Gewässerschutz in NRW entspricht nicht den veränderten Umweltanforderungen

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Mehr als 22 Jahre ist es her, dass die EU-Wasserrahmenrichtlinie beschlossen wurde. Diese sollte die Wiederherstellung natürlicher und intakter Gewässerökosysteme über Ländergrenzen hinweg - und auch in NRW - in die Wege leiten. Die Fakten zum heutigen Umsetzungsstand sind allerdings ernüchternd:

12 größere Flüsse legen zusammen mit ihren vielen kleineren und größeren Nebenläufen insgesamt 50.000 Kilometer in Nordrhein-Westfalen zurück; in Großteil der Gewässerstrecken befindet sich jedoch in keinem guten ökologischen Zustand– lediglich 7,3 Prozent erhalten eine gute bis sehr gute Bewertung. Bis 2027 soll der Anteil laut Bewirtschaftungsplan auf gerade mal 8,7 Prozent steigen. „Dabei sollten – gerade mit Blick auf den Klimawandel – langfristig stabile und gesunde aquatische Ökosysteme das Ziel jeder Politik sein. Und das schnell!“, so Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW.

Die Belastungen der Gewässer seien vielzählig. Von landwirtschaftlichen Flächen werden Pestizide und Gülle eingetragen, von Straßen Schwermetalle und polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in die Gewässer eingespült. Die Einleitungen von Berg- und Tagebauabwässern stören nicht nur den Temperaturhaushalt, sondern enthalten auch bedenklich hohe Salzfrachten sowie Schwermetalle und polychlorierte Biphenyle (PCB). Naderer: “Bisher steckt der Gewässerschutz immer noch im Vergleich zu anderen vermeintlich wichtigeren Aufgaben zurück. Viele Maßnahmen an Gewässern sind nämlich nicht verpflichtend, sondern eher freiwillig. Wenn so der Druck herausgenommen wird, darf man sich über dieses Ergebnis nicht wundern“, kritisiert die NABU-Landeschefin.

Zudem verschärfe der Klimawandel die riesigen Herausforderungen im Gewässerschutz. Die Auswirkungen wurden in den letzten Jahren durch die zunehmenden Dürreperioden und vermehrt auftretenden Starkregenereignisse deutlich. Um den damit verbundenen extremen Schwankungen des Wasserstandes gewachsen zu sein, bräuchten insbesondere unsere Fließgewässer viel mehr Raum, um sich zu entwickeln. Aktuell fehlt dieser in NRW jedoch, denn 89 % der Gewässer sind technisch ausgebaut. Begradigung oder Aufstauung und künstliche Regulierung von Gewässern führen aber immer zu einer verarmten Gewässerstruktur und somit zu einem Fehlen von Lebens- und Rückzugsräumen für diverse Lebewesen. Intakte Gewässerrandflächen bieten dafür nicht nur Tieren und Pflanzen Schutz, sondern spielen auch eine essenzielle Rolle bei der Regulierung von Hochwässern. Zusätzlich speichern Auenböden eine große Menge CO2 und sind somit extrem wichtig im Kampf gegen den Klimawandel.

Naderer: „Resiliente und funktionsfähige Gewässerökosysteme können nur erhalten werden, wenn Belastungen und Stoffeinleitungen stärker begrenzt sowie Verbau, Begradigung und übermäßige Nutzung konsequent reduziert werden.“ Dabei gehe es nicht nur um den Schutz von Natur und Umwelt, sondern auch um die wichtigste Ressource des Menschen. „Es ist ein Thema, das uns alle angeht und nur gemeinsam bewältigt werden kann. Dazu müssen Gewässer endlich als Systeme, die mit allen Bereichen unseres Lebens verflochten sind, wahrgenommen und auch so geschützt werden“, so die NABU-Landesvorsitzende.

Die letzte Woche verabschiedete Nationale Wasserstrategie zeigt zumindest, dass die zentrale Bedeutung des Themas Wasser in der Bundespolitik angekommen ist. Hier – wie in NRW - bedarf es nun einer konsequenten Umsetzung mit einer Verbesserung der finanziellen und personellen Ausstattung der entsprechenden Verwaltungsorgane und einer politischen Priorisierung des Gewässerschutzes.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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