Man nannte uns "Stalinistenschweine"
Interview mit dem Kreisvorsitzender von Bündnis 90/ Die Grünen Michael Sandkühler
Herr Sandkühler, sie sind nicht nur Kreisvorsitzender sondern auch Vorstandsmitglied der Marler Grünen. Was halten sie von dem Vorschlag der Wählergemeinschaft bei der Kommunalwahl mit einer gemeinsamen Liste anzutreten ?
So einen Vorschlag kann eigentlich nur jemand machen, der sich im Kommunalwahlrecht nicht auskennt. Da sind rechtlich einige Vorschriften zu beachten. Die Aufstellung einer Liste muss in einer rechtlich einwandfrei einberufenen Versammlung in geheimer Wahl stattfinden. Da kann man keine Liste verabreden. Grundsätzlich kann sich jeder zur Wahl stellen. Ich weiß aber wie die Wählergemeinschaft früher ihre Liste gewählt hat.
Ihnen wird vorgeworfen die Wählergemeinschaft ständig vor Gericht zu zerren, um ihnen den Namen wegzunehmen. Warum machen sie das ?
Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Als bündnisgrüne Mitglieder im Stadtrat saßen haben wir natürlich dort Anträge mit unserem Briefkopf und dem Namen „Die Grünen Marl“ eingebracht. Daraufhin beschuldigte Paul Wagner uns öffentlich des „geistigen Diebstahls“. Der Name „Die Grünen“ stände für den Großraum Marl der Wählergemeinschaft zu. Völlig größenwahnsinnig. Daraufhin nahmen wir Kontakt mit dem Bundesvorstand in Berlin auf und der Kreisverband bekam den Auftrag im Namen der Bundespartei der Wählergemeinschaft zu untersagen und der Namen Grüne aufzutreten.
Wieso haben sie sich damals überhaupt abgespalten ?
Auch das ist eine Falschdarstellung, die durch ständige Wiederholung durch die Wählergemeinschaft nicht an Wahrheitsgehalt gewinnt. Bis 2008 gab es bei der Wählergemeinschaft sowohl Parteimitglieder als auch Wählergemeinschaftsmitglieder und die Wählergemeinschaft übernahm für die Partei die Wahlkämpfe. Die Bundespartei hatte auch keinen Grund dies zu unterbinden. Vor der Kommunalwahl 2008 wurde den Parteimitgliedern aber mitgeteilt, dass sie bei der Besetzung der Ratsplätze keine Berücksichtigung finden würden. Das resultierte daraus, dass die Parteimitglieder Paul Wagner mehrfach darauf aufmerksam gemacht hatten, dass die Wählergemeinschaft mittlerweile Politik machte, die nicht mehr mit den Grundsätzen von BÜNDNIS 90/ Die Grünen vereinbar war. Beispielsweise wurde im Wahlkampf zur Unterstützung der Partei DIE LINKE aufgerufen und das Grüne Frauenstatut wurde nicht beachtet, weil Paul Wagner dann nicht mehr den Spitzenplatz hätte besetzen können.
Also hat sich eigentlich die Wählergemeinschaft von der Bundespartei abgespalten und daraufhin hat sich der neue Ortsverband gegründet.
…und was halten sie vom Kompromissvorschlag, der Ortsverband verschwindet aus Marl und macht nur noch überörtliche Politik ?
Was soll das für ein Kompromiss sein. Das ist doch eine Aufforderung uns in Marl aufzulösen.
Dennoch hört man seitens der Wählergemeinschaft moderate Töne der Versöhnung.
Ja in der Öffentlichkeit um einen guten Eindruck zu hinterlassen. In Gesprächen mit Wählergemeinschaftsmitgliedern wird eher schon Tacheles geredet und deutlich gemacht, dass sie mit den Parteimitgliedern, die den Ortsverband gegründet haben keinesfalls zusammenarbeiten werden. Da wurden wir auch schon mal als „Stalinistenschweine“ bezeichnet. Soviel zu den moderaten Tönen.
Autor:Diana Hubert aus Marl |
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