Start des Bürgerbegehren Radentscheid, Signal für eine "Verkehrswende in Marl"
Über 150 Radfahrer trafen sich im Gemeindezentrum Sankt Josef in Marl Drewer. Mit so grossen Interesse hatten die Radfahraktivisten vom Radlerstammtisch nicht gerechnet. Damit haben die Marlerinnen und Marler ein starkes Signal gesetzt für mehr, besseren und sicheren Radverkehr in unserer Stadt. Mit der offiziellen Anzeige und der Übergabe des Radentscheids an die Stadt Marl geht es jetzt los! Sobald die Stadt Marl ihnen die Kostenschätzung übermittelt hat, werden sie zügig mit der Unterschriftensammlung beginnen. Fast 50 neue Aktive, die sich mit eigenen Ideen und beim Unterschriftensammeln einbringen wollen haben sich gemeldet. Der RadentscheidEssen ist mit einem Team von Essen extra zur Unterstützung von Essen aus nach Marl geradelt.
Aufbruch Fahrrad
Der Abend begann mit einem Referat von Dr. Ute Symanski vom Kölner Verein Radkomm e.V. Sie haben maßgeblich die Volksinitiative "Aufbruch Fahrrad" geprägt und damit das erste Radverkehrsgesetz in Nordrhein-Westfalen auf den Weg gebracht, das nun von der Landesregierung erarbeitet wird. Sie haben 206.687 Stimmen gesammelt! Sie wollen den Anteil des Radverkehrs bis 2025 von derzeit 8% auf 25% landesweit erhöhen. 206.687 Menschen in NRW zeigten mit ihrer Stimme, dass sie dieses Ziel unterstützen.
Der Radentscheid Marl ist erst der Fünfte in Nordrhein-Westfalen. Bundesweit zählt Marl sogar zu den ersten fünf Radentscheiden in einer Mittelstadt und ist in dieser Größe die einzige Industrie- und ehemalige Bergbaustadt. Sie stimmte die Radfahrerinnen und Radfahrer begeistert auf den Radenscheidmarl ein. Sie ist übrigens in Marl Polsum aufgewachsen.
Der Niedergang von Marl als "Fahrradfreundliche Stadt"
Danach gab Ludger Vortmann einen Überblick über den Niedergang von Marl als Fahrradstadt.
Marl gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte (AGFS) . Aber weil die Stadt seit Jahren die Geh- und Radwege verfallen lässt, wurde Marl von der AGFS bereits 2014 wegen mangelhafter Radförderung als erste und bisher einzige Stadt rausgeworfen. Der Anteil der Autofahrer hat in Marl deutlich zugenommen und liegt mit 62 Prozent deutlich höher als in vielen anderen Städten in NRW. Der Radfahreranteil ist mit 19 Prozentpunkten im NRW-Vergleich relativ hoch, sinkt aber seit Jahren. Dann erläuterte er die Formalien des Bürgerbegehrens.
Ein weiterer Höhepunkt war das Geschenk des Lastenfahrrads an das Bürgerbegehren- Auch Aufbruch Fahrrad NRW überreichte ihre Klemmbretter des Volksenscheid an das Bürgerbegehren. Außerdem wurden die 9 Forderungen vorgestellt
Forderungendes Bürgerbegehren
Radentscheid Marl
1. Ein Durchgängiges, engmaschiges Radwegenetz erstellen
2. Für sichere Radwege an Hauptstraßen
3. Die kaputten Radwege reparieren
4. Die Geh- und Radwege durchgängig und einheitlich gestalten
5. Für Fahrradstraßen
6. Die Kreuzungen müssen komfortabler und sicherer gestalten werden
7. Auch Grüne Welle für Radfahrer
8. mehr Fahrradabstellplätze
9. Mehr Öffentlichkeitsarbeit für das Radfahren und Bürgerbeteiligung bei der künftigen Verkehrsentwicklung
Das Podium
Auf dem Podium waren neben der Baudezernentin der Stadt Marl, auch der Landesvorsitzende des ADFC, Thomas Semmelmann und Dr. Ute Symanski vom Kölner Verein Radkomm e.V. sowie Marc Zietan vom Radentscheid Essen und als Gesprächleiter Ludger Vortmann. Nach ihren Beiträgen stellten sie sich den Fragen aus der Radfahrer. Die Vertreterin der Stadt hatte es schwer die verfehlte Radverkehrspolitik der Stadt zu begründen. Sie verwies auf fehlende Fördermittel der Stadt, das der Rat gleichzeitig 71 Millionen Euro für die Sanierung des Rathauses beschlossen hat und deshalb weniger Geld für den Radverkehr hat, sagte sie nicht. Sie verteidigte die Öffnung der Josefa Luzuger Str. durch die Stadt. Während andere Städte versuchen den Autoverkehr aus der Innenstadt herauszuhalten und Pärkplätze zu verringern, passiert in Marl das Gegenteil.
Besucher
Unter den Besuchern waren auch Vertreter von Rat und Verwaltung der Stadt. Gesehen wurden die Stellvertretene Bürgermeisterin Angelika Dornebeck, der Auschussvorsitzede des Stadtplannugsausschusses, Fritz Dechert der Vorsitzende der Bügerliste WiR für Marl, der Landtagsabgeordnete Carsten Löker, Brigitte Hermann Umweltamtsleiterin, Freddy Schoknecht und viele mehr.
Radler-Stammtisch Marl
Ist eine offene und unabhängige Initiative für mehr, komfortableren und sicheren Radverkehr für Jung und Alt in Marl. Sie treffen sich an jedem zweiten Dienstag im Monat um 19.30 Uhr zum Radler-Stammtisch in der Gaststätte Mühlenbach, Breite Str. 26 in 45768 Alt-Marl.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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