Fukushima: Gefahren der Atomkraft bittere Realität

Bild: Geralt Pixabay Content License

Anlässlich des 13. Jahrestags der Reaktorkatastrophe von Fukushima (11. März 2011) trifft eine Delegation des Bund Naturschutz Bayern (BN) mit dem Ehrenvorsitzenden des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, in Japan die BUND-Partner*innen vor Ort sowie Opfer des schweren Nuklearunfalls.

Für den BUND war der Einsatz für eine Zukunft ohne Atomkraftwerke (AKW) ein zentrales Motiv für seine Gründung 1975. Weiger war im Jahr des Fukushima-Unglücks BUND-Vorsitzender. Er hat die anschließenden Demonstrationen in Deutschland und den zweiten Ausstiegsbeschluss mit begleitet.

Hubert Weiger, BUND-Ehrenvorsitzender:

„Die Reaktorkatastrophe von Fukushima und die nachfolgenden Ereignisse waren eine aufwühlende Zeit. Bis heute ist die Katastrophe in Japan nicht vorbei. Und bis heute arbeiten wir eng mit unseren japanischen Partner*innen zusammen. Umso mehr bestürzen Äußerungen auch in Deutschland, mit denen versucht wird, die Atomkraft wieder herbeizureden. Das ist Unsinn. Ich will alle, die es vergessen haben, daran erinnern: Wir sind in Deutschland wohlüberlegt ausgestiegen, weil die Atomkraft spätestens seit den Reaktorunfällen von Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) als letztlich nicht beherrschbare Hochrisikotechnologie gelten muss. Bis heute gibt es kein Endlager für den radioaktiven Atommüll, der für über eine Million Jahre aus allen geogenen Kreisläufen ferngehalten werden muss. Der Atomausstieg ist kein Irrweg, sondern gesunder Menschenverstand. Es war auch das Ergebnis von Jahrzehnten erbitterten gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Widerstands. Atomkraft ist gefährlich und verhindert den konsequenten naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien. Wir wollen auch alle unsere Partner*innen ermutigen, diesen Weg mit uns zu beschreiten. Für eine wirklich nachhaltige Zukunft.“

Die deutschen Atomkraftwerke können nicht mehr reaktiviert werden.

Ein AKW-Neubau bindet viel Zeit und viele Gelder, die für erneuerbare Energien fehlen. Dabei ist ungewiss, ob das Kraftwerk dann jemals in Betrieb geht. Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass Atomkraft keine Hilfe in der Klimakrise ist. Sie bremst nachweislich die Energiewende aus. Von daher bleiben Wiedereinstiegsphantasien fernab der Realität.

Gesellschaftlicher Widerstand in Japan seit Fukushima konstant

Zwar verfolgt die japanische Regierung weiterhin stur einen pro-atomaren Kurs, dennoch sind bislang nur zwölf der 33 betriebsfähigen Atomreaktoren am Netz. Das liegt nicht zuletzt am gesellschaftlichen Widerstand. Auch gegen das fahrlässige Ablassen kontaminierten Fukushima-Kühlwassers regt sich weiterhin heftige Gegenwehr. Fischer*innen und Bäuer*innen in Japan und in anliegenden Pazifikstaaten fürchten um ihre Existenzgrundlage und ihre Gesundheit.

Akiko Yoshida,

Atomexpertin der BUND Partnerorganisation FoE Japan: „Seit dem Reaktorunfall von Fukushima Daiichi sind nun dreizehn Jahre vergangen. Die Ausrufung des nuklearen Notstands ist immer noch nicht aufgehoben, die Stilllegung des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi ist immer noch im Gange, und mindestens 30.000 Menschen sind weiterhin evakuiert. Vor diesem Hintergrund wurde im August 2023 die Einleitung von kontaminiertem Wasser in den Ozean erzwungen und die japanische Regierung versucht aktiv, die Kernkraft als Beitrag zur Dekarbonisierung verkauft. Mit dem Erdbeben auf der Noto-Halbinsel am 1. Januar 2024 wurde der Betrieb von Atomkraftwerken im erdbebengefährdeten Japan erneut unweigerlich auf den Prüfstand gestellt. Da sich die Klimakrise verschärft, ist der Übergang zur Dekarbonisierung dringend erforderlich. Aber auch unter diesem Gesichtspunkt sind die gefährlichen und teuren Kernkraftwerke, deren Bau Jahrzehnte dauert, keine Lösung.“

Radioaktivität kann unabhängig von der Intensität immer negative Auswirkungen auf den Menschen haben. Das dokumentiert auch ein neues Papier der BUND Atom- und Strahlenkommission, in dem unsere Expert*innen die neuesten Studienergebnisse aufzeigen. Demnach gibt es keinen Schwellenwert, unter dem eine Erkrankung ausgeschlossen werden kann. Diese Erkenntnisse spiegeln den aktuellen Stand der Wissenschaft zum Strahlenrisiko im Niedrigdosisbereich. Der BUND fordert, sie endlich zur Grundlage für den Strahlenschutz zu machen. Schließlich wird die Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten weiter belastet, durch die Arbeiten am Rückbau der Atomanlagen mit Freigabe großer Mengen kontaminierten Materials, die Lagerung und Konditionierung großer Mengen radioaktiver Stoffe und die langfristige Existenz von Zwischenlagern.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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