NABU: Mangel an Chemikalien für Kläranlagen bedroht Gewässer

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Der NABU warnt angesichts eines Mangels an Chemikalien, die zur Abwasserreinigung benötigt werden, vor den Folgen für unsere Gewässer. Aufgrund der Gaskrise gibt es Lieferengpässe für wichtige Eisensalze, die für die Fällung von Phosphor in der Abwasserbehandlung nötig sind. Denn aufgrund der gestiegenen Gaskosten fährt die Chemieindustrie ihre Produktion zurück. Darauf hat jüngst der Verband der Deutschen Wasser- und Abwasserwirtschaft (DWA) hingewiesen.

Ohne diese Chemikalien können die Einleitgrenzwerte für Phosphor nicht eingehalten und damit der Schutz der Gewässer vor Eutrophierung nicht gewährleistet werden. Das bedeutet für die Gewässer mehr Belastung. Phosphor ist ein Nährstoff und wirkt zwar nicht toxisch, erhöhte Konzentrationen führen jedoch zu einer Eutrophierung der Oberflächengewässer. „Für die Fließgewässer bedeutet ein übermäßiges Algen- und Pflanzenwachstum eine hohe Sauerstoffzehrung. Darunter leiden alle Lebewesen im Gewässer und es kann sogar zu einer Verschiebung der Artenzusammensetzung führen“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Durch das verstärkte Algen- und Pflanzenwachstum schwankt der Sauerstoffgehalt zwischen Tag und Nacht stark, wodurch Kleinlebewesen und Fische geschädigt werden können. Viele der Kleinstlebewesen spielen eine wichtige Rolle für die Selbstreinigungskapazität der Gewässer. Zudem sind Gewässer oft die Kinderstube für Insekten an Land.“

Aktuell ist die Gefahr der Eutrophierung zwar eher gering, da die Vegetationsperiode abgeschlossen ist, mittelfristig können durch die erhöhte Phosphorwerte aber bleibende Schäden entstehen. Leider sind unsere Gewässer ohnehin in keiner guten Verfassung. Nur zehn Prozent haben den von der EU geforderten guten Zustand. Dieser sollte für alle Gewässer bereits 2015 erreicht werden, nun wurde dieses Ziel abermals auf 2027 verschoben. Miller: „Aber auch das wird kaum erreichbar sein. Die Hauptbelastung durch Nährstoffe, wie Phosphor, stammt nicht nur aus der Abwasseraufbereitung sondern größtenteils aus der Landwirtschaft. Die drohende Eutrophierung trifft Gewässer, die durch die Klimakrise und das damit verbundene Niedrigwasser sowie Katastrophen wie an Ahr und Oder ohnehin hoch belastet sind. Die Politik muss jetzt handeln und aktiv Gewässerschutz vorantreiben, wie die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.“

Diana Nenz, NABU-Expertin für Gewässerökologie: „Erhöhte Einleitwerte an empfindlichen Gewässern müssen unbedingt vermieden werden. Es muss geprüft werden, ob Einträge aus anderen Sektoren, wie der Landwirtschaft, gesenkt werden können. Gewässerrandstreifen könnten ausgedehnt werden, um zumindest die diffusen Einträge zu reduzieren.“

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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