Umwelt
Flächenverbrauch: Jeder Quadratmeter mehr ist zu viel
Immer neue Gewerbegebiete, Wohnhäuser oder Straßen: In Deutschland werden täglich rund 55 Hektar Landschaft verbraucht. Das entspricht jährlich der Größe der Stadt Hannover oder 1,3-mal dem Festgelände des Oktoberfests in München.
Laut ihrer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie hatte die Bundesregierung zum Ziel, bis 2020 nur noch 30 Hektar zu verbrauchen. Dieses Ziel hat sie erkennbar gerissen, bemerkt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: “Anstatt nun entschieden gegen den viel zu großen Flächenverbrauch vorzugehen, verschiebt die Bundesregierung die Bürde einfach auf die kommenden Generationen. Unter 30 Hektar bis 2030 als Ziel zu benennen, kommt nicht annähernd an das ran, was gebraucht würde. Wir fordern klar, nur so viel Fläche zu verbrauchen, wie gleichzeitig entsiegelt wird. Wir brauchen die Flächen für die Wiederherstellung der Natur so wie es zum Beispiel auch das Nature Restoration Law vorsieht, dem das Europäische Parlament erst kürzlich zugestimmt hat.”
Aus Sicht des NABU muss eine effektivere Nutzung bereits erschlossener Flächen in den Vordergrund rücken. Geschieht dies nicht, besteht die Gefahr einer sich immer weiter verschärfenden Konkurrenzsituation: Um Klima und Natur zu schützen, wird der Bedarf an ungenutzten Flächen größer werden. “Dabei geht es auch um unsere eigenen Lebensgrundlagen. Unbebaute Flächen spielen eine wichtige Rolle zum Beispiel beim Hochwasserschutz”, so Miller weiter. “Auch mit Blick auf die immer heißer werdenden Sommer benötigen wir freie Flächen, die dabei helfen, zu kühlen. Unser Boden ist eine endliche Ressource, das muss allen klar sein.”
nachhaltiges Flächenmanagement
Der NABU hat erstmals im Jahr 2011 den „30-Hektar-Tag“ als bundesweiten Aktionstag für nachhaltiges Flächenmanagement ins Leben gerufen. Er fällt jeweils auf den Tag im Jahr, an dem die laut 30-Hektar-Ziel verfügbare Fläche für das gesamte Jahr aufgebraucht ist – in diesem Jahr ist das der 19. Juli.
2019: 08. Juli (58 Hektar pro Tag, Erfassungszeitraum 2014-2017)
2020: 14. Juli (56 Hektar pro Tag, Erfassungszeitraum 2015-2018)
2021: 30. Juli (52 Hektar pro Tag, Erfassungszeitraum 2016-2019)
2022: 22. Juli (54 Hektar pro Tag, Erfassungszeitraum 2017-2020)
2023: 19. Juli (55 Hektar pro Tag, Erfassungszeitraum 2018-2021)
gate ruhr in Marl ist ein negatives Beispiel für den Flächenverbrauch
Der hohe Flächenverbrauch befördert das Artensterben und die Ressourcenknappheit und erschwert die Bewältigung der Klimakrise. Durch die Versiegelung werden Lebensräume zerschnitten. Sie beeinträchtigt den Grundwasserhaushalt und sorgt für höhere CO2-Emissionen, da neue Siedlungen und Verkehrsflächen mehr Verkehr verursachen. In Städten überhitzen Stadtviertel, weil die Verdunstungskälte unversiegelter Flächen fehlt.
verbindlicher Grünflächenschutz
Es braucht ein stärkeres Bewusstsein für die Folgen des ungebrochen hohen Flächenverbrauchs, den wir uns auch angesichts stagnierender Bevölkerungszahlen nicht mehr leisten können. Um das zu schaffen, sind konsequente Maßnahmen nötig. Dazu gehören u.a. konkrete Reduktionsziele, die von Bundes- bis auf kommunaler Ebene heruntergebrochen und umgesetzt werden, eine effektivere Nutzung der Flächen, die wir bereits beanspruchen, einen verbindlichen Grünflächenschutz und eine Modernisierung veralteter Vorschriften des Baurechts.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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