Offener Brief an den Marler Bürgermeister zum geplanten Kreisverkehr in Sinsen

Foto: Foto: Christian Thieme
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Trotz Nachfragen zum übergroßen Kreisverkehr in Sinsen während der Ratssitzung vom 12. Dezember erhielt Baumschutzgruppe Vest Sprecher Christian Thieme keine befriedigende Antwort.
Bekanntermaßen sind dafür mehrere uralte Eichen und ein halber Hektar Mischwald abgeholzt worden, mehrere Anwohner hatten dagegen protestiert.

In einer Beschlussvorlage aus dem Jahr 2005 war das Auftragsvolumen des Kreisel mit einem Durchmesser von 32 m und vier Einmündungen auf ca. 600.000€ geschätzt, eine Förderung des Landes in Höhe von 80% einbezogen.
Wie viel der nach dem Vorbild des Recklinghäuser Prosper- Kreisverkehr, bei dem fünf Straßen einmünden kosten wird, könnte bei der prekären Haushaltslage der Stadt ein weiteres Politikum werden.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Arndt

Im Namen und im Auftrag der Mitglieder unserer Baumschutzgruppe protestiere ich gegen die von ihrer Verwaltung angeordneten Baumfällungen in Marl Sinsen,
erneut zeigt sich eine Stadtplanung die wenig Gespür für die Bedürfnisse vieler Mitbürger*innen offenbart.

Aktuell sichtbar wird diese am überdimensionierten Kreisverkehr der weitgehend ohne Beteiligung der Öffentlichkeit geplant, eine Gefahr für radfahrende Kinder darstellt und ohne Rücksicht auf die Natur gebaut wird.

Obwohl es sich hier um eine ganz normale Kreuzung mit ähnlicher Dimension wie der gut funktionierende Kreisel Breddenkampstraße/ Langehegge handelt, werden Fördergelder des Kreis Recklinghausen für ein weiteres Prestigeobjekt sinnlos verbraucht.

Überdimensioniert sind in Marl nicht nur kaum genutzte Radwege die weitgehend planlos ohne Rücksicht auf den wertvollen Baumbestand gepflastert, sondern auch unnötig große Bushaltestellen die kaum genutzt weil diese Stadt autogerecht ausgebaut ist.

Die "Art und Weise" wie der von vielen Bürgern gezeichnete Radentscheid vom Marler Stadtplanungsamt umgesetzt wird, wiederspricht der Forderung nach mehr Radverkehr auf der Straße.
Übelstes Beispiel ist unserer Meinung nach das Reallabor Versuchsprojekt auf der Willy Brandt Straße, dass außer Kopf- schütteln beim Bürger nichts gebracht hat, mit den Geld hätte man sämtliche Straßen im Stadtgebiet mit sog. "pop up" Radwegen beschriften können.

Dass diese Fehlplanungen zulasten der Stadtkasse nur mit der Anhebung von Steuern finanzierbar sind, hat ihre Erklärung zum städtischen Haushalt leider bestätigt.

Als Ergebnis solcher Stadtplanung ergibt sich zwangsläufig die Zunahme des Individualverkehr, eine Entwicklung die durch weitere Gewerbe- und Neubaugebiete mit immensen Flächenverbrauch permanent beschleunigt wird und die Lebensqualität der Menschen negativ beeinträchtigt.

Andere Städte wie zB. Münster, verzichten aus oG. Gründen auf Baugenehmigungen von freistehenden Eigenheimen zugunsten von
Mehrfamilien- Gebäude, die Marler Stadtplanung orientiert sich anscheinend weiter an den Wünschen profitorientierter Boden- und Immobilien- Spekulanten.

Beispiel:
Trotzdem unsere Stadt mit mehr als genügend Lebensmittel- Discounter ausgestattet ist genehmigen Sie und ihre Partei einen Supermarkt inmitten eines Wohngebietes wo eine Siedlung für Entlastung auf dem sozialen Wohnungsmarkt hätte sorgen können.

Die Frage stellt sich ob ihre Politik für mehr Beschäftigung in der Industrie gesorgt hat, vor allem weil die Menschen dahinziehen wo sie Arbeit finden.
Prognosen bzgl. Arbeitsplätze die bisher im Amt für Wirtschaftsförderung in der Vergangenheit zur Ansiedlung großer Konzerne erhofft waren haben sich nicht erfüllt, siehe das gigantische Metro Zentrallager.

Mit dem Versandhändler Talia kommt jetzt ein weiterer Logistiker in die Stadt der aller Voraussicht nach viel eigenes Personal beschäftigt und noch mehr Pendler- Verkehr generiert.
Absehbar ist weitere Urbanisierung von Wald für die Autobahn Zufahrt der zusätzlichen LKW, von der versprochenen
tri- modalen Anbindung ihres Vorzeige Projekt gate.ruhr hören wir seit langem nicht mehr.

Inzwischen sorgt die Intransparenz in ihrer Verwaltung für Politikverdrossenheit bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, letztendlich ist dies Ursache für das Wahlverhalten breiter Schichten der Bevölkerung, welches unserer kommunalen Demokratie einen nachhaltigen Schaden zufügt.

Ich darf Sie, geehrter Herr Bürgermeister an dieser Stelle an meine Bürgerfrage während der letzten Ratssitzung erinnern bei der ich die Tatsache angeführt habe, dass in dieser Stadt nur ein einziges von Bürgerinitiativen vereiteltes Bauvorhaben dem Umstand geschuldet ist, dass der Investor Konkurs anmelden musste.

Zuletzt möchte ich Sie bitten bei den kommenden Wahlen auf eine erneute Kandidatur zu verzichten damit der jungen Generation die Chance gegeben wird, eine umweltfreundliche und vor allem zukunftsorientierte Stadtplanung zu realisieren.

Das diese möglich ist zeigt sich am Beispiel der Stadt Bottrop, die ganz im Sinne des "Vestische Klimapakt", bereits nach zehn Jahren ihre Emissionen nahezu halbiert und bis zum Jahr 2035 Klimaneutralität erreichen wird.

Ihnen persönlich wünsche ich alles Gute im neuen Jahr und verbleibe mit einem freundlichen: "nichts für ungut!. ,

Christian Thieme.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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