Hauptschule ohne Lebensberechtigung

Veränderungen sind das Salz des Lebens, sie machen es schmackhaft und lassen es nicht eintönig werden. Doch es gibt auch welche, da streiten sich die Geister, ob sie Geschmack auf mehr machen oder kaum zu verdauen sind. Wie die Entwicklung im letzten Jahrzehnt in der Schullandschaft.
Nicht zuletzt in Marl schwinden den einst bestens frequentierten Hauptschulen die Interessenten weg. Beim Wechsel von Grundschule zu den weiterführenden Lehranstalten findet kaum noch einer den Weg auf die „Basisschule“. Von insgesamt 721 Kindern wollen nur 26 überhaupt dorthin, meldeten sich für diese Form der Lehranstalt.
Ganz genau kann die Hermann-Claudius-Schule bislang mit zwei Neueinsteigern in der fünften Klasse rechnen. Dass plötzlich beträchtlich mehr ihre Liebe für die Hammer Einrichtung entdecken, ist nicht anzunehmen. Allerdings dürften trotzdem weitere Anmeldungen folgen, denn die beiden Marler Gesamtschulen sind nicht verpflichtet, jeden jetzt noch Viertklässler mit Hauptschulempfehlung aufzunehmen.
Das wäre in der Willy-Brandt-Einrichtung auch gar nicht möglich, denn dort liegen bereits 209 Anmeldungen vor. Es sollen aber nur vier fünfte Klassen an den Start gehen. Klartext: Rund die Hälfte muss umdenken.
Keinen unlösbare Aufgabe erwartet dagegen die Martin-Luther-King-Gesamtschule, die 87 Neueinsteiger begrüßen kann. Mit 114 Schülern steht auch das Loekamp-Gymnasium vor keinem Planungs-Chaos.
Dafür rätselt aber jetzt schon das zusammengelegte Albert-Schweitzer-Geschwister-Scholl-Gymnasium, wie es mit 170 Zugängen weitergehen soll. Denn auch an der Hagenstraße sind lediglich vier Eingangsklassen geplant.
Derweil können die beiden Realschulen, Eckerland (44 Anmeldungen) und Ernst-Immel (73), der Entwicklung erst einmal gelassen entgegensehen. Das gilt zumindest in diesem Jahr auch für die zweite Hauptschule an der Wiesenstraße, die mit 24 Neuzugängen rechnen darf. Damit wäre eine Klasse gesichert. Außerdem besteht für das Lehrjahr 2011/12 eine Bestandsgarantie für beiden Hauptschulen. Ein Beschluss des Stadtrates, der allerdings kaum mit der Verweigerungshaltung der Kinder und deren Eltern gerechnet hat.
Will heißen: Wenn die Nachfrage das Angebot regeln sollte, dann wäre diese Schulform überflüssig. Was sie nach den Veränderungen der letzten Jahre in überschaubarer Zukunft sowieso werden wird.