Herten zeigt Flagge

Renate Nöbe vom Fraueninformationsnetzwerk klebt allen, die wollen den Demokratie-Sticker auf.
 Foto: Stadtspiegel/Jadzinski
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Die Demonstration der extremen Partei Pro NRW gegen den Umzug und Neubau der Mosche in Langenbochum ruft 150 Demokraten auf den Plan.

Herten-Langenbochum. Es war sehr leer in der Fußgängerzone in der Hertener Mitte am Samstagmorgen. Bei den Besuchern, die sich trotz der herbstlichen Temperaturen in die Cafés gewagt haben, gibt es ein Thema, das immer wieder aufkommt „Habt ihr das gesehen? Alles voll mit grünen Autos in Langenbochum!“, erzählt eine Frau vorbeikommenden Bekanten. Zwar sind die Autos der Polizei mittlerweile teilweise auch blau, aber dass sich Großes anbahnt, konnte sich keinem Autofahrer auf der Feldstr oder der Schägel-und-Eisen-Straße verbergen.
Auf dem Markt in der Langenbochumer Mitte haben freiwillige Helfer schon früh einen Infostand aufgebaut, um klar zu machen, wo die Bürger stehen. „Herten hat keinen Platz für Rassismus“, so steht es auf einer großen, nachgebildeten Ortstafel, die das Bündnis für Demokratie in allen Größen verteilt hat.
Das Bündnis, dass aus Kirchen, Parteien und kulturellen Gruppen besteht, will nicht, dass die rechtsgerichtete Gruppe Pro-NRW das gute Verhältnis der Kulturen am Ort zerstört. „Es ist ein breites Bündnis, in dem wir viel diskutiert haben, aber in den wichtigen Fragen sind wir uns einig.“, sagt Renate Nöbe vom Fraueninformationsnetzwerk. Neben dem Stand haben die Rund 150 Bürgerinnen und Bürger jeden Alters Präsenz im Stadtteil gezeigt, mit Plakaten und Fahnen ging es zur Agnes-Miegel-Straße, wo am Gedenkstein für das NS-Lager.
„Wenn man die Angst vor anderen Kulturen schon an Gebäuden fest macht, könnten sie ja auch vor McDonads demonstrieren.“, sagt Michael Jähr vom Jugendparlament und spricht einigen aus der Seele, denn die Probleme, die Pro-NRW sieht, kennen sie nicht.
Auch beim abschließenden Treffen an der Kranzplatten konnte jeder der wollte seine Meinung in den Ring werfen. Für die Zukunft der Stadt macht sich auch Mustafa Ceylan stark, der im Haus der Kulturen eine Heimatfür sein Engagement gefunden hat.
Dass die Rechtsextremen gegen Veränderungen sind, kann er nicht verstehen „Es hat immer Veränderungen gegeben – und Zukunft ist gut“, meint er, auch wenn er selber mit dem Neubau nichts zu tun hat.
Zur selben Zeit hat sich vor dem leer stehenden Supermarkt an der Bushaltestelle Schlägel-und-Eisen-Straße eine Gruppe der Partei Pro-NRW gesammelt und schwenkt Schilder mit einem durchgestrichenem Minarett. Die mitgebrachten Banner der Stadtverbände Gelsenkirchen und Duisburg, die gegen die Islamisierung werben, gingen in der Masse der Nationalflaggen für die wenigen Zuschauer bald unter. Der Demonstrationszug zog über die Feldstraße, vorbei an der Blauen Moschee, bis zum Tor von Schägel und Eisen, wo es eine Abschluss-Kundgebung gab. Auf dem Weg wurden von Sprechern Parolen über ein Auto mit Münchener Kennzeichen in an die Passanten gerufen, die für manche Aussagen nur ein Kopfschütteln übrig hatten „Wie spüren die massiven Zuwanderungen in unseren Städten – Wir wollen unsere Städte so behalten wie sie sind!“ tönt es aus dem Lautsprecher mit einem ruhrgebietsfernen Dialekt.
„Die müssten genau so verboten werden wie alle rechten Parteien – dann müssen wir auch keine Steuergelder mehr für die zahlen.“, sagt Roger Kreft vom DGB Gladbeck, der die teils verwunderten Anwohner entlang der Kundgebungsstrecke informiert.
Die Polizei, die nach den Ausschreitungen in Dortmund sehr viel Präsenz zeigte, ist mit dem friedlichen Verlauf zufrieden „Alles im Rahmen der Absprache.“, meint Michael Franz vom Polizeipräsidium.
So konnten die Pro-NRW-Demonstranten dann auch friedlich wieder nach Hause fahren und in Herten Ruhe einkehren lassen.

Autor:

Björn Jadzinski aus Marl

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