NS-Vergangenheit ehemaliger Leiter des Landeskriminalamtes NRW erforscht

Außensicht der Villa ten Hompel, die seit 1999 Geschichtsort ist
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  • Außensicht der Villa ten Hompel, die seit 1999 Geschichtsort ist
  • hochgeladen von Siegfried Schönfeld

Im Zusammenhang mit der Vorbereitung des 70. Gründungstages des LKA NRW im Oktober 2016 wurden erstmals Hinweise bekannt, dass möglicherweise einige der früheren Behördenleiter des LKA NRW in der Zeit von 1939 bis Mai 1945 in nationalsozialistische Unrechtshandlungen verstrickt gewesen sein könnten. Konkrete Kenntnisse dazu lagen nicht vor.

Daraufhin wurde der Geschichtsort Villa ten Hompel der Stadt Münster beauftragt, die polizeilichen Verwendungen von den ersten sechs Behördenleitern in der Zeit des nationalsozialistischen Unrechtsregimes zu prüfen.

"Unser Ziel war die Klärung von möglichen Beteiligungen ehemaliger Amtsvorgänger an NS-Unrechtshandlungen", erklärte der LKA-Chef Frank Hoever heute in Düsseldorf.

Villa ten Hompel

Das Institut Villa ten Hompel von Dr. Spieker hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach zu Polizeieinheiten und Polizeibehörden in Westfalen in der Zeit vor Mai 1945 geforscht. Der Wissenschaftler Martin Hölzl wurde als der Fachmann zu diesem Untersuchungsbereich mit den Nachforschungen beauftragt.

"Dabei konnten wir auf unsere eigene Forschung und Sammlung ebenso zurückgreifen, wie auf die Kenntnis einer inzwischen internationalisierten Archiv- und Dokumentationslandschaft, die neue Recherchen ermöglichte", erläuterte Institutsleiter Dr. Spieker heute.

Täter des NS-Unrechtregimes

"Das Gutachten zeigt ein sehr bedrückendes Ergebnis. Von den sechs ehemaligen LKA-Direktoren müssen die ersten vier Direktoren als Täter des NS-Unrechtregimes in der Zeit bis Mai 1945 bezeichnet werden. Das hat mich sehr erschüttert!", führte Frank Hoever weiter aus.

"Wer wissen will, wohin er geht, muss wissen, wo er herkommt. Deshalb bin ich dem Landeskriminalamt dankbar dafür, dass es dieses Gutachten in Auftrag gegeben hat. Die Beteiligung an nationalsozialistischen Unrechtsmaßnahmen von vier ehemaligen LKA-Behördenleitern ist geschichtswissenschaftlich evident. Das Ergebnis ist umso erschreckender, als die Genannten in ihrem Amt teilweise eine Seilschaft aus der NS-Zeit pflegten. Es mag für manche, die diese Männer ganz anders kennengelernt haben, schmerzlich sein, aber die Wahrheit ist: Aus heutiger Sicht hätten sie niemals mehr als Polizisten arbeiten dürfen", resümierte  der Innenminister  heute in Düsseldorf.

Dauerausstellung "Geschichte - Gewalt - Gewissen"

Raum 3: Blut am grünen Waffenrock
Versklavung der Bevölkerung der besetzten Gebiete, planmäßiger Völkermord an Juden, Sinti und Roma – die Nazis führten den Zweiten Weltkrieg mit dem Ziel, eine rassistische Neuordnung Europas durchzusetzen.

Die Ordnungspolizei spielte  eine Schlüsselrolle.

Die Villa ten Hompel war Dienstort ihres Befehlshabers im Wehrkreis VI (zwischen Aachen, Hamm und Bielefeld). Er nahm zwei verschiedene Leitungsaufgaben wahr: Polizeieinheiten in die besetzten Gebiete zu entsenden und daheim aufrechtzuerhalten, was als Ordnung galt – den Luftschutz und die Aufsicht über Zwangsarbeiter oder etwa die Durchführung von Deportationen aller Art. Großes Augenmerk galt der ideologischen Schulung, um aus Polizisten Weltanschauungskrieger zu formen, die jeden politischen Widerstand unterdrücken sollten, denn von den Niederlanden bis tief hinein nach Russland wehrte sich die Bevölkerung gegen das NS-Terrorregime.

Nicht weniger als 600.000 Verfolgte und Regimegegner starben direkt von der Hand uniformierter Polizisten.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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