (2012). 97,5 Prozent der untersuchten Proben waren Lebensmittel einschließlich Zusatzstoffe. Der restliche Probenanteil entfiel auf Bedarfsgegenstände und Materialien mit Lebensmittelkontakt.
Die mit Abstand höchste Beanstandungsquote von 22,6 Prozent wiesen im Jahr 2014 „Lebensmittel für besondere Ernährungsformen“ auf, gefolgt von den drei Produktgruppen „Zuckerwaren“, „Fleisch, Wild, Geflügel und Erzeugnisse daraus“ sowie „alkoholische Getränke (außer Wein)“ (15 bis 16 Prozent). Diese Lebensmittelgruppen führten bereits in den Vorjahren die Liste an. Wie in der Vergangenheit gab es in den Produktgruppen „Schokolade, Kakao und kakaohaltige Erzeugnisse, Kaffee, Tee“, „Obst und Gemüse“ sowie „Zusatzstoffe“ weniger Beanstandungen (8 bis 9 Prozent).
Die Hälfte der beanstandeten Proben verstieß gegen Vorschriften der „Kennzeichnung und Aufmachung“. 19 Prozent der Proben wiesen mikrobiologische Verunreinigungen und 10 Prozent Mängel in der Zusammensetzung auf.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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