Hans-Christian Ströbele gestorben

Der in Marl aufgewachsene Politiker Hans-Christian Ströbele ist gestorben.
Sein Vater arbeitete als Chemiker in den Buna-Werken in Schkopau und seine Mutter war eine Juristin. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Familie nach Marl in Westfalen. Dort legte Hans-Christian 1959 am Albert-Schweitzer-Gymnasium seine Abiturprüfungen ab. Nach seinen Abitur in Marl/Westfalen begann er Studium der Rechts- und Politischen Wissenschaft in Heidelberg und an der FU Berlin.   Seit 1969 war Rechtsanwalt in Berlin. Er gehörte 10 Jahre zum  „Sozialistisches Anwaltskollektiv“.  30 Jahre war er Verteidiger in politischen Strafverfahren.

Ende der 60er Jahre Engagement in der Studentenbewegung. 1970 bis 1974 Mitglied der SPD; Mitwirkung bei der Gründung der „Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz“, späterer Landesverband der Grünen in Berlin, Mitglied der Alternativen Liste seit 1985, zeitweise Sprecher im Bundesvorstand und im Landesverband Die Grünen.

Im linken Flügel der Grünen

Er war eine Symbolfigur vor allem des linken Flügels der Grünen und scheute Auseinandersetzungen auch mit den eigenen Parteifreunden nie - etwa mit dem früheren Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer. So war Ströbele gegen die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg, den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und die Hartz-IV-Reformen. Im Parlament stimmte er immer wieder gegen die Linie seiner Fraktion.

Ströbele blieb seinen Idealen treu

Anfang des Jahres 2002 musste er erleben, wie weit sich die Grünen von ihren Gründungsidealen entfernt hatten und glaubten, auf Personen wie ihn verzichten zu können. Auf der Landesliste für die Bundestagswahl erhielt er keine relevante Position mehr. Doch Ströbele blieb seinen Idealen treu und beschloss als Direktkandidat anzutreten. Mit dem ihm eigenen Engagement und teilweise provokanten Slogans („Ströbele wählen, heißt Fischer quälen“) schaffte er es, das als aussichtslos geltende Bestreben in das erste grüne Direktmandat für den Bundestag umzuwandeln.
Die Fraktion wählte ihn zum Vizechef, aber Ströbele lies sich nicht disziplinieren. Er stimmte gegen eine Verlängerung des Bundeswehrmandats in Afghanistan, gegen eine deutsche Kriegsbeteiligung im Irak und er demonstrierte gegen die Hartz-IV-Gesetze der rot-grünen Bundesregierung. Als Abgeordneter pflegte er einen sehr engen Kontakt zu den Menschen, die er als Delegierter im Parlament vertrat. Davon profitierte er bei der nächsten Wahl, als die Koalitionsregierung aus SPD und Grünen abgewählt wurde. Ströbele verteidigte sein Direktmandat in Berlin und konnte sogar noch 12 Prozent Stimmen hinzu gewinnen.
Dieses Mandat verteidigte Ströbele auch in allen weiteren Wahlen zum deutschen Parlament. Im Bundestag setzte er sich verstärkt für die Rechte von Menschen aus anderen Kulturkreisen und eine stärkere Kontrolle der Geheimdienste ein. Daneben zählten die Gleichheit der Bürgerrechte für alle Menschen und die Durchschaubarkeit und Unbestechlichkeit der Politik zu seinen wichtigsten Themen. Er bewies immer wieder, dass es ihm nichts ausmachte, mit seinen Ideen und Idealen auch extreme Minderheitenpositionen zu vertreten bzw. zu unterstützen.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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