Verkehrszählung liefert wichtige Daten für die Planung
Wie viele LKW rollen über die A1 bei Kamen? Wie hoch ist die Zahl der PKW auf der A45 zwischen Lüdenscheid und Siegen? Welche Verkehrsmengen werden auf der A43 im Ruhrgebiet gemessen? Alle fünf Jahre gibt die sogenannte „Periodische Verkehrszählung“ Antworten auf diese Fragen. Am 6. April startete die Zählung bundesweit.
Klappstühle ausgemustert
2015 wurde das letzte Mal gezählt. Die Corona bedingten stark reduzierten Verkehrsmengen im Jahr 2020 hatten zu einer Verschiebung der Verkehrszählung um ein Jahr geführt. Von April bis Oktober wird die Erfassung nun nachgeholt. Wer nun aber erwartet, dass in den kommenden Wochen und Monaten Menschen auf Klappstühlen auf den Autobahnbrücken sitzen, um Fahrzeug für Fahrzeug zu erfassen, wird enttäuscht. Gezählt wird an den Autobahnen in der Regel mit Videotechnik. Kameras erfassen dabei alle Spuren einer Richtung und die Auswertung kann anschließend am Bildschirm erfolgen. Vorteil: Bei dichtem Verkehr kann mit einer langsameren Abspielgeschwindigkeit zuverlässiger gezählt werden als es live auf der Brücke möglich wäre. Und sind nur wenige Fahrzeuge unterwegs, spart der Zählende Zeit, wenn das Video im Schnelldurchlauf gesichtet wird. Nicht nur tagsüber wird gezählt, auch die Nachtwerte können mit den technischen Hilfsmitteln sicher erfasst werden. Zudem liegen die erfassten Daten dauerhaft vor und können zu Kontrollzwecken oder für weitere Auswertungen genutzt werden. Der Datenschutz bleibt dabei gewahrt: Wer die Straße nutzt, lässt sich nicht erkennen. Die Auflösung der Videos ist so gering, dass Kennzeichen oder Fahrer nicht zu sehen sind.
Die erfassten Daten sollen – so ist die Vorgabe – „normale Verkehrsverhältnisse“ widerspiegeln. Auch hier bietet die elektronische Erfassung Vorteile. Beeinflussen unvorhersehbare Ereignisse wie ein Unfall, Stau oder extreme Wetterlagen die Zählung, kann ein Ersatzzeitraum betrachtet werden. Bereits im Vorfeld wird in der Regel geschaut, ob Veranstaltungen wie Stadtfeste, Sportveranstaltungen oder Messen – die zumindest derzeit aber noch unwahrscheinlich sind – die Verkehrsmengen verändern können. An diesen Tagen darf nicht gezählt werden, oder aber die Gründe für eine Verkehrszunahme müssen in die Auswertung mit einfließen. „Wir prüfen die Daten, die uns unser Auftragnehmer liefert, auf ihre Qualität“, sagt Sauerwein-Braksiek. Passt eine Zahl nicht zu den Erfahrungswerten, können die Daten der Dauerzählstellen zum Abgleich herangezogen werden. Gezählt wird zwischen jeder Anschlussstelle, so dass die Verkehrsmengen kleinräumig erfasst werden.
Umfangreiche Auswertung
Mit dem reinen Zählen ist es nicht getan. Die erhobenen Rohdaten werden anschließend umfangreich ausgewertet und aufgearbeitet, damit sie anschließend nicht nur Planern, sondern auch Forschungsinstitutionen, Verbände oder auch Bürgerinitiativen zur Verfügung gestellt werden können.
Um einen belastbaren Durchschnittswert für die Verkehrsmenge zu bekommen, wird zu unterschiedlichen Zeiten gezählt. So werden die Daten an zwei sogenannten "Normalwerktagen" - das sind Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag - jeweils morgens und nachmittags erfasst. Zwei Freitage gehören zum Zählpaket, zwei Werktage in den Ferien und zwei Sonntage. Gezählt werden motorisierte Zweiräder, PKW, Lieferwagen und Transporter, Busse, LKW über 3,5 Tonnen ohne Anhänger und Lastzüge - also LKW mit Anhänger bzw. Sattelzüge.
Neben der periodischen Verkehrszählung werden Verkehrsmengen auch mit Hilfe so genannter Dauerzählstellen ermittelt. Im Bereich der Autobahnniederlassung Westfalen sind derzeit 70 Dauerzählstellen in Betrieb, 26 davon sind Anfang 2021 neu hinzugekommen. Im Laufe des Jahres ist geplant, weitere acht Dauerzählstellen im Bereich Westfalen freizuschalten.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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