Eklat im Stadtrat um Marls ehemaligen Bürgermeister Rudi Heiland

Bürgermeister Rudolf Heiland | Foto: Marl
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Im Rat der Stadt Marl kam es zu heftigen Auseinandersetzungen über den ehemaligen Bürgermeister Rudi Heiland. Hier einige Fakten aus seinem Leben. Rudolf-Ernst Heiland wurde am 8. September 1910 in Hohndorf geboren. Er starb am 6. Mai 1965 in Marl. Heiland war ein umstrittener Politiker, Mitglied bei den Parteien SPD, SAPD, LO, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und 1948/49 Mitglied des Parlamentarischen Rates.

Der ehemaligen Bürgermeister war eine umstrittene Persönlichkeit, deren politisches Wirken eng mit der Entwicklung der Stadt Marl verbunden war. Heiland forcierte prestigeträchtige teure Bauprojekte.
In einem rasantem Tempo entstanden das Theater Marl (1953), Hans-Böckler-Berufskolleg (1953), das erste eigene Gebäude für die insel-VHS (1955), heute Sitz des Grimme-Institut ist. Die Paracelsus-ritikernKlinik (1955), die als modernster Krankenhausneubau in Europa galt, oder das heutige Albert-Schweitzer-/ Geschwister-Scholl-Gymnasium (1958). 1960 wurde der Grundstein für das Rathaus gelegt, für das Heiland sich mit Nachdruck eingesetzt hatte. 1964 wurde der Grundstein für eine Schule nach Plänen des Architekten Hans Scharoun, die heutige Scharounschule gelegt. Die Lobeshymnen sind verstummt. Die Prophezeiungen von Kritikern gingen in Erfüllung. Alles Gebäude deren Sanierung den Marler Steuerzahler Millionen Euro kosteten und noch kosten werden. Die Folgekosten spielten für ihn und seine SPD Fraktion keine Rolle. Die Kassen leer, die Stadt verschuldet. Heute ist der stolze Traum von Heilands Marl ausgeträumt. Das Rathaus ist ein Sanierungsfall der Millionen kosten wird. Heiland focht es nicht an, daß seine großzügigen Bauvorhaben zum Teil mit Schulden finanziert wurden. Das Erbe der früheren SPD Politiker ist nicht einfach , sie gaben das Geld mit vollen Händen aus, Rücklagen für schlechtere Zeiten wurden nicht gebildet.

Leben und Beruf

Heiland kam 1912 mit seinen Eltern nach Marl, wo sein Vater Arbeit gefunden hatte. Von 1925 an arbeitete er als Hilfsmonteur beim örtlichen Elektrizitätswerk.
1933 aus politischen Gründen aus dem städtischen Dienst entlassen, danach in Gelsenkirchen und Wesermünde im Fischgroßhandel. 1936 Verhaftung und Verurteilung zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus wegen "Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens", Vollzug Februar 1936-November 1938 in Celle. 1939-1945 als Hilfsarbeiter in den damals deutschen Ostgebieten dienstverpflichtet, zuletzt in Danzig. 1945 kehrte er nach Marl zurück und machte sich als Kaufmann selbständig.

Partei

Heiland gehörte seit 1924 der SAJ und 1928 der SPD an. 1931 schloss er sich der neu gegründeten SAPD an, wechselte 1932 zur trotzkistischen LO und war im Widerstand gegen den Nationalsozialismus in der aus dieser hervorgegangenen IKD aktiv. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er wieder der SPD bei, wurde deren Ortsvorsitzender in Marl und gehörte auch dem Vorstand des Parteibezirks westliches Westfalen an.

Abgeordneter

Heiland gehörte dem Rat der Stadt Marl seit 1945 und dem Kreistag des Kreises Recklinghausen seit 1946 an. Von 1947 bis 1949 war er Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen. Heiland war 1948/49 Mitglied des Parlamentarischen Rates. Er gehörte dem Deutschen Bundestag seit dessen erster Wahl 1949 bis zu seinem Tode 1965 an. Er wurde von Bundestagspräsident Dr. Erich Köhler am 22. März 1950 wegen unparlamentarischen Verhaltens für acht Sitzungstage ausgeschlossen, nachdem er gemeinsam mit Herbert Wehner und einigen anderen SPD-Abgeordneten den rechtsextremen und zuvor ebenfalls ausgeschlossenen Abgeordneten Wolfgang Hedler aus dem Ruheraum für Abgeordnete vertrieben hatte, wobei Hedler eine Treppe heruntergefallen war. Heiland zog immer über die nordrhein-westfälische Landesliste seiner Partei ins Parlament ein.
Einen weiteren Beweis für seine eigenwilligen Handlungen lieferte Heiland 1962, als er sich in Besitz eines persönlichen Briefes brachte, den der damalige NRW-Kultusminister Werner Schütz an die Marler CDU geschrieben hatte. Heiland, damals auch Bürgermeister von Marl, öffnete den Brief und kopierte den Inhalt. Der Verstoß gegen das Briefgeheimnis wurde bekannt und er wurde nach seiner Rechtfertigung gefragt. Seine Antwort lautete aber lapidar. „Das lassen Sie mal meine Sorge sein.“

Öffentliche Ämter

Heiland war von 1946 bis zu seinem Tode Bürgermeister der Stadt Marl. Die sprudelnden Einnahmen der Gewerbesteuer, insbesondere der Chemischen Werke Hüls, verwendete er für eine ehrgeizige und aufwendige Stadtplanung. Er plante mit der SPD die neue Stadtmitte mit dem Rathaus (Architekten van den Broek und Bakema, Bauzeit 1960 - 1967), zu Lasten der bestehenden alten Stadtteile. Er beauftragte den Architekten Hans Scharoun mit dem Bau einer Grundschule an der Westfalenstraße, der heutige Scharounschule, deren Sanierungskosten explodierten.

Das Ende der Karriere

Anfang der 60er Jahre warfen Geldgeschäfte, die Heiland und der damalige Kämmerer am Rat der Stadt vorbei mit einem (später als betrügerisch entlarvten) Bankier gemacht hatten, einen Schatten auf seine Karriere. Man schätzt das es hier um einen Verlust für die Stadt Marl von 1,55 Millionen ging. In den Jahren 1962 und 1963 hatte Marls Kämmerer Dr. Seyfert dieses Geld auf Anweisung Heilands, am Stadtrat vorbei, überwiesen. Sechs Tage vor Heilands Tod platzte der erste Scheck in Höhe von 50000 DM der zur Rückzahlung fällig gewesen wäre. Erst Recherchen des Heiland-Nachfolgers Immel und des Marler Amtsdirektors Oehler in Berlin brachten Licht in die Transaktion.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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