Offener Brief der Baumschutzgruppe Vest an die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreis Recklinghausen

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Ín einem offenen Brief an die Bürgermeister der 10 Kreisstädte im Vest Recklinghausen, fordern Mitglieder der Baumschutzgruppe eine zeitnahe Umsetzung von Umwelt-Maßnahmen, um der Klimakrise zu begegnen. Dazu gehört unter anderem: Eine einheitliche und verbindliche Baumschutzsatzung für alle Kreisstädte, die Freigabe kommunaler Flächen für Aufforstung zwecks Bindung von Treibhausgasen, die Unterschutzstellung kommunaler Wälder vor Abholzung und städtischer Grünräume vor Bebauung, sowie die Aufgabe von Industrie- bzw. Gewerbe-Projekten, die Flächenverbrauch und weitere Motorisierung zur Folge haben. Eindringlich appellieren die Initiatoren an die Politik im Kreis, sich für die Welt der kommenden Generationen einzusetzen.

Baum- und Klimaschutz in Ihrer Stadt somit im Kreis Recklinghausen


Sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,

Im Namen und im Auftrag der Mitglieder unserer Baumschutzgruppe wende ich
mich an Sie mit der Bitte, an der Umsetzung folgender, für unsere
unmittelbare Umwelt überaus wichtigen Planungs-Verwaltungs-Maßnahmen
mitzuwirken.
Wie Sie sicherlich von Herrn Landrat Süberkrüb oder Ihren
Kreistagsabgeordneten erfahren konnten, haben wir bei einem persönlichen
Gespräch im Kreishaus, Forderungen nach grundlegenden Änderungen im
Umgang mit unseren innerstädtischen Grünr.umen und stadteigenen Wäldern
gestellt. Dieses Gespräch am 6. September 2019, war auch von Herrn Malden
von der Unteren Naturschutz Behörde und Herrn Fischer vom Umweltamt
begleitet, wobei Einvernehmen in der Umsetzung von Maßnahmen die dem
Klimaschutz im Vest Recklinghausen dienen, erzielt worden ist. Hier gehört,
unserer Meinung nach, alles auf den Prüfstand, welches das urbane Klima
negativ beeinträchtigen, bzw. klimaschädliche Auswirkungen zur Folge haben
könnte.
Sowohl die Stadtplanung als auch die Forstwirtschaft muss im zweiten Jahr
lang anhaltender Trockenheit und Temperaturrekorde grundlegend geändert
werden.
1). Um der Rechtsunsicherheit in Sachen Stadt- Bäume bzw. Hecken, die in
der Bürgerschaft vorherrscht zu entsprechen, fordern wir eine Ausweitung der
jüngst vom Stadtrat in Recklinghausen beschlossenen Baumschutzsatzung auf
alle Kreisstädte im Vest.
Eine Vereinheitlichung hätte den Vorteil, das eine zur
Zeit noch als Kavaliersdelikt betrachtete Praxis der eigenmächtigen, meist
willkürlich getätigten Wochenende- Fällungen, auch für die beteiligten Firmen,
strafrechtliche Konsequenzen hätte.
Jeder Baum, der illegal und unkontrolliert gefällt wurde, fehlt in der Bilanz im
Grünordnugsrahmenplan unserer Städte, konsequent müssen
Zuwiderhandlungen im Anbetracht des Klimanotstands, ohne Unterschied des
gesellschaftlichen Standes der Verursacher geahndet werden. Die bisherige
Verwaltungspraxis, „Baurecht bricht Baumrecht“, gehört der Vergangenheit an.
2). Um den Mangel an Ausgleichsflächen für Baum-Ersatzpflanzungen bzw.
Aufforstungsflächen zum Zwecke der CO-2 Bindung zu begegnen, fordern wir
die Kündigung aller kommunalen Pachtverträge,
welche mit
landwirtschaftlichen Betrieben bestehen, die unser Land nicht auf ökologischer
Basis bewirtschaften.

Dies wäre, nicht nur unserer Meinung nach, ein wichtiger Beitrag zum Erhalt
der Artenvielfalt und, um auch, dem dramatischen Insektensterben zu
begegnen. Im Übrigen ist die intensiv geführte Landwirtschaft und die mit ihr
verbundene Monokultur für Biogasanlagen, mitsamt dem Futtermittelanbau zur
Massentierhaltung, der Hauptverursacher klimaschädlicher Treibhausgase.
3). Die urbane Stadtplanung hat sich zukünftig strikt an die Bedürfnisse der
Bürgerinnen und Bürger bezüglich eines gesunden Stadtklimas zu richten.

Geplante Baumaßnahmen in städtischen Grünr.umen, Parkanlagen,
Feuchtgebieten oder auf der “grünen Wiese, sollten aufgrund der lokalen
Raumklima Schädigung mit einhergehender Atemluft Verschlechterung
revidiert werden.
Beispielsweise zu nennen ist hier unter anderen:
Das exclusive Luxusquartierprojekt im Hülser Wald am Jahnstadionpark,
das geplante Baugebiet Breewiesen in Marl Lenkerbeck,
das Bauvorhaben im Castrop Rauxeler Stadtteil Habinghorst,
die vorgesehene Stadtparkbebauung in Oer - Erkenschwick, usw..
Unsere Liste könnte hier den Rahmen dieses Briefes mühelos sprengen. Auch
die geplanten Logistikzentren New Park in Datteln und Gate Ruhr in Marl

sollten aus Gründen des zu erwartenden Individuellen Schwerlastverkehrs mit
den einhergehenden Emissionen aufgegeben werden. Gewerbegebiete im
kreisstädtischen Umfeld sind ausreichend vorhanden, es gibt keine
Notwendigkeit hier neue anzusiedeln, wie z. B. im Herner Stadtgebiet (General
Blumenthal) den Dattelner Gewerbepark Dillenburg oder dem Dorstener
Gewerbegebiet Emmelkamp. Insgesamt ist die Versiegelung einer Fläche von
über 250 Hektar für gewerbliche Spekulationsobjekte im Kreis Recklinghausen
vorgesehen, zumeist auf Acker- oder Wiesenflächen.

Die von der Landesregierung beabsichtigte Freigabe der endlichen Ressource
Boden für einen entfesselten Flächenverbrauch lehnen wir aus den oben
genannten Gründen ab.
4). Zu den umweltschädlichsten forstwirtschaftlichen Maßnahmen die im
Auftrag der Städte vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW, in jüngster
Vergangenheit durchgeführt wurden, gehören die sogenannten Schirmschläge,
die vor allem in unseren alten Eichen- und Buchenwäldern nachhaltige
Schäden angerichtet haben. Es wurde hier weder ein ökologischer noch
ökonomischer Nutzen für unsere Städte erzielt,
wie uns der Marler
Bürgermeister auf Anfrage berichtete. Wir fordern daher die sofortige
Beendigung dieser Praxis, unsere Wälder sind keine Holzfabriken die zur
Verfügung dubioser Geschäftemacher und Spekulanten
stehen, sondern
Erholungsraum für Menschen und Rückzugsgebiete für Tiere.

Wenn selbst renommierte Wissenschaftler und auch erfahrene Forstbeamte die
Einstellung des Holzeinschlags zum Zweck der Anpassung der Laubwälder an
den Klimawandel fordern, dann ist dies bei den anstehenden Ratsentscheiden
zum jährlichen Forstwirtschaftsplan (Bestands+Arbeitsplan) bedingungslos zu
berücksichtigen. Unsere Forderung zur Unterschutzstellung der letzten noch
verbliebenen alten heimischen Laub- Mischwälder ist nicht nur ein Beitrag zur
Erhaltung der Artenvielfalt, sondern auch zum Natur- und Klimaschutz.
Wir
bitten Sie hiermit, sehr verehrte Frau Bürgermeisterin, sehr verehrter Herr
Bürgermeister um Kontaktaufnahme mit Herrn Landrat Süberkrüb, sowie mit
Ihren verehrten Abgeordneten im Stadt- und Kreisrat, wie die notwendigen
Änderungen der kommunalen Gesetzgebung zeitnah und pragmatisch
bewerkstelligt werden können.
Zuletzt erlauben Sie mir noch den Hinweis und die Hoffnung, dass das Vest
Recklinghausen ein Vorreiter und Beispiel für praktizierten Klimaschutz für
andere Landkreise in Nordrhein-Westfalen sein könnte. Für ihre Initiative zur
Bewahrung der Lebensräume unserer Kindeskinder also auch dem Schutz
unserer Heimat, bedanke ich mich.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Thieme
Sprecher der Baumschutzgruppe Vest

.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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