Marler Gruppe auf Spurensuche nach Opfern des Nationalsozialismus im KZ Riga

- Ehrenmal im Wald von Bikernieki
- hochgeladen von Siegfried Schönfeld
Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule und des Hans-Böckler-Berufskolleg haben sich in dieser Woche auf Spurensuche der deportierten Juden in Riga begeben.
Seit 2010 ist die Stadt Marl Mitglied im Deutschen Riga-Komitee und pflegt ihre Erinnerungskultur auch im Austausch mit anderen Kommunen. Am (30.10.) hat sich die Marler Gruppe mit bleibenden Eindrücken wieder auf die Heimreise begeben.
Ehrenmal im Wald von Bikernieki
Sie haben in Riga erlebnis- und arbeitsreiche Tage verbracht. Vieles hat Sie berührt, manches erschüttert und sie haben dabei auch viel Neues gelernt. Mit jeder Menge Film- und Bildmaterial ist es für die jungen Leute zurück in die Heimat gegangen. Für sie war insbesondere der Besuch des Ehrenmals im Wald von Bikernieki von zentraler Bedeutung. Hier legte die Marler Gruppe zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus einen Kranz nieder.
„Die Opfer dürfen nicht sprachlos sein"
Heute und auch in Zukunft muss man die schreckliche historische Wahrheit klar und deutlich auszusprechen. Die Opfer dürfen nicht sprachlos sein. Die Gräber- und Gedenkstätte gibt den vielen Menschen, die hierhin deportiert und auf grausame Weise ermordet wurden, ihre Namen zurück und damit auch ihre Identität. Ein kleiner Gedenkstein erinnert vor Ort daran, dass einst auch Juden aus Marl nach Riga verschleppt wurden.
Präsentation im Rathaus
Die Vorbereitung und Leitung der Fahrt nach Riga lag in den Händen der städtischen Integrationsbeauftragten Jennifer Radscheid und Christian Grube, Leiter des Jugendkulturzentrums „KunterBuntes Chamäleon". Die Ergebnisse der Gedenkstättenfahrt werden im Rahmen des Auschwitz-Gedenktages 2015 im Rathaus gezeigt.
Massengräber aus dem Zweiten Weltkrieg im Wald von Bikernieki
Im Wald von Biķernieki befinden sich die größten NS-Massengräber Lettlands: 55 größere und kleinere Gräber mit einer Gesamtfläche von 2885 m². Es war die erste systematische Ermordung von Juden durch Massenerschießung während der Zeit des NS-Regimes. Vom Sommer 1941 bis zum Herbst 1944 wurden hier nach unterschiedlichen Quellen 35.000 bis 46.500 Menschen von Sicherheitspolizei und lettischen Hilfskräften hingerichtet. Die Ermittlung der genauen Opferzahl wird dadurch erschwert, dass die zurückweichenden deutschen Truppen gegen Ende des Krieges die verscharrten Leichen mit Hilfe von Teer verbrannt hatten. Als nachweisbar gelten folgende Opferzahlen: ca. 20.000 Juden aus Lettland, Deutschland, Österreich und Tschechien, ca. 10.000 Kriegsgefangene.
Im März 1942 wurden etwa 1.900 arbeitsunfähige Juden aus dem Ghetto Riga unter dem Vorwand, in Dünamünde zu leichter Arbeit bei der Fischverarbeitung eingesetzt zu werden, in den Wald von Biķernieki geschafft, dort erschossen und verscharrt. Am 26. März 1942 wurden dann zwischen 1600 und 1700 Insassen des aufgelösten KZ Jungfernhof mit Lastwagen hierher gebracht, erschossen und in Massengräbern verscharrt.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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