Würdigung des Marler Holocaust Überlebenden, die Rolf-Abrahamsohn-Medaille
Rolf-Abrahamsohn-Medaille
Würdigung von besonderem Engagement
Der Kreis Recklinghausen wird künftig herausragende Verdienste für das Gemeinwohl und das Ansehen des Kreises Recklinghausen mit der Rolf-Abrahamsohn-Medaille würdigen. Nach dem Vestischen Ehrenbürger Rolf Abrahamsohn ist die Auszeichnung benannt. Der Recklinghäuser Künstler Heinrich Brockmeierhat die Medaille gestaltet.
Die Medaille zeichnet in beeindruckender Weise den Charakterkopf von Rolf Abrahamsohn. Auch der Ehrenbürger stimmte dem zu. "Den kenn‘ ich", ergänzte Rolf Abrahamsohn augenzwinkernd.
Würdigung von besonderem Engagement
Im November hatte der Kreistag beschlossen: "Zur Würdigung herausragender Verdienste von Bürgerinnen und Bürgern, die sich für das Gemeinwohl und das Ansehen des Kreises Recklinghausen in besonderer Weise eingesetzt haben, wird eine Ehrenmedaille verliehen, die "Rolf-Abrahamsohn-Medaille".
Mit dieser Medaille spricht der Kreis Recklinghausen seine Anerkennung gegenüber Menschen aus, die sich in Besonderem in kultureller, religiöser, sozialer, politischer, wissenschaftlicher oder künstlerischer Weise für das Wohl des Kreises eingesetzt haben.
Vestischer Ehrenbürger Rolf Abrahamsohn
Den Namen Rolf Abrahamsohn trägt die Ehrenmedaille zur Würdigung des Vestischen Ehrenbürgers Rolf Abrahamsohn als Vorbild einer unermüdlichen und dauerhaften Vermittlungsarbeit gegen das Vergessen des Holocaust und für ein friedliches Zusammenleben. Der Marler Rolf Abrahamsohn ist der bedeutende vestische Zeitzeuge und jüdische Überlebende des Holocaust.
Unzählige Male hat er Schulen besucht. Seine aufklärenden, nie ermüdenden Berichte bei öffentlichen Veranstaltungen über seine Vergangenheit und die Judenverfolgung während des NS-Regimes mit besonderem Bezug zum Kreis Recklinghausen haben viele hundert Schülerinnen und Schüler, aber auch Erwachsene tief beeindruckt und den Gedanken verfestigt: "Das darf nie wieder passieren." Durch seine unermüdliche Aufklärungsarbeit gegen das Vergessen hat er einen herausragenden Beitrag zu einer verpflichtenden und verantwortlichen Erinnerungskultur geleistet.
Medaille ist die Auszeichnung
Künftig wird eine Jury über die Vorschläge für Träger der Medaille beraten. Die Entscheidung über die Verleihung der Rolf-Abrahamsohn-Medaille obliegt dem Kreistag. Neben der Medaille ist die Auszeichnung auch mit einem Geldbetrag in Höhe von 1.000 Euro dotiert. Dieser kommt einer wohltätigen Initiative zu, das Vorschlagsrecht hat die jeweilige Preisträgerin bzw. der Preisträger.
Die Rolf-Abrahamsohn-Medaille löst den "Vestischen Preis für Menschen mit Ideen" ab. Sie wird anlassbezogen verliehen.
Die Pogromnacht in Marl
Rolf Abrahamsohn spricht oft aus seinem Leben, spricht von Gewalterfahrungen in der NS-Zeit, von der Ermordung seiner Familie.
„1938 erlebte ich mit meiner Familie die Pogromnacht in meiner Heimatstadt Marl. Unser Haus an der Loestrasse, in dem sich auch unser Geschäft befand, wurde von den Nazis in Brand gesetzt. Mein Vater wurde brutal von SA-Leuten zusammengeschlagen und im brennenden Geschäft zurückgelassen. In letzter Minute konnten wir ihn retten. Mein Vater konnte mit meinem Bruder Hans
kurze Zeit später nach Belgien fliehen, meine Mutter, mein kleiner Bruder Nobert und ich sollten nachkommen. Noch bevor wir das Geld für den Fluchthelfer zusammen hatten, wurden die Grenzen dicht gemacht und so mussten wir zurückbleiben.
Zwei Wochen nach der Pogromnacht mussten wir Marl verlassen, die Stadt wollte ja „judenrein“ werden.
Unser Haus nahm uns die Stadtverwaltung Marl weg, dort zog die NSDAP ein.“
Die Marler Stadtverwaltung als Unterstützer der NSDAP?
Der Ortsgruppenleiter Becker schrieb damals an den Bürgermeister Willecke:
„Heute konnte die Ortsgruppe Marl der NSDAP ihre neuen Räume im Haus Loestrasse 26 beziehen. Für Ihre tatkräftige Unterstützung, der Partei ein würdiges Heim zu besorgen, spreche ich Ihnen meinen und meiner Mitarbeiter herzlichen Dank aus. Möge das Haus dazu beitragen, das enge Band zwischen der Amtsverwaltung und der Parteileitung noch enger zu gestalten. Das ist mein aufrichtiger Wunsch beim heutigen Einzug.
Es würde mir eine große Freude sein, Sie recht bald im neuen Heim begrüßen zu können.
Ortsgruppenleiter Becker
Der Bürgermeister Willeke in Marl
Friedrich Wilhelm Willeke, war bis 1946 Bürgermeister in Marl. Als Bürgermeister setzte er sich 1938 nach der Pogromnacht für den Zwangsverkauf des Hauses des jüdischen Händlers Abrahamson, Loestraße 26, an die NSDAP ein. Nach dem Erwerb durch die Ortsgruppe Marl und dem Bezug als neue Parteizentrale dankte der Ortsgruppenleiter Becker Willeke für die gute Zusammenarbeit.
Ab 1. Mai 1933 war er NSDAP-Mitglied. 1945 beteiligte er sich an der Gründung der CDU. 1947–1965 war Hauptgeschäftsführer der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU/CSU. Willeke gehörte dem Deutschen Bundestag von 1953 bis zu seinem Tode an.
Rolf Abrahamsohn und seine Familie wurden ins KZ verschleppt.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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