Forsthaus bleibt nur ein Hilferuf
„Es ist dramatisch“, erklärt Gisela Brauckmann, Vorsitzende des Trägervereins des Fortshaus Haidberg. „Wenn sich nichts ändert, muss die Umweltwerkstatt am Ende des Jahres ihre Türen endgültig schließen.“
Will heißen: Wenn die Marler Politik nicht umgehend handelt, lässt sie die nächste Einrichtung ausbluten, in der Kinder und Jugendliche unabhängig ihrer finanziellen Situation ein lebenswertes Stück Marl kennenlernen.
8000 Kinder pro Jahr sind Gast in dem Jugendhaus, das mitten in der Natur liegt. Dort erforscht der Nachwuchs kindgerecht, aber professionell die Geheimnisse des Waldes. Seit 25 Jahren. Von der ersten Stunde packte auch Gisela Brauckmann an, der die Sorge über die Zukunft von den Augen abzulesen ist. „Ich kann es kaum fassen, dass die Stadt es soweit kommen lässt. Die Situation ist schon lange bekannt“, moniert die Vorsitzende und fordert: „So etwas darf die Stadt doch nicht zulassen. Die wissen doch, wie wichtig diese Einrichtung für Kinder ist.“
Das soziale Gleichgewicht kippt augenscheinlich immer mehr in der Chemiestadt. Die eklatanten Haushalts-Probleme der Kommune baden vor allem die finanziell schwächer gestellten Menschen aus - und die Einrichtungen wie Institutionen, die sich für sie engagieren.
Das Aus der Vorzeige-Einrichtung zwischen Haltern und Marl wäre für viele Kinder eine Katastrophe. Stadtranderholungen, Freizeiten, aber auch Ferien-Angebote für die Jugendlichen, die sich keinen Urlaub leisten können, würden ersatzlos gestrichen werden. Und das nach einer jahrzehntelangen unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Die nach den Belegungszahlen immer noch eine ist.
Durchschnittlich 8000 Kinder und Jugendliche - damit Vollauslastung - beherbergt das Forsthaus mitten in der spannenden Natur, die die kleinen Gäste unter Anleitung erforschen und aus ihr lernen. Ohne ein mittelschweres Wunder dürfte die wertvolle Einrichtung zum Jahresende nur noch zu Marls Geschichte gehören. Und wahrscheinlich ein weiteres städtisches Gebäude sein, dass nach der Schließung vor sich hinrottet.
Das sich die monetäre Situation überhaupt so zuspitzen konnte, dafür ist im wesentlichen die Stadt verantwortlich. Zwar fließt aus der Marler Kasse 52.000 Euro pro Jahr ans Forsthaus, rund 10.000 Euro kassiert die Stadt aber wieder für Miete und Nebenkosten ein. Doch den Trägerverein drücken jährlich um die 140.000 Euro. Die Gäste, darunter auch Schulklassen, zahlen für die Nutzung zudem lediglich Materialkosten. Die Gewinnspanne tendiert entsprechend gen null. Allein, genau das ist auch Sinn der Einrichtung: Natur erleben, kennenlernen - und zwar für Kinder aller sozialer Schichten. Das heißt: Die einzigartige Umweltbildungsstätte und Naturwerkstatt darf keinem verschlossen bleiben, muss für jeden bezahlbar sein.
Ein Konzept, das naturgemäß Geld kostet und nicht abwirft. Aber als Erlebnis unbezahlbar für die Heranwachsenden ist.
Das alles wird bereits mit einem minimalen Personalaufwand geführt: Ina Georg ist die einzige Angestellte, die mit einer halben Stelle das Forsthaus führt.
Aus dem Finanz-Dilemma gibt es eigentlich nur einen Ausweg: Marler Ratsmitglieder mit Idealen, Ideen und Rückrat. Denn der nächste Haushalt entscheidet, ob das Forsthaus Haidberg eine Zukunft hat - und die Marler Jugend eine Chance, die Natur zu erleben.
Autor:Mariusch Pyka aus Marl |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.