Diskussionsabend zum Thema sexueller Missbrauch in der Kirche

Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Moderator Fabian Hölscher, Interventionsbeauftragter Peter Frings und Präventionsfachkraft Judith Pieper (von links) informierten und beantworteten Fragen der Teilnehmer.
  • Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Moderator Fabian Hölscher, Interventionsbeauftragter Peter Frings und Präventionsfachkraft Judith Pieper (von links) informierten und beantworteten Fragen der Teilnehmer.

  • hochgeladen von Siegfried Schönfeld

„Wir haben in der Vergangenheit Fehler in Einschätzungs- und Umgangsfragen gemacht. Aber wir lernen. Heute bemühen wir uns mit ganzem Herzen und Gewissen, alles transparent und unabhängig aufzuklären und konsequent mit den Tätern umzugehen“, versprach Dr. Stefan Zekorn, Weihbischof der Region Coesfeld/Münster/Warendorf, zum Abschluss eines Informations- und Diskussionsabends in Recklinghausen zum Thema sexueller Missbrauch. Die Pfarrei Liebfrauen hatte dazu in das Petrus-Haus eingeladen.

fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen

Ein Priester des Erzbistums Köln, der bereits 1972 wegen „fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen“ zu einer Haftstrafe und 1988 wegen sexueller Handlungen an Minderjährigen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden ist, war von 1978 bis 1985 als Pfarrverwalter in der damals noch eigenständigen Pfarrei Petrus Canisius in Recklinghausen tätig.
Rund 50 Teilnehmer hörten den Ausführungen des Weihbischofs, des Interventionsbeauftragten Peter Frings, des Leiters der Hauptabteilung Seelsorge-Personal Karl Render sowie der Präventionskraft und Pastoralreferentin Judith Pieper aufmerksam zu und suchten den Austausch mit ihnen.

Doch es ist nichts passiert

„Ich stehe entsetzt vor der Verantwortungslosigkeit, dass man Pfarrer A. mit dem Wissen um die Missbrauchstaten in unsere Pfarrei geschickt hat“, sagte Zekorn. Ihn mache dieser Fall besonders fassungslos. Denn Zekorn ist in der Pfarrei Petrus Canisius aufgewachsen. „Er war mein Heimatpfarrer“, erklärte er und fügte hinzu: „Ich habe 1985, einige Monate nach meiner Priesterweihe, davon gehört und es auch an verschiedenen Stellen angesprochen. Doch es ist nichts passiert“, berichtete er. „Was würde denn heute passieren?“ Diese Zwischenfrage aus dem Publikum beantwortete Render sofort: „Hätten wir heute einen so eindeutigen Fall, würde der Priester per Dekret des Bischofs aus dem Priesterdienst sofort ausscheiden und das Laisierungsverfahren eingeleitet.“

 Priester zur Verantwortung gezogen 

Wenn sich Betroffene melden, sei es immer wichtig, die Schritte mit ihnen zu gehen. „Wie früher mit ihnen umgegangen wurde, ist unsäglich“, räumte Zekorn ein. Heute gebe es zwei unabhängige Ansprechpartner beim Bistum Münster, an die sich betroffene Menschen wenden könnten. „Sie können auch Kontakt zur Beratungsstelle ‚Zartbitter‘ und zur ‚Selbsthilfegruppe Rhede‘ aufnehmen oder eine Opferanwältin kontaktieren“, informierte Frings. Er motiviere die Betroffenen, den Weg mitzugehen, damit die Priester zur Verantwortung gezogen werden könnten. „Auf der einen Seite möchten wir Klarheit, aber auf der anderen Seite respektieren wir natürlich auch den Wunsch der Betroffenen, mit dem Erlebten nicht an die Öffentlichkeit gehen zu wollen“, betonte Zekorn.

Historikerkommission der Universität Münster

Frings, der seit sieben Monaten als Interventionsbeauftragter beim Bistum arbeitet, informierte zudem darüber, dass zurzeit eine Historikerkommission der Universität Münster damit beschäftigt sei, die Personalakten seit 1945 zu sichten und auszuwerten. Zusätzlich werde eine weitere Stelle eines Interventionsbeauftragten geschaffen sowie eine weitere unabhängige Ansprechperson für Betroffene beauftragt.

Hilfe

Ansprechpartner für Betroffene sind im Bistum Münster Bernadette Böcker-Kock, Telefon 0151/63404738, und Bardo Schaffner, Telefon 0151/43816695.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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