Startschuss für Bau der neuen Lippedeiche in Marl
Der Bau der Hochwasserschutzdeiche in Lippramsdorf und Marl mit der gleichzeitigen Umgestaltung der Lippeaue wird nach jahrelangen Vorbereitungen jetzt Wirklichkeit: Zum 1. Spatenstich für das größte Investitionsprojekt in der Geschichte des Lippeverbandes kam am Mittwoch eigens NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an die Lippe.
Es wird ein Deichbau der Superlative: Zwar bleiben die künftigen Deiche mit maximal 14 Metern Höhe exakt auf der Höhe der alten Deiche, sie werden aber wesentlich breiter, dadurch weniger steil und fügen sich besser in die Landschaft ein. Auch der Umfang der Arbeiten und die Bodenmengen, die für den Deichneubau auf 5 km Flussstrecke beiderseits der Lippe benötigt wer-den, sind beachtlich: In siebeneinhalb Jahren Bauzeit sollen rund 3,2 Millionen Kubikmeter Sand, Kies und Oberboden bewegt, 5,6 km Deiche neu gebaut und 800 m vorhandene Deiche zu „Drei-Zonen –Deichen“ umgebaut werden. Außerdem werden zwei Entwässerungspumpwerke neu gebaut.
Dadurch wird nicht nur der Hochwasserschutz in der Region langfristig sichergestellt. Da die neuen Deiche im Hinterland der alten Deiche gebaut werden, hat das Bauprojekt auch einen hohen ökologischen Wert: Zwischen dem Fluss und den neuen Deichen entsteht eine breite Aue von rund 60 Hektar Fläche, die mit dem Fluss, der deutlich flacher und breiter wird, eine enge Verbindung eingeht. Damit reiht sich das „HaLiMa“-Projekt in die Kette von Renaturierungsvorhaben ein, mit denen der Lippeverband im Auftrag des Landes die Lippe nach und nach weg vom Industriefluss hin zu einem ökologisch wertvollen Lebensraum entwickelt.
Finanziert wird das Projekt vom Bergbau und dem Umweltministerium: Sie stemmen die hohe Investitionssumme von 95 Millionen Euro gemeinsam im Verhältnis ein Drittel (NRW) zu zwei Dritteln (RAG). Das entspricht im Wesentlichen dem Verhältnis der Aufwendungen für die ökologische Verbesserung einerseits, die im öffentlichen Interesse liegt, und andererseits der langfristigen Sicherung des Hochwasserschutzes als Bergbaufolgelast.
Im Zuge des aktuellen ersten Bauabschnitts mit einem Investitionsvolumen von rund 44 Mio. Euro werden die Deichbauabschnitte Nord I (nördlich der Lippe zwischen Lippramsdorfer Straße und Oelder Weg) und Süd II zwischen Sickingmühlenbach und Oelder Weg) umgesetzt. Die weiteren Arbeiten folgen in einem zweiten Bauabschnitt.
Und so läuft die Großbaustelle an: Als erstes wird in den nächsten Wochen die vorhandene Baustraße vom Pumpwerk Große Mersch zum Biotop Meinken verlängert, um das Baufeld zu erschließen. Ab Herbst werden über dem Wesel-Datteln-Kanal und über der Lippe Bandbrücken installiert. Damit wird später der größte Teil der Bodentransporte – 65 Prozent des benötigten Materials kommen per Schiff – vom Hafen AV auf die Nordseite der Lippe transportiert. Daneben finden erste Bodentransporte per LKW statt.
Wenn die neuen Deiche gebaut bzw. erhaltenswerte Deichabschnitte umgebaut worden sind, werden in der zweiten Phase des Bauprojekts die alten Deiche nach und nach abgetragen. Ein großer Teil des alten Deichmaterials wird zur Gestaltung der neu gewonnenen Lippeaue verwandt.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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