Kein Baugebiet im Landschaftsschutzgebiet! fordert die Bürgerinitiative Drewer Süd
Zahlreiche engagierte Bürgerinnen und Bürger der Initiative, viele Anwohner-innen der Langehegge nutzten die von der Stadt ausgelobte Informations-Veranstaltung um ihren Unmut über das Bauvorhaben in ihrer Nachbarschaft kundzutun.
Schon während der Präsentation ergaben sich Widersprüche betreffend dem Bedarf von zusätzlichen Wohnanlagen , einer Kindertagesstätte und eines Lebensmittel- Discounter aufgrund der von der Verwaltung vorgelegten Prognosen zu Einwohner- Zahlen im südlichen Marler Stadtteil.
Unbeantwortet bleiben Fragen zur Verkehrsentwicklung, die absehbaren Folgen großflächiger Versiegelung der Böden und dem resultierenden Einfluss auf das örtliche Klima der umliegenden Wohngebiete.
Das Ziel der Politik mit dieser Veranstaltung den Bürgerinnen und Bürgern die Notwendigkeit dieser Planung plausibel zu machen und für Ruhe in Drewer- Süd zu sorgen wurde verfehlt, im Gegenteil, die Empörung hat weiter zugenommen.
André Götfert, Mitglied der
Bürgerinitiative wurde nach Präsentationen aus dem Baudezernat, dem Vorhabenträger sowie der Umwelt- Gutachten die Gelegenheit zur Verlesung einer Stellungnahme gegeben.
Die Argumente der Bürgerinitiative
Wir von der Bürgerinitiative Drewer Süd sowie unsere 1.400 Unterstützer sind besorgt. Wir sind enttäuscht und fühlen uns alleingelassen von der Politik und wir sind Sauer auf das Vorgehen der Stadtverwaltung insbesondere von dem Fachbereich Stadtplanung und integrierte Quartiersentwicklung und deren Veranwortlichen!!!
Es sind nun 6 Jahre vergangen als ein Investor versuchte genau an der gleichen Stelle ein
Neubaugebiet zu errichten. Damals wie heute hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die dagegen angegangen ist. Man hat uns damals gehört und von den Plänen abgesehen.
Warum?
Es gab keinen Bedarf, der Erhalt des Naherholungsgebiets hat in der Stadtplanung obere Priorität und auch der Investor hat respektiert, dass man nicht um jeden cent die Bürger gegen sich aufbringen sollte.
Jetzt schreiben wir das Jahr 2022! Der Druck wächst. Das Integrierte Stadtentwicklungs-konzept von 2015 fängt an zu bröckeln. Was hat sich geändert in der Stadt, welche Ziele hat man erreicht, die man sich auf Fahne geschrieben hat? Woher kommt auf einmal der Bedarf an Nahversorgung obwohl das Einzelhandelskonzept sowie das Handlungs-konzept Wohnen oder auch das Mobilitätskonzept der Stadt Marl eindeutig darauf hinweisen, dass die Nahversorgung gesichert und in der Stadt Marl flächendeckend ausreichend vorhanden gar überversorgt ist!!!
Worauf bezieht man sich? Was sind die Grundlagen für die Stadtplanung? Man verabschiedet in Ratssitzungen die notwendige Erstellung einer Klimaanalyse für die Stadt Marl. Kosten 6.500 €.
Wozu?
Na klar, man hat ja 2019 als einer der ersten 20 Kommunen in Deutschland den Klimanotstand ausgerufen! Also springen wir rauf auf den Zug der Friday for Future Bewegung. Es geht ja um Stimmen!!! Man muss also was tun in Marl. Doch was macht die Politik und die Stadtentwicklung jetzt? Alles vergessen?
Wieso will man durch die Änderung des Flächennutzungsplans eine Umwandlung der Grünfläche hin zu einem Mischgebiet erwirken und damit sowohl der Natur als auch dem Menschen und insbesondere dem Klima schaden? Die landesweite Klimaanalyse NRW hat stadtklimatische Sachverhalte untersucht und bewertet und mit der Stadt Marl zusammen im Regioplaner (der auch durch die Stadt mit dem Regionalverbund ruhr für sehr viel Geld mit entwickelt wurde) Klimatope in Kartenform dargestellt. Die Klima-analyse zeigt, dass der frei liegende Grünflächenbereich entlang der Langehegge hin zum Wellerfeldweg, einer sehr hohen und in einigen Bereichen auch zu höchst thermischen Ausgleichsfunktion dient. Betrachtet man die Stadt Marl im Ganzen sieht es eher Rot aus als Grün und führt somit zu einer ungünstigen thermischen Situation. Wieso nehmen wir uns hier ein weiteres Stück Natur, die bekanntlich der bioklimatischen Belastung positiv entgegenwirkt?
Totschlagargumente
Warum kommen nun die Totschlagargumente, wie „die Bevölkerungsentwicklung in Marl ist positiv“
Bullshit! Schauen Sie sich die Zahlen an. Die Stadt Marl weist selber am 31.12.2021 einen
Bevölkerungsrückgang von 750 Einwohnern aus. Resultierend aus der demografischen Entwicklung (mehr Sterbefälle als Geburten) und mehr Fortzüge als Zuzüge. Selbst das Landesamt für Statistik weist diese Zahlen aus und prognostiziert einen erheblichen negativen Rückgang der Bevölkerung.
Was ist zu tun?
Menschen mit Eigenheimen versorgen, um diese hier zu behalten? Das Wohnumfeld attraktiv gestalten? Die Kaufkraft in Marl stärken und die Attraktivität der Stadtmitte und die Hülser Fußgängerzone erhöhen?
Warum möchten Sie Naherholungsgebiete, Grünflächen und Ackerland zerstören und versiegeln, obwohl in allen Gutachten darauf hingewiesen wird, die Außenbereiche und Grünflächen zu erhalten, um die Naherholung zu sichern sowie das überaus wichtige
Mikroklima zu erhalten?
Sind diese Entscheidungen hinsichtlich Ausrufen des Klimanotstandes, Durchführung einer Klimaanalyse, die Erstellung eines Integrierten Stadt- und Entwicklungskonzeptes verbunden mit dem Mobilitäts- und Einzelhandelskonzept Lippenbekenntnisse, um die Bürger ruhig zu stellen?
Oder arbeitet man hier daran, die Stadt Nachhaltig zu entwickeln?
Dann sollten Sie das tun und Sie alle hier darüber nachdenken, was wir mit weiterer
Flächenversiegelung von Freiflächen und der Wegnahme von Ackerlandflächen bewirken! Denn alle genannten Konzepte und Gutachten, sowie die Studie der europäischen Kommission zum Thema
„Befestigte Flächen – verborgene Kosten“
weisen auf folgendes hin:
- Innen- vor Außenentwicklung
- Flächenrecycling
- Gegenüberstellung von Flächenangebot und Flächenbedarfen und damit einhergehende
Siedlungsentwicklungen in bereits versiegelten Bereichen
- Erhalt von Grünflächen
- Stärkung des Kleinklimas
- Beschränkung der Bodenversiegelung
Nun komme ich zu meiner Eingangsfrage zurück und damit auch zum Ende:
Was hat sich in den letzten 6 Jahren getan?
Die Bevölkerungsentwicklung ist rückläufig und es wird eine starke negative Entwicklung
prognostiziert, wir befinden uns im Klimanotstand, die Bürger kämpfen weiterhin für den Erhalt der Grünflächen, die Länder und die europäische Kommission warnt vor weiterer Flächenversiegelung, da wir mit erheblichen negative Auswirkungen auf Nahrungsmittelproduktion, Wasservorräte, Klima und Naturschutz rechnen müssen. Die ökologischen Folgen haben wiederum dauerhafte Auswirkungen auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Wenn der Flächenverbrauch und die Bodenversiegelung so weitergehen wie bisher, dann kann es sein, dass wir zukünftig nicht mehr genügend Land zur Deckung unserer Bedürfnisse haben.
gegen eine Bebauung im Landschaftsschutzgebiet
Wir sprechen uns weiterhin ganz klar gegen eine Bebauung im Landschaftsschutzgebiet aus. Und wir werden nun von 1.400 Bürger:innen, die Ihre Unterschrift geleistet haben, unterstützt. Wir werden weiterhin kämpfen, wir werden weiterhin druck machen und wir werden notfalls rechtliche Schritte einleiten. Wir werden es nicht akzeptieren, dass in der liebenswerten Stadt Marl Flächenmissbrauch für Renditeorientierte Bauträger stattfindet, obwohl genügend bereits versiegelte Fläche besteht und so schreibt es das Handlungskonzept Wohnen vor
„Der Neubau nicht auf der „grünen Wiese“,
sondern auf revitalisierten, wiedergenutzten und durch Abriss bestehender Nutzungen frei gewordener Flächen stattfinden, um unter dem Vorzeichen
einer schrumpfenden Bevölkerung mit dem zukünftigen Neubau bestehende Siedlungskerne mit ihrem Infrastrukturangebot zu stärken. Unser Klimakonto ist auf dem Weg ins Minus und wir alle hier werden diesen Deckel nicht mehr begleichen können, wenn wir so weiter machen. Diesen zahlen dann unsere Kinder, ihre Enkelkinder. Da sollten wir jetzt anfangen gegen zu steuern! Es sind Ihre Wähler gegen die Sie Politik machen.
Bürgerentscheid
Wir, die Bürgerinitiative Drewer Süd und unsere 1.400 Unterstützer werden einen Bürgerentscheid initieren!
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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