Reallabor Radschnellweg in Marl
Eine eigene Fahrspur für die Radfahrer
Im Sinne einer desolaten Haushaltslage kann Kritik berechtigt sein. Sie ist aber selten angenehm. Konstruktive Kritik der Bürgerfraktion-Marl setzt genau hier an.
Für den Klimaschutz soll der Kraftfahrzeugverkehr unter allen Umständen in Marl reduziert werden. So das „Kernteam“ Radentscheid mit Ihrem Sprecher „Ludger Vortmann“. Kosten der Stadt für den Radentscheid bis 2028 insgesamt 64 Millionen € – vorausgesetzt, dass Fördermittel fließen.
Sind diese Maßnahmen in der derzeitigen wirtschaftlichen und finanziellen Lage unserer Stadt noch tragfähig?
Die Verwaltung gibt zu bedenken: Die Umsetzung des Radentscheids benötigt Zeit. Wer vorschnell handelt, riskiert Abgaben für die Anlieger und die Streichung von Fördermitteln.
Eine eigene Spur für die Radfahrer
Es ist geplant, dass die Maßnahme im Frühjahr 2023 durchgeführt und dass diese mindestens drei Monate lang getestet wird. Für den Kraftverkehr wird die Fahrbahn in dieser Zeit auf eine Spur in jede Richtung verengt. Die beiden Spuren sollen ausschließlich dem Radverkehr zur Verfügung gestellt werden.
Skepsis bei der Bürgerfraktion-Marl zum Thema Fahrspurreduzierung
Hintergrund dieser Maßnahme ist das 2019 beschlossene Mobilitätsgesetz, einem offiziellen Leitfaden der Verkehrsplanung, der bis 2035 eine möglichst klimaneutrale Umgestaltung der Marler Verkehrsflüsse vorsieht. Radfahrer und Fußgänger sollen erheblich mehr Platz bekommen. In Zukunft sollen alle noch vorhandenen vierspurigen Straßen im Stadtgebiet, also Herzlia-Allee, Willy-Brandt-Allee, Rappaportstraße sowie Teile der Berg- und der Hervester Straße für den Kraftverkehr auf eine Spur pro Fahrtrichtung zurückgebaut werden.
Während dieser Testphase werden Verkehrszählungen durchgeführt, die den tatsächlichen Nutzungsgrad der Fahrspuren ermitteln. Danach wird der alte Zustand wiederhergestellt. Die Auswertung der Daten soll die Basis für die Beantragung von Fördermitteln des Landes liefern und so die Umgestaltung in den kommenden Jahren dauerhaft sichern.
Auch von den Bürgerinnen und Bürgern hagelte es Kritik
Im Prinzip sind diese sogenannten „Fahrradstraßen“ ja dann für Kraftfahrzeuge gesperrt. Autos, Motorräder und Lastwagen dürfen dort nicht fahren. Auch für Fußgänger, Rollerfahrer oder Inline-Skater dürfte diese Fahrbahn ja theoretisch tabu sein. Und dann ist es keine Bevorteilung für Radfahrer?
70 Millionen € Defizit in der Haushaltskasse und fast 100 Millionen € für eine Rathaussanierung
Dieser Beschluss, der wieder einmal wie so viele andere Projekte in Marl nur auf Erhalt von Fördermitteln setzt, muss unverzüglich zurückgezogen werden. Mit einer unkontrollierbaren Erhöhung der Kosten ist zu rechnen und unter den jetzigen Umständen nicht durchführbar.
Aus diesen Gründen wird unsere Fraktion dieser Beschlussvorlage 2022/0469 Reallabor – Radschnellweg Hervester Straße / Willy-Brandt-Allee nicht zustimmen, so Wilfried Labsch, Fraktionsvorsitzender der Bürgerfraktion Marl.
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