Tierschützer blockieren Werkszufahrt von Westfleisch
In den frühen Morgenstunden des 01.02.2021 blockierte, ein autonomer Zusammenschluss von Menschen aus der Tierbefreiungs-und Klimagerechtigkeitsbewegung sowie verschiedenen anarchistischen Strömungen, den Westfleischschlachthof in Oer Erkenschwick.
Am Montagmorgen, gegen 05:30 Uhr, erhielt die Polizei Kenntnis über mehrere Personen, die eine Werkszufahrt an der Straße Hübelkamp in Oer-Erkenschwick blockierten. Vor Ort stellten die eingesetzten Beamten fest, dass zwei Personen sich an einer Metallkonstruktion festgekettet und sechs weitere ihre Arme in drei gefüllten Speisfässern verankert hatten.
Die Polizei bewertete die Aktion als nicht angemeldete Versammlung, die nach kurzer Zeit aufgelöst wurde. Der polizeilichen Aufforderung, die Örtlichkeit zu verlassen, kamen alle acht Personen nicht nach. Zwei der Teilnehmer wurden daraufhin vor Ort mit technischen Mitteln von der Metallkonstruktion gelöst.
Da die Speisfässer mit einer unbekannten Substanz gefüllt waren, wurden die sechs Personen, samt der Fässer, zunächst an eine andere Örtlichkeit gebracht. Hier konnten sie aus den Kübeln befreit werden. Sieben Personen wurden kurzzeitig in Gewahrsam genommen. Von diesen sieben Personen musste ein Mann mit Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt werden.
Gegen die Teilnehmer der Versammlung wurden anlassbezogene Strafanzeigen geschrieben. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden alle Personen wieder entlassen. Daneben wurde eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet.
Neben der Blockade der Werkszufahrt fand zeitgleich eine Mahnwache statt, an der sich bis zu acht Personen beteiligten.
Im Internet begründeten die Aktionisten ihre Aktion
Unser Ziel ist es, den regulären Ablauf im Schlachtbetrieb direkt zu stören und dabei auf die ausbeuterischen Verhältnisse, sowohl für die Arbeitenden als auch für die Schweine, aber auch die Klimafolgen der Tierindustrie, und auf andere gesamtgesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen.
Schlachhof steht für ein hochgradig ausbeuterisches System, in dem Menschen unter extrem schlechten Bedingungen arbeiten und leben müssen. Die meisten Arbeitenden sind Werkvertragsarbeitende, d. h. sie arbeiten über Subunternehmen. Für Arbeitende
mit Migrationshintergrund werden häufig kleine Wohnungen gestellt, in denen teils mehrere Menschen in einem Zimmer leben. So können Löhne gedrückt und für die Arbeitskraft weit unter Mindestlohn gezahlt werden.
Subunternehmen
Schlachthöfe haben ein Netz von Subunternehmen von Subunternehmen von Subunternehmen um sich aufgebaut, innerhalb dessen sie jegliche Verantwortung auf die Subunternehmen abwälzen können.
Ausbrüche von COVID-19
In mehreren Schlacht -Betrieben gab es massive und wiederholte Ausbrüche von COVID-19 mit hunderten Infizierten. Weder Politik noch Schlachthöfe selbst haben dies zum Anlass dazu genommen, die Betriebe längerfristig zu schließen, stattdessen lag das Augenmerk auf dem Erhalt der Produktion und des Gewinns.
Tiere als Ware
Menschenleben haben innerhalb dieses Systems nur den Wert der Arbeitskraft. Tiere werden lediglich als Ware gesehen, die es zu verarbeiten und vermarkten gilt. Dass Tiere fühlende Lebewesen sind, hat im System Schlachthof keinen Platz und ist innerhalb des Kapitalismus nur den Tieren
vorbehalten, die das vermeintliche Glück haben, als „Haustiere“ gehandelt zu werden.Tiere, die den „Nutztierstempel“ haben, werden maximal ausgebeutet und getötet.
So werden durch heimlich oder verdeckt gewonnenes Videomaterial immer wieder schwerste Quälereien und Verstöße aufgedeckt. Diese erschütternden Bilder betreffen auch Betriebe, die Schlachthöfe beliefern.
Standort Oer Erkenschwik wird Vergrössert
In jüngerer Vergangenheit erst hat Westfleisch die Genehmigung dazu bekommen, diesen Standort zu vergrößern –trotz massivem Widerstand von Anwohnenden. Was nun bedeutet, dass in diesem Schlachthof wöchentlich 100.000 Schweine getötet werden können . Das sind 14.285 getötete Schweine am Tag, 595 getötete Schweine in jeder Stunde und 9 tote Schweine pro Minute.
Dies ist nur möglich durch einen hochgradig automatisierten Vorgang und extrem schnellen Arbeiten am Band.
Doch auch für die Arbeitenden ist dies grausam und nur mit einer Abstumpfung und emotionalen Distanz zu den Lebewesen möglich. Nicht wenige, die in der Schlachtung arbeiten, entwickeln während ihres Berufslebens eine posttraumatische Belastungsstörung.
Westfleisch gehört zu den fünf größten Fleischkonzernen Europas und expandiert immer weiter. Seit geraumer Zeit konzentriert sie sich auf den Export, um immer neue Märkte zu erschließen und Gewinne zu maximieren.
Treibhausgasemissionen
Auch hinsichtlich der Klimakrise spielt die Tierindustrie eine zentrale Rolle –sie ist verantwortlich für 18 Prozent derTreibhausgasemissionen. Das ist mehr als der gesamte Transportsektor. Die bedeutende Klimarelevanz der Tierproduktion ergibt sich vor allem durch die damit einhergehende Landnutzung: etwa 4/5 der globalen landwirtschaftlichen Flächen werden für die Tierproduktion beansprucht. Die Schaffung von Flächen zum Anbau von Futtermitteln und von Weideflächen trägt massiv dazu bei, dass Regenwälder gerodet und Sümpfe trockengelegt werden, wodurch enorme Mengen an Treibhausgasen freigesetzt werden und Erosion sowie Wüstenbildung gefördert wird.
Die Klimakrise hat ein enormes ökologisches Ausmaß: das Artensterben spitzt sich zu, die Gletscher schwinden rapide und der Meeresspiegel steigt an, Dürreperioden und Wirbelstürme nehmen zu, ganze Landstriche werden unbewohnbar. Millionen von Menschen bekommen die Auswirkungen bereits jetzt am eigenen Leib zu spüren. Damit ist die Klimakrise keine rein ökologische, sondern
gleichzeitig auch eine soziale Krise. Mit der Klimakatastrophe wird die Verschlechterung der Lebensverhältnisse der meisten Bewohnenden dieses Planeten einhergehen.
Eine Blockierende im sogenannten "Lock-On" äußert sich dazu folgend: "Tiere sind nicht haltbar, der westliche Kapitalismus muss endlich seine Grenzen kennen und zum Stillstand kommen. Wir Menschen sollten im Einklang leben mit der Natur und sie nicht zerstören für Geld, sonst haben wir bald alle keine Zukunft mehr."
Klimakrise
Besonders betroffen von den Folgen der Klimakrise sind Menschen im globalen Süden, die am wenigsten zur Klimaerwärmung beitragen. Währenddessen sind die Hauptverursachenden von Treibhausgasemissionen, die westlichen Industriestaaten, im Besitz der finanziellen Mittel, sich weitgehend vor den Folgen der Krise zu schützen und damit weniger von den Konsequenzen ihres Handelns und ihres Konsums zu spüren bekommen. Was hier Konzernen Profite bringt, vernichtet an anderen Orten der Erde Lebensgrundlagen, verstärkt die bereits bestehende weltweite Ungleichheit und trägt so entscheidend zu Ursachen von Flucht und strukturell erzwungener Migration bei. In diesem System ist weder für die Bedürfnisse von Menschen noch von Tieren Platz!
Dieses System quält und beutet Tiere maximal aus und zerstört die Lebensgrundlagen aller!
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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